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Es ist Mitternacht. Janet schläft und sieht nich kränker aus als die letzten Tage, falls das geht. Wenn sie die Augen öffnet sind ihre Pupillen milchig und trüb und ich frage mich ob sie überhaupt noch richtig sieht. Ihre Fingernägel sind blau unterlaufen. Immer wieder zittert sie vor Kälte oder hat Schweiß ausbrüche. Wenn sie wach ist lächelt sie mich immer schwach an und murmelt ganz leise, dass alles gut wird.
Aber nichts wird gut. Meine Schwester stirbt und ich kann nichts dagegen tun.

René war heute morgen noch einmal hier und hat mir Frühstück gebracht. Er meinte, dass ich mich ablenken sollte, doch ich wollte und konnte nicht. Ich will bei ihr bleiben und ihre Hand halten.

Ihre Haut ist abwechselnd Feuer oder Eis, es ist erschreckend. Trotzdem ihrer Temperaturen ist ihre Haut trocken wie Sandpapier. Ihre Fänge ragen über ihre Lippen und immerwieder beißt sie sich ausersehen selber. Zum Glück scheint davon keine Schmerzen zu bekommen.

"André...", flüstert Jan und ihre Augenlider flattern auf. Tränen sammeln sich in ihren Augen. Ich bin mir sicher, dass sie daran denkt, dass er sie zum sterben zurück gelassen hat.

Ich drücke ihre Hand kurz und hole dann Wasser für sie. Vorsichtig trinkt sie, wobei ich das Glas halten muss.

Als ich es wieder ab setze wispert sie.

"Er ist hier. Mike. Er ist zurück." Ein Lächeln ziert ihr krankes Gesicht.

"Er ist hier." Ich weiß nicht was sie damit meint, doch als ein paar Sekunden später die Tür auf geht, sehe ich wer er ist.
André kommt schnell aufs Bett zu gelaufen und zieht sie in seine Arme.

"Es tut mir so leid!", sagt er und hält sie in seinen Armen. Ich will ihn anschreien, dass er kein Recht hat sie anzufassen und dass er sie in Ruhe lassen soll, aber dafür ist Janets Gesichtsausdruck zu glücklich. Tränen laufen über ihre weißen Wangen. Ihre schwachen Arme um auf seine Schultern gelegt beugt sie sich ein Stück zurück.

"Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen. Ich dachte du hättest mich zum sterben zurück gelassen!", ihre Stimme ist so schwach und so viele Tränen kullern aus ihren Augen. Jan scheint so glücklich André zu sehen, obwohl dass alles nur wegen ihm passiert ist.

Ich drehe mich um und gehe. Ich will dass nicht sehen. Egal wie meine Schwester sich freut, ich kann den Vampir nicht leiden.

Erbin Des BLUTES #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt