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- Zeitsprung von einem Monat -

Endlich ist es soweit. Heute Abend werde ich die, die der einzige Grund dafür sind, dass ich noch am Leben bin, live sehen. Eigentlich will ich mich freuen, nur es geht einfach nicht. Mir geht es beschissen. Ich ritze mich jetzt seit einem Monat wieder täglich und komme nicht mehr davon weg. Ich kann einfach nicht mehr aufhören. Es tut so gut. Außerdem habe ich seit Wochen fast gar nichts mehr gegessen. Ich habe überhaupt keinen Appetit mehr. Mir ist bewusst, dass das nicht gesund sein kann aber es geht nicht anders. Ich bin schwächer als je zuvor. Meine Gedanken zerfressen mich immer mehr. Aber ich bin noch am Leben ich habe es bis zu diesen Punkt geschafft und werde nun heute auf dieses Konzert gehen.

Es ist 10 Uhr. Um 12 Uhr fährt mein Zug ab und um 14 Uhr bin ich dann, wenn alles klappt, in München. 6 Stunden vor Konzertbeginn. Ich begebe mich ins Badezimmer. Als ich einen kurzen Blick in den Spiegel werfe, schüttelt es mich. Ich sehe wirklich schrecklich aus. Man kann mich echt nicht mehr als Mensch bezeichnen. Eher als abgemagerte, blasse Gestalt mit dunklen Augenringen. Ich wasche schnell mein Gesicht und putze meine Zähne. Bewusst sehe ich nicht mehr in den Spiegel, da ich mein Spiegelbild selbst nicht mehr ertragen kann. Wie konnte es nur so weit kommen? Doch es ist zu spät, ich stecke einfach zu tief drin und werde so schnell auch nicht mehr herauskommen.

Zurück in meinem Zimmer hole ich eine schwarze skinny Jeans und einen schwarzen oversized Hoodie aus meinen Schrank und ziehe beides anschließend an. Eigentlich ist der Hoodie viel zu warm für das Konzert aber niemand darf meine Arme sehen. Die Clique ist mega liebeswürdig und hilfsbereit aber sie sollen mir nicht helfen. Die meisten haben auch selbst genug Probleme und sollen sich nicht auch noch mit  meinen beschäftigen. Ich muss da selbst herauskommen. Anschließend binde ich natürlich auch noch mein schwarzes Lederarmband um mein Handgelenk, wie jeden Tag. Daraufhin versuche ich mit Blush und Bronzer ein bisschen Farbe in mein Gesicht zu zaubern, was mir nicht wirklich gelingt. Naja ein kleines bisschen besser sieht es schon aus. Zum Schluss trage ich noch eine dicke Schicht Concealer und ein bisschen Mascara auf. So das ist jetzt wohl meine Konzertlook. Atemberaubend und spektakulär.

Ich packe meine Sachen für die Nacht im Hotel in einen kleinen schwarzen Rucksack und laufe dann nach unten. Ich verlasse das Haus ohne irgendjemanden aus meiner Familie Bescheid zugeben und mache mich auf den Weg zum Bahnhof, der am anderen Ende der Stadt liegt. Als ich nach 20 Minuten zu Fuß endlich ankomme, fährt auch schon der Zug nach München in den Bahnhof. Ich steige ein und suche mir einen freien Platz am Fenster. Der Zug setzt sich in Bewegung und über die zwei Stunden fliegen Städte, Wälder und Felder an mir vorbei bis er schließlich in München anhält und ich aussteige.

Es wird immer spannender🌚. Was wird wohl auf dem Konzert passieren?👀
Feedback ist immer erwünscht💫.

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