We were walking on moonlight

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Am nächsten Morgen stand ich ziemlich müde auf, wie immer, wenn ich alleine schlief. Meine Mutter, die ich im nächsten Raum antraf, welcher als Wohnzimmer diente, sah ebenfalls sehr müde und erschöpft aus. Ihre Augen waren rot und geschwollen und ich wusste, dass sie wieder geweint hatte. Wir redeten nicht sehr viel miteinander, das taten wir nie. Seit mein Vater tot war, war sie einfach nicht mehr sie selbst. 

Ich ging die langen Gänge der Ark entlang und suchte nach Monty und Jasper. Auf dem Weg kamen mir ein paar Wachmänner entgegen, unter ihnen Bellamy Blake. Er sah ja wirklich anziehend aus, aber versprühte jedes Mal so einen Macho-Charme, dass ich lieber gleich weiter ging, bevor ich noch angesprochen wurde. Man hörte viel von ihm, das meiste beinhaltete aber, dass er seine Position ziemlich ausnutzte. Ich wollte nicht noch mal Opfer eines solchen Typen werden.

Ich versuchte Ruhe zu bewahren und beschleunigte meine Schritte, ich wollte so schnell wie möglich weg von diesen Typen. Die jüngeren Männer der Wache waren oftmals sehr unfreundlich und aufmüpfig, es war nicht selten, dass man von ihnen angesprochen, angebaggert oder angepöbelt wurde. Dieses Mal hatte ich Glück.

Jasper fand ich in seinem Zimmer, seine Mutter hatte mich glücklicherweise rein gelassen. Er saß auf dem Boden und bastelte an seiner Brille herum, die er ständig mit sich trug. Ich musste kurz schmunzeln, weil sein Zimmer genau so schrecklich aussah, wie meines. Wenn Monty das sehen würde, dann würde er eine Krise kriegen. Jaspers Zimmer war allerdings kleiner als das von Monty oder mir. Er hatte lediglich ein Bett und einen Schrank bei sich stehen, für mehr war kein Platz. Dafür lagen seine ganzen Sachen auf dem Boden verteilt.

„Ich dachte Monty wäre bei dir", begrüßte ich ihn mehr oder weniger und setzte mich zu ihm auf den Boden. Er war so konzentriert und beschäftigt mit seiner Brille, dass er nicht mal hoch guckte.

„Ja der kommt gleich, holt noch was", murmelte er und werkelte noch immer an seiner Brille herum.

Genervt seufzte ich, denn ich wusste genau, was er mit „holt noch was" meinte. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass die Beiden sich immer wieder strafbar machten. Irgendwann würden sie deswegen ins Gefängnis kommen und dann würde ich sie nie wieder sehen, dann hätte ich niemanden mehr. Allein bei dem Gedanken stiegen mir Tränen in die Augen. Wenn es um Jasper und besonders Monty ging, dann hatte ich so starke Verlustängste, dass ich mir ständig Sorgen machte und teilweise nicht schlafen konnte. Aber sie waren zu leichtgläubig und dachten gar nicht daran, dass sie jemals erwischt werden würden.

Monty betrat nun auch endlich das Zimmer, setzte sich zu uns auf den Boden und packte das Zeug aus. Jasper unterbrach sofort seine Beschäftigung und widmete sich mit einem Strahlen dem Päckchen, welches genau vor seiner Nase lag.

„Sind meine Eltern schon weg?", erkundigte er sich. Sie sollten ja keinesfalls mit kriegen, dass ihr Sohn Drogen konsumierte.

„Gerade eben gegangen", antwortete Monty, der sogleich auch noch ein paar Sachen auspackte, damit Jasper ihren Joint bauen konnte. Monty überließ das immer Jasper, weil dieser wohl besser darin war. Das sagte er jedenfalls immer, ich verstand ja nicht viel davon.

Nachdem Jasper dann fertig war zündete er es an, zog stark daran und blies einige Sekunden danach den ekelhaft riechenden Rauch aus. Ich stülpte sofort mein Oberteil über meine Nase, damit ich nicht zu viel davon einatmen musste. Es roch wirklich widerlich und ich verstand nicht, wie die Beiden das toll finden konnten. Probiert hatte ich es ein einziges Mal und fand es überhaupt nicht toll, vor allem das starke schwitzen hatte mich gestört.

Jasper zog noch ein paar Male daran und übergab es dann Monty, der ebenfalls gleich einen Zug nahm. Beide lächelten die ganze Zeit und lehnten sich entspannt zurück. Manchmal kicherten sie auch oder alberten herum, doch meistens blieb es eher beim entspannen, liegen und lächeln. In der Zeit konnte man sich kaum mit ihnen unterhalten, weil sie es einfach nie ernst nahmen. Und jedes Mal sagte ich ihnen was ich davon hielt und dass sie damit aufhören sollten. Auch dieses Mal schaute ich Monty vorwurfsvoll an.

„Warum schaust du mich denn schon wieder so an?", kicherte er leicht und Jasper stieg mit ein, der nun wieder den Joint in der Hand hielt. Ich hatte immer wieder Angst, dass jemand überraschend herein kommen und uns erwischen würde. Ich konnte auch einfach gehen und wäre somit fein raus, doch ich blieb, wie immer.

„Du weißt ganz genau, dass ich das nicht toll finde. Außerdem stinkt das Zeug", beschwerte ich mich aufs Neue. Jasper fing plötzlich stark an zu husten, lachte kurz darauf und versuchte zu erklären, dass er zu stark gezogen hatte. Monty lachte ihn deshalb aus und reagierte überhaupt nicht auf meine Aussage. Erst als er bemerkte, dass ich ihn nun leicht angesäuert beäugte fiel ihm wohl ein, was ich gerade gesagt hatte. Er setzte sich etwas näher zu mir, streckte seinen Arm aus und zog mich zu sich heran.

„Nun guck mich doch nicht so an, uns passiert schon nichts", versuchte er mich zu beschwichtigen, ließ mich aber nicht los. Ich seufzte, denn es brachte ja eh nichts und auch wenn ich es wollte, aber ich konnte ihm nicht lange böse sein und Jasper auch nicht. Also ließ ich es wieder über mich ergehen und sah ihnen stumm zu, während Monty mich im Arm hielt.

Es vergingen bestimmt Stunden, in denen ich den Beiden immer wieder etwas zu trinken holen durfte, weil sie einen so trockenen Hals hatten und zu breit waren um zu laufen. Nachher hatten wir es uns dann nebeneinander auf dem Boden bequem gemacht und sahen uns nun liegend die Decke von Jasper an. Zum Glück ließ die Wirkung irgendwann nach und man konnte wieder mit ihnen reden. Es war allerdings auch schön mit ihnen einfach nur zu entspannen und die Gegenwart der Anderen zu genießen.

„Geht ihr eigentlich zu der Feier morgen?", fragte ich sie. Bei Jasper war ich mir schon fast sicher, da er ja immer darauf hoffte ein Mädchen herum zu bekommen. Monty allerdings war nicht so der Fan von solchen Sachen, tanzen mochte er nicht und traute sich auch nie.

„Natürlich", antwortete Jasper euphorisch und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, dass er wieder ein breites Grinsen im Gesicht trug.

„Und du Monty?" Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihn an, während er immer noch an die Decke starrte. Er sah unschlüssig aus und ich konnte seine Antwort schon erahnen.

„Ich weiß noch nicht", nuschelte er und sah auch nicht sehr begeistert aus. Wieder musste ich seufzen, denn das konnte nur ein „Nein" bei ihm sein. Es war schade, dass er nie Lust zu so etwas hatte. Zu dritt würden wir bestimmt großen Spaß dort haben.

Beste Freunde küsst man nicht (The100 FF/Monty Green)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt