No, we're not promised tomorrow

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„Du willst dich nicht wirklich mit Murphy treffen, oder?", fragte Monty mich völlig verdutzt und zugleich verärgert. Ich wusste ja, dass er es nicht gut heißen würde, denn er ging Risiken ebenso lieber aus dem Weg. Allerdings hatte ich mir, dank Jasper, in den Kopf gesetzt etwas neues auszuprobieren und mich endlich etwas zu trauen, ohne zu viel darüber nachzudenken. Jasper hatte wirklich Recht, ich musste endlich mal abschalten und nicht immer alles bis ins kleinste Detail analysieren. 

„Doch, wir sehen uns nachher", teilte ich ihm stolz mit. Ich war zwar etwas nervös deswegen, doch auch unheimlich stolz auf mich, dass ich ihn einfach so gefragt hatte. Normalerweise wartete ich immer, bis jemand mich fragte. Bisher hatte ich mich eben nie getraut den ersten Schritt zu gehen.

„Loana verstehe mich bitte nicht falsch, aber meinst du wirklich, dass es das Richtige ist? Dieser Typ will bestimmt nicht mit dir Händchen halten oder so", warf er mir vor und auf seiner Stirn bildeten sich kleine Fältchen, weil er so besorgt schaute. Ich konnte seine Bedenken ja verstehen, doch brachte es nichts immer vom Schlimmsten auszugehen.

„Wer weiß das schon? Das werde ich ja dann sehen. Ich bin immerhin auch selbstbewusst genug, um 'Nein' sagen zu können, wenn ich etwas nicht möchte", leuchtete ich ihm ein. Außerdem hieß es ja nicht, dass wir gleich miteinander schlafen mussten, nur weil wir uns trafen. Wenn er mich küssen wollen würde, dann würde ich darauf eingehen, doch mehr auch nicht. Monty dachte einfach viel zu negativ in dieser Hinsicht.

„Erzähle mir bitte morgen gleich davon, wenn du es schaffst, dann kannst du heute Abend auch noch vorbei kommen und mir erzählen, wie es verlaufen ist. Ich mache mir nur Sorgen um dich, das weißt du", bat er mich und ich hatte das Gefühl, dass die Falten auf seiner Stirn für immer bleiben würden, wenn er dies nicht sofort unterließ.

„Ich erzähle dir morgen davon. Deine Freundin würde es mit Sicherheit nicht gut finden, wenn ich spät in der Nacht noch bei dir wäre", erinnerte ich ihn daran. Ich wusste es ja trotzdem zu schätzen, dass er sich um mich sorgte.

„Na gut, aber versprich mir, dass du nichts tust, was du später bereuen könntest. Geh einfach nicht zu weit, okay?" Er tat ja gerade so, als würde ich sofort mit John ins Bett springen.

„Werde ich schon nicht", versicherte ich ihm, sagte ihm wir würden uns ja morgen sehen und ging dann zu mir, damit ich mich noch etwas frisch machen konnte.

...

Nachdem John mich doch tatsächlich dazu gebracht hatte etwas nicht so sehr Erlaubtes zu tun waren wir nun in einem der Lagerräume der Ark, in denen Nahrung aufbewahrt wurde. Hier würde erst wieder morgen früh jemand vorbei kommen und da ich ja in der Küche mit half hatte ich natürlich einen Schlüssel.
Ich fühlte mich wunderlich wunderbar, ich hatte mich etwas getraut, was ich zuvor nie getan hätte. Das hatte mir einen enormen Adrenalinschub eingebracht und ich kam mir so seltsam lebhaft vor, das passierte nicht oft.

„Irgendetwas fehlt uns noch, damit dein Arschloch-Profil vollständig ist. Du hältst dich nicht an Regeln, bist unfreundlich zu anderen Menschen, dir ist alles egal. Irgendwelche Vorschläge?", neckte ich ihn und fing an zu kichern. Mit ihm fühlte ich mich wie in einem Actionfilm, doch gleichzeitig war das Verhältnis zwischen uns so locker, dass ich das Gefühl hatte mit ihm über alles reden zu können und sei es noch so dreckig und schmutzig. Trotzdem würde er nie an Monty heran kommen. Monty war so etwas wie mein Held, die einzige männliche Bezugsperson nach dem Tod meines Vaters.

„Hm, vielleicht mache ich immer das, was ich will", raunte er schon fast, kam näher und schien mich küssen zu wollen, denn seine Hände legten sich an meine Taille und sein Gesicht kam näher. Ich schlug ihm lachend gegen die Brust und stieß ihn etwas zurück, was ihn ebenfalls lachen ließ. Mir war bewusst, dass er mir das nicht übel nahm. Er konnte darüber lachen. Und dennoch war da diese Spannung zwischen uns, ich spürte sie so sehr, dass es für jeden Außenstehenden so aussehen musste, als würden wir gleich übereinander her fallen.

Beste Freunde küsst man nicht (The100 FF/Monty Green)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt