Sie blickt sich verwirrt um. Wieder steht sie in diesem einen Garten. Er ist wunderschön, überall blühen Blumen, während die Sonne von oben auf sie herab scheint. Bei den Blumen sind viele dabei die sie noch nie gesehen hat. Verzückt geht sie näher heran und hockt sich vor eine besonders schöne. Ihre eher runden Knospen mit den kleinen Spitzen erstrahlen in einem dunklen Grün. Vorsichtig beugt sich Violette vor und riecht an der Blüte. Sie duftet unbeschreiblich schön.
Hinter ihr hört das Mädchen mit einem Mal Schritte. Erschrocken springt sie auf und fährt herum. Da ist er wieder. Natürlich, er ist immer da. Der Mann mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen. Er erkennt sie ebenfalls, weswegen er nichts sagt. Schon so oft sind sie sich hier begegnet und nie reden sie ein Wort. Ihr Atem beschleunigt sich, als er auf sie zu kommt.
Etwas an diesem Mann fasziniert sie und auf der anderen Seite macht es ihr Angst. Doch er bleibt nicht bei ihr stehen, sondern beugt sich hinunter zu der Blume, welche Violette eben noch betrachtet hat. Mit einem kleinen Ruck, reißt er die Blüte mit einem kleinen Teil des Stiles ab.
"Nicht!", will Violette protestieren, doch es ist zu spät. Den Blick fest auf sie gerichtet, stellt er sich vor sie hin. Wieder ist da dieses merkwürdige Gefühl, gemischt mit Angst, während er ihr fest in die Augen blickt. Langsam hebt er die Hand mit der Blume. Violette beobachtet ihn ganz genau, während er ihr vorsichtig die Blüte hinters Ohr in die Haare steckt. Dann betrachtet er sie. Offensichtlich zufrieden beginnt er zu lächeln.
"Wunderschön", sagt er auf ihren fragenden Blick hin. Es ist das erste Mal, dass er etwas sagt. Seine Stimme ist tief und doch weich. Sie jagt Violette einen Schauer über den Rücken. Dann spürt sie das bekannte Ziehen im Bauch. Ein Zeichen dafür, dass ihre Zeit dort um ist.
"Ich muss gehen", meint sie in dem Moment, wo sie bereits weggerissen wird.
Verwirrt schlägt Violette die Augen auf. Schon wieder hat sie diesen Traum gehabt. Mühsam richtet sie sich auf und betrachtet ihre Umgebung. Eindeutig ihr Schlafzimmer... Der Spiegel hängt wie immer neben dem großen Kleiderschrank, gegenüber von der Kommode in der sich noch mehr Klamotten befinden. Und doch liegt ein Großteil ihrer Sachen auf dem Boden verteilt. Das große Bett nimmt den Großteil des Raumes ein und steht an die Wand gerückt neben dem kleinen Fenster durch das Licht in den Raum fällt.
Müde reibt sich die schwarzhaarige über die Augen. Warum träumt sie immer wieder von diesem Ort und dem Mann? Schon seit einigen Wochen kommt dieser Traum immer wieder. Langsam schwingt sie ihre Beine aus dem Bett und trottet durch das Chaos im Zimmer hinaus ins Bad. Unter einer kalten Dusche versucht sie einen freien Kopf zu bekommen, doch es klappt nicht. Es heißt man träumt von Orten und Personen, denen man schon mal begegnet ist, obwohl man sich nicht mehr daran erinnern kann. Aber Violette ist sich sicher, dass sie noch nie dort gewesen ist. Und auch dass sie den Mann nicht kennt. Wieso träumt sie also von einem Mann den sie noch nie getroffen hat? Sie ist sich sicher, dass jemand wie er ihr wohl im Gedächtnis geblieben wäre. Immerhin erinnert sich ja auch noch gut daran, wie sie ihn zum ersten Mal in ihrem Traum gesehen hat.
Sie war völlig verwirrt in diesem Garten gestanden. Dabei war sie sich nicht sicher, ob es Realität oder Traum ist. Viel zu real wirkte das Geräusch der Blätter im sanften Wind. Der Duft der Blumen um sie herum und die Wärme von der Sonne die auf ihre Haut fiel. Eine Weile hat sie sich umgesehen, als sie ihn entdeckt hat. Er saß am Fuße einer großen, alten Eiche, den Rücken an den Stamm gelehnt. Wie immer wenn sie von ihm träumt, trug er ein Outfit in einer Mischung aus Schwarzem, Grünen und Goldenem Stoff mit Ledereinsätzen. Vorsichtig näherte sich Violette ihm.
"Hallo...", sagte sie unsicher. Der Mann der zunächst seine Augen geschlossen hatte, öffnete diese, woraufhin sein Blick die Schwarzhaarige mit voller Wucht traf. Es war, als würde dieser Blick seiner tiefgrünen Iris sie nach hinten werfen. Er hat nichts gesagt, sondern sie nur kritisch angesehen, bis sie schließlich mit einem Ziehen im Bauch aufgewacht ist.
Das ist nun bereits einige Monate her. Seit dem kommen diese Träume immer öfter. Zum Glück nicht jede Nacht, aber bestimmt einmal die Woche. Nach der Dusche, zieht sie sich ihre Klamotten für die Arbeit an. Sie haben überall einige Farbkleckse und Reste von Bastelarbeiten. Heute muss sie wieder im Atelier helfen, da ist es besser alte Sachen zu tragen. Für alle Fälle packt sie aber noch eine saubere, schwarze Hose und eine weiße Bluse ein.
Es ist leider schon vor gekommen, dass sie spontan vorne im Museum helfen musste. Da in ihren dreckigen Sachen zu stehen, hat Violette nicht sonderlich gefallen. Schnell macht sie sich noch etwas zum Frühstück, ehe sie ihre Tasche über die Schulter wirft und los eilt. Stuttgarts Innenstadt ist zum Glück nicht so groß wie so manche anderen, weswegen sie nach einer halben Stunde bereits am Museum ankommt.
Die Nebentüren des Museums sind zum Glück offen, auch wenn überall das Schild "Geschlossen" hängt. Der Offizielle Teil des Gebäudes würde erst in ein oder zwei Stunden aufmachen. Zielstrebig geht Violette durch die leeren Gänge mit den Gemälden. Der Einzige der ihr entgegenkommt ist Henry, der Sicherheitschef. Ein älterer Mann mit grauen Haaren, der aber durch die jahrelange Arbeit als Türsteher und vermutlich auch regelmäßigem Sport, fitter ist als man es bei seinem Alter erwarten würde. Wie immer trägt er lockere, schwarze Sachen und sein Headset. Violette kann sich nicht erinnern ihn je in etwas anderem gesehen zu haben.
"Morgen, Lila", ruft er ihr zu und lächelt freundlich.
"Hey, Henry", erwidert sie ebenfalls mit einem Lächeln. Eigentlich mag sie ihren Namen nicht sonderlich. Aber seit sie den Spitznamen Lila (ganz ihrer Abstammung angepasst auf englische Art ausgesprochen) bekommen hat, geht es. Auch wenn sie es nach wie vor merkwürdig findet wie eine Farbe zu heißen. Welch eine Ironie, wenn man bedenkt, dass sie dennoch freiwillig hier im Museum arbeitet. Direkt nach ihrem Kunstgeschichts Studium hat sie hier angefangen. Jetzt ist sie schon ein ganzes Jahr dabei und fühlt sich wirklich wohl.
"Morgen, José!", begrüßt sie ihren Chef, welcher bereits im Atelier auf sie wartet. Er steht in seinem üblichen Malerkittel vor einer riesigen Leinwand. In seiner Hand hat er eine Malpalette die mit diversen Rottönen gefüllt ist. Sein braunes Haar hängt ihm wirr im Gesicht. Er scheint höchst konzentriert zu sein.
"Sieht interessant aus. Wie kann ich helfen?", fragt Violette und stellt sich neben ihn. Auf der Leinwand sind diverse Flecken und Streifen in den unterschiedlichsten Rottönen. Entfernt könnte es an einen Sonnenuntergang erinnern. Oder an das Ergebnis eines Massenmassakers, sie ist sich da nicht ganz sicher.
"Ich brauche mehr Rot!", meint José in Gedanken. Ohne zu zögern holt Violette eine weiter Palette heraus und beginnt noch mehr Rot Töne zu Mischen. Dann reicht sie diese José dessen Augen bei dem Anblick der Farbe aufleuchten.
"Darling, du bist ein Genie!" Er beginnt die Farben schier wahllos auf der Leinwand zu verteilen. Violette beobachtet das Ganze interessiert und hilft ihm hin und wieder mit der Farbe oder der Art wie er die Farbe verteilt.
Am Ende ist sich Violette sicher, dass es eher einen Massaker ähnelt. Doch es ist kein hässliches Bild, nur eben etwas abstrakt. Gemeinsam mit José bringt sie sein neues Werk hinauf in die Galerie. Sie hat gar nicht bemerkt, dass sie schon wieder den ganzen Tag mit ihm verbracht hat. Zusammen hängen sie das neue Bild an dem dafür vorgesehenen Platz auf.
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Dreamdancer - Ich träum von dir (Avenger FF)
FanficEs began alles mit einem Traum. Doch als Violette plötzlich dem Mann aus ihrem Traum gegenübersteht, gerät mit einem Mal alles aus den Fugen. Es zeigen sich Kräfte die sie nicht haben dürfte und ehe sie sich versieht, findet sie sich im S.H.I.E.L.D...