ZWANZIG - Neues Zuhause, Krankenstation und Angst vor Nadeln

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ZWANZIG

Neues Zuhause, Krankenstation und Angst vor Nadeln

Aufgeregt sehe ich mich um und entdecke zuerst einmal meinen roten Koffer, der in der Ecke steht. Die Männer vor der Steintür haben ihn offensichtlich schon nach oben gebracht.

Die Dielen unter mir knarren ein wenig, als ich auf die große Fensterfront zulaufe, die direkt gegenüber der Eingangstür ist. Neben den großen Fenstern führt eine weitere Glastür nach draußen, allem Anschein nach habe ich sogar einen Balkon und einen perfekten Blick auf den großen See. Von hier aus kann ich sogar weiter in die Ferne schauen, die Mittagssonne spiegelt sich im Wasser wieder.

Links von mir steht ein kleines Bett aus dunklem Holz, das mit weißen Laken und einer grünblauen Bettwäsche überzogen ist. Es sieht eigentlich recht gemütlich aus, weshalb ich meinen Blick weiter schweifen lasse. Neben dem Bett steht ein kleiner Tisch, auf dem eine Lampe und eine Digitaluhr stehen. Gegenüber des Betts stehen ein Schrank und eine Kommode, einen Schreibtisch und einen passenden Stuhl habe ich sogar auch. Alles hier ist aus Holz, aber es sieht weder dunkel noch ungemütlich aus, eher im Gegenteil. Das ganze Holz lässt den Raum sehr warm wirken und durch die hellen Wände ist es nicht zu dunkel im Raum. Vor der Fensterfront sind noch grüne Vorhänge angebracht.

„Gefällt es dir?", fragt Corin mich freundlich. Ich nicke. Das wird tatsächlich mein neues Zuhause werden ... Das könnte eigentlich ganz nett werden.

„Ja, es sieht gemütlich aus."

„Schön, dann darfst du jetzt auspacken. Ich gebe dir eine halbe Stunde, dann komme ich wieder, okay?"

„Okay ... Und was machen wir dann?", frage ich ihn und lege dabei den Kopf schief. Er kratzt sich an seinem Bart.

„Dann gehen wir den heutigen Tagesablauf, der allerdings nicht sehr spannend sein wird, durch."

„Alles klar, dann bis ... ähm ... ja, in einer halben Stunde."

Abermals nickt er und verschwindet hinter der Tür. Ich atme erstmal tief durch, als ich alleine bin und laufe sofort auf meinen Koffer zu. Schnell beginne ich, meine Sachen auszupacken und diese im Schrank und in der Kommode zu verstauen, denn ich kann es mir nicht erlauben, jetzt an meine Familie und Freunde zu denken. Wenn ich alleine bin, schleichen sich diese Gedanken sehr schnell in meinen Kopf, deshalb muss ich mich so gut wie es geht ablenken.

Nachdem ich alle Klamotten und weitere wichtige Utensilien in die Verstauräume eingeräumt habe, blitzen in meinem Koffer die Bilder auf, die ich mitgenommen habe. Ein Bild, auf dem ich mit Al, Ellie und Dad zu sehen bin und eins mit Ad, Ty und Emma. Mit einem schmerzenden Herzen stelle ich beide Bilderrahmen auf die Kommode, wobei ich die ganze Zeit auf Al und mich starren muss, weil ich dort neben ihm knie und ihn von der Seite anlächle. Auf der rechten Seite von Al steht Ellie und streichelt ihm den Kopf, daneben Dad, der breit in die Kamera grinst. Das Foto hat Emma letzten Sommer geschossen, das weiß ich noch ganz genau, da es an Als Geburtstag war.

Ablenken, Nora, ablenken. Und nicht noch mehr Erinnerungen anzapfen.

Tief einatmend drehe ich mich nochmal im Zimmer um und entdecke jetzt erst eine weitere Tür, die mir gar nicht aufgefallen ist. Was ist dort? Ist das mein Badezimmer?

Langsam schreite ich darauf zu und drücke die Türklinke ganz langsam nach unten, die ein wenig quietscht. Hinter der Tür offenbart sich tatsächlich mein eigenes kleines Badezimmer. Wow, zum Glück keine Gemeinschaftsbäder – ein recht kleines Badezimmer ist mir tausendmal lieber.

Die Digitaluhr auf dem Nachttisch sagt mir, dass bereits eine Viertelstunde vergangen ist, demnach habe ich noch fünfzehn Minuten Zeit, deswegen beschließe ich, mal auf den angrenzenden Balkon zu gehen. Mit einem kräftigen Ruck öffne ich die Glastür und trete in die frische Luft und atme den Geruch des Sees ein, der nach oben weht. Lächelnd stütze ich meine Ellenbogen auf dem Geländer ab und beobachte die Menschen, die am Ufer des Sees entlang laufen. Während ich die Luft einatme, fällt mir ein, was Concordia gesagt hat. Die Luft sei unglaublich verseucht – ist es demnach nicht giftig für uns, diese Luft einzuatmen? Heilige Scheiße, was tue ich hier eigentlich?!

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