SECHSUNDDREIßIG - Einsames Leben, lebendiges Beispiel und Davonlaufen

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SECHSUNDDREIßIG

Einsames Leben, lebendiges Beispiel und Davonlaufen


"I'm an atom in a sea of nothing
Looking for another to combine
Maybe we could be the start of something
Be together at the start of time."

Gabrielle Aplin – Start Of Time


Concordia hat uns berichtet, wir können oben bleiben, wenn wir nicht gehen wollen, dennoch würde ich gerne fragen, ob ich ein wenig die Landschaft erkunden und den Brief abschicken darf. Ob Darius und Liz gehen werden?

Grübelnd laufe ich mit dem Brief in der Hand den Flur entlang, bis eine Tür links von mir aufgeht und ich mich fast zu Tode erschrecke.

Verwirrt sieht Nicholas mich mit großen Augen an.

„Wie schreckhaft bist du denn?", will er wissen und tritt ebenfalls auf den Flur. Ich zucke mit den Schultern und er scheint keine wirkliche Antwort zu erwarten. Stattdessen löchert er mich weiter.

„Gehst du zu deiner Familie?"

Fast glaube ich einen traurigen Unterton in seiner Stimme zu hören, der sagt, ich hätte auch gerne diese Möglichkeit. Kurz schließe ich die Augen und presse die Lippen zusammen, bis ich mich erneut zu ihm umdrehe. Neugierig wartet er auf eine Reaktion.

„Nein."

„Du willst sie nicht noch in größere Gefahr bringen als sie ohnehin schon sind oder? Deswegen der Brief."

Überrascht blicke ich ihn an.

„Und zu mir meintest du mal, ich sei eine Idiotion, die immer alles über analysiert", schnaube ich mit dem Anflug eines schelmischen Grinsens. Er legt den Kopf in den Nacken und lacht. Es ist ein ansteckendes Lachen.

„Wo gehst du denn hin, wenn nicht zu Concordia?", fragt Nicholas. Gott, wie lange will der mich denn noch löchern?

„Ich gehe den Brief bei ihr abgeben, danach wollte ich ein bisschen die Landschaft erkunden."

„Perfekt, das wollte ich auch", behauptet er, woraufhin er mich umdreht und nach vorne schiebt.

Fast stolpere ich ungeschickt über meine Füße. Ganz sicher nicht!

Genervt schüttle ich seine Hände ab und laufe neben ihm her.

„Du gehst nicht mit mir, wenn du das damit meinst."

„Warum denn nicht?", schmollt er gespielt. Unglücklicherweise kann ich nicht leugnen, dass mir bei diesem Gesicht das Herz aufgeht. Ja, warum eigentlich nicht? Weil ich mich von dir fernhalten muss und will. Müssen, ja – aber wollen?

Nach einer schweigsamen Weile, in der wir mittlerweile schon an Concordias Büro angekommen sind, verschränkt Nicholas trotzig die Arme, bevor ich klopfen möchte.

„Tja, du hast mir keinen triftigen Grund genannt, also komme ich mit."

„Du bist echt hartnäckig", beschwere ich mich seufzend und klopfe. Keine fünf Sekunden später geht die Tür auf, Concordia steht vor uns und lächelt breit. Dieses ständige Lächeln macht mich nervös.

„Oh, hallo. Hast du dich entschieden, Nora?"

Für einen Moment rutscht mir das Herz in die Hose, weil sie nur meinen Namen erwähnt hat. Schluckend schiele ich zu Nicholas hinüber, doch dieser bleibt stocksteif stehen und zeigt keine Reaktion. Selbst Concordia umgeht die traurige Tatsache.

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