NEUNUNDVIERZIG - Einsturz, Leid und Panik

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NEUNUNDVIERZIG

Einsturz,  Leid und Panik

Gemeinsam rennen wir durch die zerstörte Stadt. Das Bild von Corins Tod spukt mir immer noch im Kopf herum, es wird mich wohl eine lange Zeit verfolgen, aber ich muss rennen. Einfach nur rennen, Nora. Da im Moment niemand hinter uns her ist, finden wir nach einer Weile endlich einen Seiteneingang und schleichen uns so schnell wie möglich hinein. Zwar bleiben wir nur wenige Sekunden stehen, dennoch reicht dieser kleine Augenblick aus, um hemmungslos los zu schluchzen. Oh Gott, reiß dich zusammen. Ihr müsst weiter. Ich darf nicht daran denken.

„Es tut mir so leid", flüstert Nicholas und nimmt mich hastig in den Arm. Durch seine Berührung breitet sich Wärme in meinem Körper aus, doch mein schmerzendes Herz kann im Moment nicht besänftigt werden. Warum Corin? Er wollte uns doch nur retten!

„Wir müssen weiter", krächze ich hervor und löse mich aus der Umarmung. Nic sieht besorgt aus, aber ich kann mich nicht damit auseinandersetzen. Nicht jetzt.

Als wir um eine Säule rennen, müssen wir stehen bleiben, weil plötzlich etwas von der Decke bröckelt. Panisch sehen wir nach oben und tauschen Blicke aus.

„Verdammt, die werden die Decke einstürzen lassen", stelle ich fest, und genau in dem Moment bricht sie ein.

„Heilige Scheiße!"

Wir rennen in die andere Richtung, um den herunterstürzenden Teilen zu entkommen. Die Staubwolke, die sich bildet, scheint uns förmlich zu jagen. Durch die Explosion bilden sich ebenfalls Risse in der Decke über uns, sodass wir ständig herunterfallendem Stein ausweichen müssen.

Als wäre das nicht schon genug, kann sich Nic nicht mehr halten und stolpert. In diesem Moment stürzt eine Säule vor uns ein, ich will ihn gerade noch zurückziehen, doch es ist schon zu spät: Die Säule stürzt herunter. Alles, was ich höre, ist ein schlimmes und lautes Knacken, und Nics Schrei, den man garantiert im ganzen Gebäude hören kann.

„Oh Gott", sage ich und knie mich neben ihn. „Scheiße scheiße scheiße. Warte, ich versuche, sie wegzuschieben."

Meine Hände, die unglaublich zittern, können allerdings nicht viel ausrichten. Die Säule ist viel zu schwer.

„Scheiße, es tut so weh", weint Nicholas und versucht ebenfalls, die Säule wegzuschieben. Zum Glück war es keine steinerne, aber eine große und breite Säule aus Holz ist zur Hölle nochmal nicht besser. Wie sollen wir es denn jemals schaffen?

Er stöhnt vor Schmerz laut auf, sodass ich ihn ebenso fast spüren kann. Nein nein nein. Scheiße, was sollen wir tun?

„Die Funkgeräte!", rufe ich und suche in meinen Hosentaschen danach. Wie bin ich nicht früher darauf gekommen? Natürlich, ich kann sehen, ob uns jemand antwortet!

„Die haben wir im Zimmer liegen lassen", jammert er. Er hat recht ... Sonst hätte uns Corin oder jemand anderes ja wohl angefunkt.

„Verdammt!"

Er drückt meine Hand aufgrund des Schmerzes so fest, dass sie ganz rot wird.

„Nora, du musst weitergehen."

„Bist du bescheuert? Ich lass dich hier doch nicht zurück!"

„Aber wir kriegen die beschissene Säule nicht weg."

Es scheint genug Zeit vergangen zu sein, in der ich kläglich versuche, die Säule aus dem Weg zu räumen, denn sein Bein ist schon ganz blau geworden. Die Panik macht sich in mir breit. Eine Säule darf uns nicht aufhalten.

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