EPILOG

4.1K 256 154
                                    




EPILOG

ACHT JAHRE SPÄTER

„Corin, sag P-a-p-a!", ertönt eine seufzende Stimme unmittelbar neben mir. Grinsend schüttle ich den Kopf und decke den Tisch für unsere restlichen Gäste, die bald eintreffen werden.

„Mmmma-ma!", sagt er und lächelt dabei.

„Ich glaub, da kannst du lange warten, Nic", ruft Adam, der sich vor Lachen kaum einkriegt. „Vielleicht liegt es daran, dass ihr ihn Corin genannt habt."

„Du weißt, wo die Tür ist – oder Crimson?"

„Wollt ihr mich jetzt schon rauswerfen? Ich bin doch erst seit 20 Minuten hier!"

„Die Einweihungsparty kann auch ohne dich stattfinden", antworte ich, ihn neckend, und platziere die letzten Gläser.

Corin ist vielleicht ein ungewöhnlicher Name, aber Nicholas und ich waren uns sofort sicher, dass wir ihn so nennen werden, als ich von meiner Schwangerschaft erfahren habe. Mittlerweile ist unser ein und alles zwei stolze Jahre alt. Uns ist klar, dass er auch irgendwann eine übermenschliche Fähigkeit entwickeln wird, doch dafür haben wir noch 16 Jahre Zeit. Wenn es soweit ist, werden wir ihm zur Seite stehen.

„Irgendwann wird er es schon sagen, nicht wahr, mein kleiner Bengel?", überspielt Nic seine Enttäuschung und nimmt ihn auf den Arm. Corin gluckst.

„Adam, weißt du, wann Tyler und Emma kommen?", frage ich meinen besten Freund, der immer noch auf dem Sofa sitzt und an seinem Laptop arbeitet. Auch wenn es verrückt klingen mag – Ad hat tatsächlich die Firma seiner Eltern übernommen oder ist besser gesagt erst einmal eingestiegen.

„Die Turteltauben schieben wahrscheinlich noch eine Nummer im Auto, bevor sie hochkommen."

„Adam!", tadle ich ihn unglaubwürdig, trotzdem muss ich lachen. Manchmal frage ich mich, ob er wirklich 26 Jahre alt ist.

„Was denn? Nachdem Ty ihr einen Antrag gemacht hat, können die wahrscheinlich nicht mehr die Finger voneinander lassen."

„Du hast wirklich ein unglaublich loses Mundwerk", sagt Nic, der gerade dabei ist, Corin auf dem Sofa die Windeln zu wechseln. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie auch mein Mann grinsen muss.

„Ihr beide konntet doch nach eurer Hochzeit auch nicht die Finger voneinander lassen."

„Das können wir immer noch nicht, Adam, und werden es auch nie", versichert Nicholas ihm, woraufhin ich wiederholend den Kopf schüttle und Ad das Gespräch abbricht. Zu viel Information für Außenstehende, um Himmels Willen!

„Okay, bitte keine weiteren Details!"

Plötzlich klingelt es an der Tür.

„Oh, verschone mich, jetzt geht das Rumgeturtle wieder los", jammert Adam und klappt den Laptop zu. Augenverdrehend fährt er sich durch die Haare.

„Tja, dann such dir eben auch mal eine Freundin", neckt Nicholas ihn, während er ihm auf den Rücken klopft.

Nicholas geht zur Tür, wenig später treten alle meine Liebsten nacheinander ein. Dad, Ellie, Tyler, Emma und Al.

„Hey, Bruderherz", grinse ich und gebe Al ein High Five, das er erwidert und mich dann umarmt.

„Klein Al!", ärgert Nicholas meinen Bruder, als er auf ihn zuläuft.

„Ich bin 13 Jahre alt und nicht dein klein Al", beschwert er sich, dennoch lachen beide und umarmen sich, nachdem ich Corin auf den Arm genommen habe. Die Zeit ist so unglaublich schnell vergangen...

Nachdem ich Dad begrüßt habe, geht dieser zu Nicholas und ich widme mich Ellie.

„Hey, schön dich zu sehen", lächle ich breit und ziehe sie in eine innige Umarmung. Unser Verhältnis ist seit meiner Ankunft vor acht Jahren viel entspannter und liebenswürdiger geworden, wofür ich unglaublich dankbar bin. In all diesen Jahren haben wir beide erkannt, wie sehr wir es vermisst haben, eine Schwester zu haben.

„Wie geht es euch? Wow, die Wohnung ist wirklich toll geworden", sagt sie schwärmerisch. „Oh, Corin mein Schatz, komm her." Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sich jeder einzelne begrüßt hat, gehe ich mit Nicholas in die Küche und hole den Kuchen.

Mich durchzuckt ein süßer Schmerz, als er sich auf einmal von hinten nähert und meinen Hals küsst. Gott, er hat immer noch den gleichen Effekt auf mich.

„Du siehst in diesem Kleid großartig aus, aber eigentlich siehst du das immer", flüstert er mir ins Ohr und gibt mir einen Kuss auf den Kopf.

„Du siehst auch nicht schlecht aus. Aber jetzt nicht, später, Baby."

Er grinst und deutet schließlich auf die Kerze auf dem Kuchen, während er von hinten die Arme um mich schlingt.

„Würdest du?"

Nickend strecke ich meine Hand aus, darum bemüht, mich zu konzentrieren. Im Nullkommanichts habe ich die Kerze angezündet, auch wenn es nur eine schwache Flamme ist.

„Ach, denkst du dran, dass morgen ... Du weißt schon. Meine Cortisonspritze ins Knie, wegen der Verletzung beim Sport."

„Oh, da habe ich gar nicht mehr dran gedacht. Natürlich werde ich dabei sein, das weißt du doch."

Seit dem Vorfall auf der Krankenstation in Crovinja bin ich bei jeder Spritze dabei, die er bekommt.

„Danke, Baby."

Als wir beide wieder in das Esszimmer gehen, bleibe ich kurz stehen, um das Bild zu genießen.

Mein Herz pocht vor Freude schneller. Ich habe alle, die ich liebe, bei mir, und in diesem Moment könnte ich nicht glücklicher sein.

Trotz dessen ist es immer noch schwer. Nicholas und ich haben fast jede Nacht Albträume, besonders er, und ich muss immer noch jeden Tag damit leben, dass Crovinja mich zu einer Mörderin gemacht hat.

Vergeben habe ich mir selbst nicht, aber ich muss lernen, damit zu leben. Dennoch haben wir auf unserer Reise viel gelernt. Wir sind reifer, erwachsener geworden, haben gelernt, das Leben und unsere Liebsten zu schätzen. Und vor allem haben wir gelernt, dass es sich lohnt, auch für eine andere Person zu kämpfen – nicht nur für sich selbst. Selbst der beste Kämpfer braucht manchmal jemanden an seiner Seite.

Ich erinnere mich lächelnd an Corins Worte, die ich, genau wie ihn und die anderen, niemals vergessen werde.

Unser Sohn reißt mich plötzlich aus den Gedanken.

„P-... P-apa!", sagt er auf einmal, woraufhin Nicholas vor Freude ausflippt und ihn so fest drückt, sodass ich kurz davor bin, etwas zu sagen. Womit habe ich all das bloß verdient? Dad drängt uns natürlich sofort dazu, ein Bild zu machen.

„Sag es nochmal, mein Schatz! Papa!", fordere ich meinen Sohn dazu auf.

„Er hat Papa gesagt! Er hat Papa gesagt!" Alle müssen lachen, weil mein Mann ganz aus dem Häuschen ist.

Nicholas stellt sich, prahlend vor Stolz, mit Corin auf dem Arm neben mich und legt einen Arm um meine Hüfte. Ich lege meine Hand auf seine Brust.

„Ich liebe dich, Nora. Über alles", flüstert er, sodass nur ich es höre. Schließlich lächeln wir in die Kamera und Dad schießt das Foto.

„Ich liebe dich auch, mehr als alles andere", lächle ich zufrieden und gebe ihm einen Kuss. Nach all den Jahren kribbelt es immer noch in mir, und ich weiß, dass es auch weiterhin so sein wird.

__________

ENDE

Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt