SIEBENUNDVIERZIG - Pflicht, Wahl und Versprechen

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SIEBENUNDVIERZIG

Pflicht, Wahl und Versprechen





"Tell them something is coming

There's blood in the water

Give them a warning

Let it all come crashing down

Burn the castle to the ground."

Katie Garfield - Gallows





Am nächsten Morgen werde ich durch einen kühlen Luftzug geweckt, der eine Gänsehaut auf meiner Haut hinterlässt. Schläfrig öffne ich meine Augen und lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, um zu sehen, woher der sanfte Wind kommt. Nicholas steht nur mit einer Boxershorts bekleidet auf dem Balkon und schaut in die Ferne. Mit einem breiten Lächeln betrachte ich ihn schweigend, während ich mich bis zum Hals zudecke. Wie hält er das so spärlich bekleidet nur aus? Ich habe nur ein T-Shirt an, liege im Bett, und dennoch friere ich.

Nach einer Weile dreht er sich um und hält kurz inne, als er mich beim Gaffen erwischt. Wie ein kleines Schulmädchen kichere ich und ziehe die Decke über den Kopf. Gott,reiß dich zusammen, Nora, es sind nur Muskeln. Aber es ist heiß.

„Guten Morgen", lacht er und schmeißt sich neben mich auf das Bett. „Hat mich da jemand etwa gerade begafft?"

„Selbst schuld, du hast mich geweckt", schmolle ich gespielt, woraufhin er mir die Decke wegzieht.

„Tut mir leid, das war nicht meine absicht. Dann darf ich jetzt aber auch gaffen."

Seine Augen wandern über meinen Körper, bis sie in meinem Gesicht ankommen und dieses studieren, als würden sie es zum ersten Mal sehen. Nicholas gibt mir einen sanften Kuss und drückt mich etwas überschwänglich an sich. Ich genieße es, still und leise seinem Herzschlag zu lauschen.

„Ich will mich heute noch nicht der Realität stellen", jammere ich vor mich hin und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals, den ich zwischendurch mit Küssen übersähe. Grundgütiger, ich verhalte mich, als wäre ich zum ersten Mal verliebt.

„Ich auch nicht, aber wir müssen leider."

„Hm, vielleicht noch nicht gleich", sage ich grinsend und ziehe ihn näher zu mir. An diesem Morgen verlieren wir uns wieder ineinander, und ich kann nur hoffen, dass dies nicht der letzte Tag sein wird, an dem wir nebeneinander aufwachen können.





Die Realität trifft mich wie ein Schlag. Bevor wir in den Versammlungssaal gebeten werden, trennen Nicholas und ich uns, weil wir beide mit unseren Mentoren reden wollen.Eigentlich möchte ich mich bei Corin bedanken. Er tut so viel für mich, riskiert sein Leben – und auch für die anderen – und ich habe ihm noch nie meine Dankbarkeit gezeigt. Gerade als ich in den Gang abbiegen möchte, in denen die Mentoren ihr Zimmer haben, kommt Corin mir mit eiligen Schritten entgegen.

„Oh, da bist du ja. Wir müssen in den Versammlungssaal, na los."

Als er an mir vorbeirauscht und perplex inne hält, weil ich stehen bleibe, legt er den Kopf schief.

„Was ist denn los?"

Unvermutet laufe ich auf auf ihn zu und umarme ihn. Ich habe keine Ahnung, was in mich gefahren ist, aber mir kommen vor Freude die Tränen. Es wird wohl niemals möglich sein, in Crovinja keine Tränen mehrmals am Tag zu vergießen. Corin ist mir doch wichtiger geworden als erwartet.

„Jetzt bin ich also doch wie eine Art Vaterrolle für dich?", schmunzelt er, als ich ihn fester drücke. Er legt eben falls die Arme um mich und streichelt meinen Rücken.

Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt