ACHTUNDVIERZIG - Schüsse, Blut und Tod

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ACHTUNDVIERZIG

Schüsse, Blut und Tod


Ich schlafe viel zu wenig, besser gesagt so gut wie gar nicht. Entweder bin ich es, die ständig von Albträumen geplagt wird oder Nicholas, der ebenfalls permanent aufwacht. Genau deshalb schlafen wir beieinander, denn ohne den anderen würden wir überhaupt nicht mehr einschlafen können. 

In dieser Nacht schrecke ich hoch, nachdem ich geträumt habe, Valorac würde mir die Haut abziehen. Schweißgebadet rapple ich mich auf und blicke zur Balkontür, vor der Valorac in meinem Traum stand. Dort steht niemand. Es war also wirklich nur ein Traum. Beruhige dich, Nora. Es ist alles gut. Für einen Moment setze ich mich auf und fahre mir durch die Haare. Dieses Mal habe ich Nicholas nicht geweckt, weil ich nicht geschrien habe. Ich beobachte ihn für eine Weile beim Schlafen und bin froh, dass er bis jetzt einen ruhigen Schlaf hat.

Da ich nur einen dünnen Pullover zum Schlafen angezogen habe, stehe ich langsam auf und ziehe mir eine bequeme Hose an, damit ich auf dem Balkon nicht allzu sehr friere. Leise öffne ich die Tür und trete hinaus, um frische Luft zu schnappen. Falls ich überleben werde, bin ich schon bald wieder zuhause. Es wird schwer sein, ja fast unmöglich, mich wieder in einen normalen Alltag  zu integrieren, aber ich werde Nicholas bei mir haben. Er wohnt sehr nah an der Grenze, weshalb wir gar nicht mal so weit voneinander entfernt wohnen. Da er ohnehin alleine lebt, würde er sogar umziehen.

Lächelnd lehne ich mich an das Geländer. Wenn all das hier vorbei ist, haben wir die Chance, endlich unbeschwert glücklich zu sein.

Nach einer Weile begebe ich mich wieder in das Zimmer und schließe sanft die Tür hinter mir. Ich versuche, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, während ich mich wieder neben ihn lege. Die Stelle, auf der ich lag, ist wieder kalt geworden, weshalb ich mich an Nics Rücken kuschle und meine Arme um ihn schlinge. Er murmelt kurz etwas Unverständliches, bis er sich zu mir umdreht und die Augen öffnet. Der Mond scheint durch die Tür, weswegen ich sein Gesicht erkennen kann.

„Wieder ein Albtraum?", fragt er mich leise und drückt mich an sich.

„Ja."

„Warum hast du mich nicht geweckt?"

„Weil du den Schlaf auch brauchst", erwidere ich sanft. „Aber jetzt bist du ja ohnehin wach."

„Ich möchte, dass du mich weckst, okay? Ich bin da, das sollst du wissen."

Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und dann auf die Lippen, was mich sofort beruhigt. Es sind nur Träume, nichts weiter.

Wenig später schläft Nic wieder ein und kuschelt sich im Schlaf immer weiter an mich. Ich entspanne mich zwar ein wenig, einschlafen kann ich dennoch nicht. Vor mich hin dösend genieße ich die Wärme, die von Nic ausgeht.


Als hätte ich etwas gespürt, reiße ich plötzlich meine Augen auf. Zuerst weckt ein helles, grelles blinkendes Licht meine Aufmerksamkeit, das durch die Tür scheint. Und dann passiert es.

Das Funkgerät fängt an zu piepsen. Es ist ein lautes, schrilles Piepsen, das mir in den Ohren wehtut und meinen Herzschlag für eine Sekunde außer Gefecht setzt. Binnen Millisekunden bin ich aus dem Bett aufgestanden, Nicholas öffnet die Augen und setzt sich auf.

Ein Blick genügt, um die Angst des anderen in den Augen abzulesen. Ein Blick, um uns zu verständigen. Und ein Blick, um das Atmen für eine Sekunde lang zu vergessen.

Oh Gott. Einen Augenblick lang stehen wir hilflos da, gelähmt durch den Schock, der uns vergessen lässt, was wir zu tun haben. Instinktiv rennen wir beide auf den Balkon, um den Ursprung des Lichts ausfindig zu machen, während  uns das Piepsen des Funkgeräts immer noch verfolgt. Das grelle Licht kommt von einem hohen Turm, der ziemlich im Zentrum von Crovinja steht. Plötzlich folgt ein schrecklicher Ton, sodass wir uns beide die Ohren zuhalten müssen. Oh Gott oh Gott oh Gott. Es hört sich an wie ein Nuklearalarm. Der Ton warnt die ganze Stadt, ich erkenne, wie automatisch verschiedene Eisentore in die Höhe schießen und die Menschen beschützen sollen.

Blazing FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt