ACHTUNDZWANZIGWieder aufstehen, schlechte Vorbilder und das Herz
Am nächsten Tag steht wieder Nahkampf als erstes auf dem Tagesplan, was mich erschaudern lässt, weil ich weiß, dass ich dieses Mal nicht verschont werde und in den Kampfsimulator muss. Das ist noch schlimmer als die Angst vor meinem Feuer, denn da konnte ich mich nicht verletzen. Außerdem bin ich darin einigermaßen geübt, im Nahkampf jedoch bin ich momentan eine Niete. Oder? Ich habe keine Ahnung ... Im Grunde genommen kann ich das gar nicht beurteilen, weil ich bisher mit niemandem gekämpft, sondern nur auf einen Boxsack eingeschlagen habe. Kraft habe ich zwar nicht, woher denn auch? Aber das ist nicht alles. Darius kann vielleicht jemanden mit einem Kinnhaken oder ähnliches sofort außer Gefecht setzen, nichtsdestotrotz kann ich das auch – ich muss eben nur öfters zuschlagen, anstatt nur ein einziges Mal.
Mit diesem Fünkchen Hoffnung stelle ich mich zu Elizabeth. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir wirklich Freunde werden können. Heute Morgen beim Frühstück hat sie mich fröhlich zu sich gewunken, was mich ein wenig gewundert hat. Überhaupt ist sie mir ein Rätsel. Wie kann sie nur so fröhlich sein? Vielleicht wäre es eine gute Idee, mir eine Scheibe an ihr abzuschneiden, um den ewigen Trauerkloß in mir abzuschütteln.
Mein pochendes Herz verrät mir, dass ich meine Nervosität nur überspiele.
„Schön, ich hoffe ihr habt beim Frühstück schön reingehauen und seid jetzt fit", grinst Livia. Heute sind wieder alle Mentoren anwesend, Livia, Sanchia, Corin und Viktor.
„Wir dachten uns, wir fangen gleich mal mit dem Kampfsimulator an."
Wow, ernsthaft? Ich dachte, wir üben erst wieder mit den Boxsäcken. Seufzend puste ich die Luft aus, woraufhin Livia mich mit schiefem Kopf anschaut.
„Nora, wenn du schon so motiviert bist, können wir ja mit dir anfangen", sagt sie herausfordernd. „Dann wirst du immerhin wach."
Meine Augenbrauen schießen sofort in die Höhe, ebenso mein Herzschlag. Naja, wenn ich es jetzt hinter mich bringe, umso besser.
„Okay", piepse ich und räuspere mich. Erinnere dich daran, was Corin gesagt hat. Ich bin schnell, demnach kann ich schneller angreifen. Anstatt einem kräftigen Schlag benötige ich eben mehrere Schläge.
Langsam gehe ich die wenigen Stufen nach oben und betrete den Kampfsimulator. Dicht hinter mir schließt sich die Glastür, und meine Umgebung verdunkelt sich, als wären gerade dunkle Wolken aufgezogen. Okay, entspann dich. Ich atme tief ein und aus, schließe kurz die Augen und balle schließlich meine Fäuste. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie einer der Mentoren die Einstellungen vornimmt. Alle treten ein paar Schritte zurück – und dann sehe ich die Lasterstrahlen, mit welchen zuvor nur Nic klar kommen musste.
Plötzlich höre ich eine männliche Stimme, die offenbar das Programm einleiten soll. Bei Nic haben wir diese nicht gehört, was wohl daran liegt, dass sie nur von innen zu hören ist. Oh Gott, jetzt geht es los.
„Start in drei ... zwei ... eins", sagt sie laut,anschließend ertönt ein kurzer Gong. Wieso kann das nicht einfach der Gong sein, der die Pause in der Schule ankündigt?
In Sekundenschnelle kreuzen sich ein paar Laserstrahlen und erzeugen eine Person, die auf mich zu rennt. Scheiße scheiße scheiße. Was soll ich jetzt machen?
Ich versuche, herunter zu kommen und bleibe auf der Stelle stehen, während die animierte Person auf mich zukommt. Als sie bei mir angekommen ist und zum Schlag ausholt, reiße ich meinen Kopf zur Seite, sodass sie mich verfehlt. Überwältigt von der Erleichterung, dass ich überhaupt etwas hinbekommen habe, realisiere ich nicht, wie sie mit ihrem Fuß ausholt und mir die Beine wegtritt. Mit einem winzigen Aufschrei kippe ich zur Seite um und lande unsanft auf meinem Unterarm, mit dem ich mich abgestützt habe. Diese scheiß Animation tritt mir in den Magen, und dafür, dass es nicht wirklich echt ist, scheint sich der Schmerz trotz dessen echt anzufühlen. Ich rolle mich zur Seite weg. Meine Güte, reiß dich zusammen und wehr dich. Die denken sonst, du kannst gar nichts!
DU LIEST GERADE
Blazing Fire
Fantasi"Selbst der beste Kämpfer braucht manchmal jemanden an seiner Seite." Nora, ein durchschnittliches Mädchen, das sich des Öfteren einfach nur Abwechslung in ihrem Leben wünscht. Doch die Abwechslung, die sie schließlich bekommt, ist alles andere als...