VIERUNDVIERZIG - Kämpfen, überleben und wach bleiben

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VIERUNDVIERZIG

Kämpfen, überleben und wach bleiben

Mein Herz schlägt mir vor Freude bis zum Hals, doch diese verblasst immer mehr, genau wie Corins Silhouette vor mir. Das Gas treibt mir die Tränen in die Augen.

Vage nehme ich wahr, wie mehr Menschen hereinstürmen und sich jemand hektisch vor mich kniet.

„Zieh diese Maske auf", befiehlt mir jemand in einem sanften Ton. Gehorsam ziehe ich mit der Hilfe der Person die Gasmaske auf, woraufhin meine Atemwege wieder einigermaßen frei werden.

Schüsse fallen, ich spüre, wie sie mich haarscharf verfehlen.

„Das Gas setzt sie nicht stark oder lange außer Gefecht, nun komm schon."

Eilig werde ich auf die Beine gezogen, nach einem kurzen Schwindelgefühl erkenne ich nun Corin in voller Größe. Durch die Maske hindurch lächle ich ihn seufzend an. Sie sind gekommen, um uns zu retten. Sie sind da.

„Nicht zu früh freuen, Kleines, wir müssen erstmal hier rauskommen."

Mein Mentor, der es Gott sei Dank überlebt hat, reicht mir eine Waffe. Inzwischen zittern meine Hände bei der Berührung nicht mehr, ich halte die Waffe, die ich bereit bin einzusetzen, entschlossen fest. Ich muss an die Menschen denken, die ich im Tunnel getötet habe, aber nun schrecke ich nicht mehr zurück. Bevor sie mich umbringen, komme ich ihnen zuvor.

Gemeinsam mit Corin renne ich zu dem Torbogen, in dem Nebel kann man kaum etwas erkennen. Allerdings löst er sich so langsam auf. An Corins Schulter leuchtet ein blauer Streifen, offensichtlich erkenne ich daran, wer zu uns gehört. Während wir weiter rennen und immer mehr Schüsse fallen, sehe ich mich flüchtig um. Tatsächlich erkenne ich in dem Nebel mehrere blaue Lichter. Sie sind alle dicht hinter uns.

„HALTET SIE AUF!", ertönt ein wütender Schrei durch die ganze Halle, unverkennbar Valorac.

Das Gas hat sich nun in der Luft aufgelöst, weswegen wir zwar freie Sicht, aber keinen weiteren Vorteil haben. Ich konzentriere mich voll und ganz auf Corins Rücken, um den Anschluss nicht zu verlieren. Schon nach wenigen Minuten geht mir die Kraft aus, alles an meinem Körper schmerzt und scheint zu bluten, aber ich muss weiterrennen. Wir haben die Flucht aus dem Ballsaal überlebt, wir werden auch diese überleben – aber wie? Es war nur ein Ballsaal, dessen Geheimgänge die Mentoren in- und auswendig kennen, doch dies hier ist Valoracs Quartier. Hinzu kommt, dass wir uns alle eigentlich kaum auf den Beinen halten können und spätestens in wenigen Minuten keine Energie mehr haben werden.

„Ihr könnt die Gasmasken abziehen", schreit irgendjemand, der uns führt, atemlos. Während dem Rennen ziehe ich sie ab, werfe sie auf den Boden und atme die Luft ein.

Die Verfolger sind uns dicht auf den Fersen. Mein naives Ich klammert sich an die Hoffnung, dass wir es schon einmal geschafft haben, aber die Hoffnung wird zerstört, als jemand schreiend zu Boden fällt. Augenblicklich bleiben alle stehen und drehen sich um. Erschrocken halte ich mir die Hand vor den Mund. Ein Soldat liegt blutend am Boden.

„Nora, jetzt komm", drängt Corin mich. „Wir haben den Befehl, uns von keinem Verletzten aufhalten zu lassen, außer es ist jemand von euch."

Wie aufs Stichwort fällt Darius auf die Knie, weil er am Bein angeschossen wurde. Instinktiv will ich sofort zu ihm rennen, muss jedoch sofort hinter eine Wand springen, um mich vor den fallenden Schüssen zu schützen. Alle anderen, die sich ebenfalls hinter einem Hindernis in Sicherheit gebracht haben, schauen sich gegenseitig an und nicken.

„Dann bleibt uns eben nichts Anderes übrig", leitet Corin einen offensichtlichen Befehl ein.

Die Soldaten, darunter auch Sanchia, Livia und Viktor, treten aus ihren Verstecken hervor, sobald die Wächter ihre Schüsse für eine kurze Zeitspanne einstellen. Liz und ich sehen uns an, auch Nicholas erscheint in meinem Blickfeld, obwohl ich ihm nicht in die Augen sehen kann. Ein Nicken reicht schon, um uns zu verständigen.

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