Als ich am nächstem Morgen aus dem Auto meines Vaters stieg, fühlte ich mich seltsam. Es kam mir so vor, als wäre der gestrige Tag nur ein Traum gewesen. An jenem Morgen kam mir niemand entgegen. Kein Theo, der meinen Rucksack trug und mich zu meinem Kurs begleitete. Ich sah ihn drüben, unter der alten Eiche bei seinen Freunden stehen. Jenny winkte fröhlich und deutete mir zu kommen. Ich ignorierte sie und ging zu meiner Journalismus - Klasse.
Während der ganzen ersten Stunde versuchte ich den Gedanken zu verdrängen, dass ich die drei nächsten Stunden zusammen mit Theo hatte. Ich war sauer auf ihn. Er hatte mich geküsst und sich dafür entschuldigt. Vermutlich hatte Jenny von Anfang an Recht damit, dass ich mir nicht zu viele Hoffnungen machen sollte. Aber ich war nicht sauer auf Theo, weil er mich nicht so mochte wie ich... ihn. Es machte mich nur so wütend, dass er mich erst geküsst hatte und daraufhin doch nichts von mir wollte. Ohne diesen Kuss wäre alles okay. Dann hätte er mir zumindest keine Hoffnungen gemacht. Es erstaunte mich, wie weh es tat. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir so viel daraus machte, ob er mich nun mochte.
Ich starrte auf meine Hände, der dunkelblaue Lack blätterte schon etwas von meinen Nägeln ab. Nachdem es geklingelt hatte, stand ich auf und nahm meine Krücke in die linke Hand, den Rucksack hatte ich über meine Schulter gehängt. Ich beeilte mich zum US - Geschichte Kurs.
Gerade, als ich in Raum 62 eintrat, stolperte ich über ein am Boden liegendes Buch. Ich fiel nach vorne und spürte wie mein linkes Bein sich etwas verdrehte. Der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen. Mein Gesicht verzog sich und ich schrie auf. Ich sah wie die anderen sich erschrocken nach mir umdrehten. Theo war der Erste, der bei mir war.
"Oh mein Gott. Lou, ist alles okay?" Es war das Letzte, das ich hörte bevor ich mein Bewusstsein verlor.
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Das nächste Mal, als ich aufwachte, befand ich mich in einem Krankenwagen. Ein Sanitäter saß an meiner Seite und lächelte mir zu. "Alles ist gut, wir haben dir ein Schmerzmittel gegeben. Im Krankenhaus werden sie dein Bein nochmal untersuchen."
Ich sah nach unten und sah, dass mein linkes Bein freigelegt war. Den weißen Verband hatten sie anscheinend entfernt. Man sah die hässliche riesige Narbe, die von meinem Knöchel bis beinahe zu meinem Knie reichte. Rundherum waren noch kleinere Narben, die allerdings nicht so hervor stachen. Und dann waren da noch lauter blaue Flecken. Ich schluckte und versuchte nicht zu heulen. "Haben Sie meine Eltern informiert?"
Der Sanitäter, auf dessen Namensschild Mike stand, nickte. Kurz darauf waren wir am Krankenhaus angelangt. Mike und noch ein weiterer Sanitäter schoben die Liege, auf der ich lag, aus dem Wagen. Ich wurde in die Notaufnahme gebracht. Als der Arzt in das Behandlungszimmer kam, bemerkte ich seinen geschockten Blick auf mein Bein. So war es den zwei Pflegerinnen auch ergangen. In einem so kleinen Krankenhaus, sah man solche Unfallverletzungen wahrscheinlich eher selten.
"Hallo Louise, mein Name ist Dr. Caynes. Ich werde mir noch kurz dein Bein ansehen."
Dr. Caynes zog sich Handschuhe über und nahm mein Bein unter genauerer Beobachtung. Währenddessen kam eine der Pflegerinnen her und nahm meine Hand. Sie war etwa um die Fünfzig, hatte dunkles Haar und war sehr gebräunt. Dazu hatte sie noch ein freundliches Lächeln und sprach mit einem unbekannten Akzent. "Alles gut. Louise, nicht wahr? Gehst du auf die Ellendale High - School?"
Ich nickte. Dann wurde auch schon die Tür des Behandlungszimmers aufgestoßen und meine Mutter kam hereingestürmt. Sie trug ähnliche Krankenhausklamotten wie die Schwestern. "Liebling, was ist passiert?"
"Ich bin gestolpert." flüsterte ich und meine Mom nahm mich in den Arm.
Der Arzt räusperte sich. "Scheint alles in Ordnung zu sein. Wir lassen, dass noch röntgen um sicher zu gehen. Du bekommst einige Schmerzmittel für heute und solltest heute nicht all zu viel gehen. Die nächsten Tage ist es das Beste, du nimmst zwei Krücken. Damit du nicht Auftreten musst. In einer Woche ist alles wieder beim Alten."
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Eisprinzessin
Teen FictionDas Eislaufen war Lous Talent, ihre Leidenschaft, ihr Leben. Doch der schreckliche Unfall verändert alles in ihrem Leben. Ihre Eltern beschließen umzuziehen und einen Neuanfang im Norden der USA zu wagen. Lou versucht sich ein neues Leben aufzubau...