Kapitel 12

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Es fühlte sich gut an endlich wieder nur eine Krücke benützen zu können. Gestern bei der Nachuntersuchung wurde festgestellt, dass es meinem Bein wieder so gut ging, dass ich wieder leicht auftreten konnte.

Ich lächelte, als ich aus dem Auto stieg und meine beiden Beine den Boden berührten. Theo kam zu mir rüber und nahm meinen Rucksack. "Na? Endlich die andere Krücke los?"

Ich nickte und folgte ihm lachend zu den anderen. Jenny umarmte mich fest und Scott begrüßte mich mit einem freundlichen Nicken. Tim wuschelte mir durch die Haare und Katie war nirgends zu sehen. "Wo ist Katie?" fragte ich also und blies mir eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Ihre Jahrgangsstufe hat Ausflug oder so." 

"Okay.", sagte ich und folgte den anderen als es zur ersten Stunde klingelte. Es war Donnerstag, also hatte ich die beiden ersten Stunden Kreatives Schreiben. Der Lehrer Mr. Whitehoff war ein klassischer Schülerfolterer. Er gab immer Schreibaufgaben, für welche man mindestens eine Woche benötigen würde, allerdings nur einige wenige Tage Zeit hatte. Heute ließ er einige ihre Aufgaben vorlesen, um so glücklicher war ich als ich nicht dran kam. Dann hatte ich das Schlimmste des Tages schon hinter mir. 

Die nächste Stunde war Mathematik und die hatte ich mit Jenny. Selbstverständlich saßen wir nebeneinander und es freute mich wirklich, eine so gute Freundin in ihr gefunden zu haben. Sie erzählte mir gerade von irgendeiner neuen Lippenstiftfarbe und ich hörte ihr nur mit halbem Ohr zu. In Sachen Mode war ich nämlich absolut nicht interessiert, geschweige denn kannte ich mich damit aus. Doch Jenny liebte Mode und wenn sie nicht gerade von Theo und mir sprach, sprach sie davon. Die Begeisterung, die sie für alles aufbringen konnte, liebte ich an ihr. 

In der Mittagspause plapperte sie wie immer ohne Punkt und Komma, ich verstand wieso Scott und sie zusammen waren. Er war so ruhig und still, sie aufgeweckt und laut. Wie heißt es so schön? Gegensätze ziehen sich an. Gerade als ich ein Paar Bohnen auf meine Gabel spießte, spürte ich eine warme Hand an meinem Oberschenkel. Ich erstarrte und sah langsam zu Theo. Doch dieser tat so, als wäre nichts und diskutierte weiter mit Jenny über einen Film, den die beiden gestern im Fernsehen gesehen hatten. 

Ich schluckte und stieß seine Hand weg. Theo hörte mitten in einem Redeschwall auf zu reden und starrte mich. Ich blickte auf meine Bohnen und begann weiter zu essen. Schließlich sah ich, wie er wieder zu Jenny blickte und sagte:"Gut, du hast gewonnen. Der Film war scheiße."

Jenny bemerkte dies mit einem misstrauischen Blick und wandte sich Scott zu, der bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte. Tim fing ein Gespräche mit Theo an und ich hörte den beiden Gruppen abwechselnd zu, auch wenn nichts Interessantes dabei raus kam.

Die nächsten beiden Stunden war ich damit beschäftigt nachzudenken. Wie immer beschäftigte mich nur ein Gedanke: Theo. Was sollte das heute in der Mittagspause? Warum hatte er sich nicht gemeldet? Warum sprach er Samstag nicht an? War es schon wieder vorbei, bevor es richtig angefangen hatte?

Nach der letzten Stunde, Kunst, packte ich mein Zeug zusammen und hängte den Rucksack um meine Schulter, bevor ich die Krücke ergriff um nach draußen zu gehen. Doch als ich aus dem Kunstraum kam, stand dort Theo und hielt mich am Arm fest. "Warte."

Verwundert blickte ich ihn an und bemerkte die Blicke der anderen, die langsam an uns vorbei gingen. Theo wartete bis wir alleine waren, dann ließ er meinen Arm los. "Warum hast du meine Hand weggeschlagen?"

Ich starrte ihn an. "W-was?"

"Warum du meine Hand weggeschlagen hast?"

"I-ich... Keine Ahnung?"

"Lou, verarsch mich doch nicht! Warum?"

"K-keine Ah-.. Ähm.. Weil ich es nicht richtig fand."

Jetzt starrte er mich verwundert an. "Du fandest es nicht richtig?"

EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt