Kapitel 27

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Obwohl ich schon länger wach war, konnte ich mich einfach nicht dazu aufraffen aufzustehen. Heute wollte ich mit ihm reden. Ich hatte panische Angst davor und nur durch den Gedanken daran bekam ich Herzrasen. Würde er überhaupt kommen und mir zuhören? Ich wusste es nicht. Aber ich hoffte es so sehr. 

Immer wieder ging ich mögliche Szenarien durch, die einen schlimmer als die anderen. Doch ich war es ihm schuldig, ich musste ihm vertrauen. 

Irgendwann setzte ich mich auf und schlug die Decke zurück. Dann ging ich in das Badezimmer. Ich stand nur noch in einem Handtuch bekleidet vor der Dusche, das Wasser lief schon. In meiner Hand hielt ich mein Handy. Mit zitternden Händen tippte ich die Nachricht ein.

An: Theo

Kannst du kommen? Ich muss mit dir reden. Bitte.

Lou

Schnell drückte ich auf Senden und entkleidete mich vollständig. Dann hüpfte ich in die Dusche, um mich zu waschen. Wenig später trocknete ich mein klatschnassen Haar, in dem ich es mit dem Handtuch durch wuschelte. Ich wickelte ein Handtuch um meinen Körper und guckte auf das Handy, ob ich schon eine Antwort bekommen hatte. Hatte ich nicht. Also zog ich mich an, kämmte mein Haar und frühstückte eine Schale Müsli. Meine Eltern waren auf der Arbeit und ich war froh darüber, alleine zu sein. Den Vormittag überbrückte ich mit Fernsehen und zu Mittag machte ich mir French Toast. Gerade als ich mit dem vollem Teller zum Sofa zurückkehren wollte, bekam ich eine Mitteilung. 

Von: Theo

Bin in einer halben Stunde da.

Ich schluckte und hatte plötzlich keinen Hunger mehr. Trotzdem zwang ich mich zwei von den Toast zu verdrücken. Die restliche Zeit lief ich angespannt im Haus herum und umklammerte die Krücke so fest, dass meine linke Hand ganz weiß wurde. 

Als es an der Tür klingelte, fing mein Herz an zu klopfen wie wild und für einen Moment stand ich unschlüssig da. Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und atmete noch einmal tief durch, bis ich die Tür öffnete. 

Draußen schneite es schon wieder und Theo stand vor mir, die Hände in den dunkelblauen Kapuzenpullover vergraben. Er trug schwarze Jogginghosen und seine weißen Sneakers. Da sein Gesicht von der Kapuze verdeckt war, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen. Ich schluckte. "Theo." Meine Stimme war bloß ein Flüstern.

"Lässt du mich rein?"

Ich nickte und trat zur Seite. Er kam herein und zog sich die Kapuze vom Kopf. Kurz musterte er mich, bevor er aus seinen Schuhen schlüpfte und mich abwartend ansah. 

"Können wir nach oben?" Ich deutete die Treppe rauf und er nickte zustimmend. In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich sogleich auf das Bett und lehnte die Krücke an die Wand. Theo stand unschlüssig an der Tür und zog sich schließlich den durchnässten Pulli aus und warf ihn auf das Bett. Er lehnte sich gegenüber von mir an die Wand und sah mich lange an.

Ich schluckte und schloss für einen Moment die Augen. "Ich möchte es dir erklären. Alles."

Er nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. 

Meine Hände zitterten und mein Herz begann zu rasen. Ich biss mir auf die Lippe und atmete tief ein. "In Kanada..." Ich stockte. "Der Nationalsport in Kanada ist Eishockey. Zumindest bei den Jungs, bei den Mädchen ist es eher Eiskunstlauf."

Theo räusperte sich. "Lou, ich will wirklich nichts über Kanadas Nationalspor-.."

"Hör mir einfach zu, okay?" Energisch fuhr ich mir durchs Haar und begann weiter zu erzählen. "Also die meisten Mädchen betreiben Eiskunstlauf. Auch ich." Meine Stimme zitterte, was ich versuchte zu ignorieren. "Und ich war gut. Ich war die Beste. Ich hab am Tag stundenlang trainiert, hatte Ballettstunden, bin bei Wettkämpfen angetreten und hab sie gewonnen. Mein Traum war es immer bei Olympia mitzumachen. 2018 wäre mein Jahr gewesen, ich hab mich darauf schon mein ganzes Leben vorbereitet. Theo, ich war zweimal Erste bei den Jugend Eiskunstlauf - Weltmeisterschaften. Ich hab alles gewonnen und ich hätte auch das gewonnen." Ich biss mir auf die Lippen. Mittlerweile rannen mir Tränen über die Wangen. Theo starrte mich an. 

EisprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt