Kapitel 05: Traumtyp

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Harry POV.

"Morgen Niall!"

"Morgen.", nuschelt er und setzt sich langsam auf. Was ist gestern passiert? Wieso liege ich mit Niall in einem Bett? 

"Du hast dich an mich geklammert und geheult, wie sehr du mich vermisst hast. Deswegen habe ich dich in meinem Bett schlafen lassen", meint er als hätte er meine Gedanken gelesen. 

Plötzlich geht die Tür auf und eine strahlende Sara kommt hereinspaziert. Sie setzt sich gut gelaunt auf Niall's Bett.

"Sara? Was ist denn mit dir passiert?", frage ich verwirrt.

"Liam ist so nett! Und stell dir vor! Er kommt auch aus London! Kneif mich mal, ich glaube ich träume! Das ist mein absoluter Traumtyp!", schwärmt sie.

"Warte mal, wer ist Liam?", frage ich noch verwirrter.

"Ich habe ihn gestern auf dem Gang getroffen und wir haben die ganze Nacht zusammen geredet."

Niall grinst dreckig. "Geredet, also, hm?"

"HORAN!", schreit sie und wirft sich auf ihn.

Ich verlasse das Zimmer mit gesenktem Kopf. Sara hat ihren Traumtypen gefunden? Schön für sie! Es ist ja nicht wichtig, was ich denke. Tief in Gedanken versunken stehe ich im Wohnzimmer und spüre, wie mir die Tränen die Wangen herunterlaufen. Eigentlich wollte ich niemals wegen einem Mädchen weinen. Weil man sowas nicht macht. Weil das untypisch ist. Weil man es nicht von mir erwartet. Aber sie sieht in mir nicht mehr als den lustigen, besten Freund. Und das werden wir auch immer bleiben. Beste Freunde.

Seit zwei Monaten bin ich mir nun schon sicher, dass sie die Eine ist. Dass ich mit ihr alt werden möchte. Mit ihr an meiner Seite kann nichts passieren. Wir zwei gegen die Welt. Aber das sind alles nur Träume, die niemals in Erfüllung gehen werden, da sie, wenige Meter von mir entfernt, Niall vorschwärmt, wie toll Liam doch ist. Dabei kennt sie ihn erst seit gestern Abend. Mich dagegen kennt sie schon ihr halbes Leben!

Aber es ist okay. Ich werde mich damit abfinden müssen, dass sie nich mir gehört. Dass ich nicht ihr gehöre. Selbst wenn Liam nicht der Richtige ist, irgendwann wird sie ihn finden. Doch das werde nicht ich sein. So sehr ich es mir auch wünsche.

Niall POV.

"...und sein Lächeln! Gott sein Lächeln ist so schön. Auch seine wunderschönen Augen! Ich könnte mich stundenlang in ihnen verlieren! Er ist einfach perfekt. Wir haben die ganze Nacht geredet und wenn er jetzt nicht arbeiten müsste, würden wir immer noch reden. Es wird einfach nie langweilig mit ihm! Hab ich schon erwähnt, dass..."

Mehr bekomme ich nicht mehr mit. Sie ist in einem solchen Redefluss und mein Gehirn ist mit den vielen Informationen überfordert. Viel lieber denke ich an Zayn. Ich muss ihn unbedingt wiedersehen! Ich muss wissen, woher er die ganzen Verletzungen hat. Ich muss erfahren, was hier vor sich geht! Ich muss ihn einfach besser kennenlernen. Vorher kann ich kein Auge mehr zumachen! 

"Niall. Niall! Hörst du mir überhaupt zu?", fragt sie mich. 

"Was? Ja, natürlich. Du hast gesagt, wie toll Liam ist. Aber darf ich dich darauf hinweisen dass heute ein wunderschöner Tag ist und wir etwas unternehmen sollten, bevor du ihn heute Abend wieder triffst?"

 "Hm, ja.", grummelt sie und verschränkt beleidigt ihre Arme. Ich verdrehe meine Augen und gehe ins Wohnzimmer zu Harry. Er steht einfach in der Mitte des Raumes und starrt die Wand an. Als er mich bemerkt, wischt er schnell über sein Gesicht, doch ich habe seine Tränen bereits gesehen. 

Harry kann weinen? Und was noch viel wichtiger ist, warum weint er? 

"Harry, was...?"

"Sei einfach ruhig. Was willst du?", knurrt er. 

"Kommst du mit ins Museum?" Okay, in der Hinsicht bin ich ziemlich spießig und komme nach meinem Vater, aber ich liebe es, Museen zu besuchen. Harry und Sara haben sich bereits damit abgefunden und haben auch immer mehr Spaß dabei. Sie machen sich immer über mich lustig, wenn ich vor einem Gemälde stehe, und über seine Bedeutung nachdenke. Sie sind ja so erwachsen...

"Geht dieser Liam auch mit?", fragt Harry misstrauisch. 

"Ne, der muss heute arbeiten."

Sofort lächelt er wieder. So kenne ich meinen Haz! "Klar!"

 Nach einem großen Frühstück steigen wir in ein Taxi und lassen uns zu dem Kunstmuseum fahren. Auf dem Weg dorthin sehe ich keine der Menschen mit diesen unheimlichen Narben. Gehören die alle einer bestimmten Gruppe an? Aber Zayn wurde von Typen verschlagen, die genauso ausgesehen haben wie er. Vielleicht ist das eine Art Ritual für Jugendliche? Denn ich habe noch keine Erwachsenen gesehen, die diese Male tragen. Oder vielleicht hat es auch eine religiöse Bedeutung. Zayn muss mir unbedingt davon erzählen, aber das setzt voraus, dass ich ihn wiedersehe. 

Eines ist auf jeden Fall sicher: Ich gehe hier nicht weg, bevor ich diesen Jungen besser kennengelernt habe, denn ich habe das Gefühl, dass er etwas ganz besonderes ist.

A New Hope? *PAUSED*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt