Kapitel 07: Grundloses Besäufnis

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 Harry POV.

"Und warum genau darf ich nicht mitgehen?", frage ich Niall, der ganz aufgeregt und mit hochrotem Kopf durch die Suite rennt. 

"Zum hundersten Mal, Harry. Ich treff mich mit Zayn und möchte ihn kennenlernen. Du hast da nichts zu suchen."

"Ah, also darf ich Mister Horan bei seinem Date mit dem ominösen Fremden nicht stören?"

"Es ist kein Date du Depp. Wir gehen einfach als zwei Freunde etwas trinken."

"Und deshalb rennst du hier im Anzug rum, wenn es nur ein Treffen unter Freunden ist. Da wir gerade dabei sind, findest du nicht, dass das ein bisschen zu viel ist?", lache ich. Ich liebe es einfach, wenn ich ihn ärgern kann. 

"Ach halt die Klappe. Ich kann auch nackt gehen, würde dir das besser gefallen?"

"Aber sicher doch" Inzwischen tut mir der Bauch vor Lachen weh, aber Niall stürmt nur genervt zurück ins Badezimmer. Als er zurückkommt, trägt er nur noch ein weißes T-Shirt und eine schwarze Skinny Jeans. 

"Warum bleibst du nicht hier bei Sara?", ruft er aus dem Schlafzimmer.

"Sara ist bei Liam!", entgenge ich wütend. "Sie hat sich doch von dir verabschiedet, weißt du das nichtmehr?"

"Äh, doch. Mir ist es gerade nur nicht eingefallen.", nuschelt er auf dem Weg zurück ins Badezimmer. Was macht der da eigentlich die ganze Zeit!?

"Nein, du hattest nur deinen Zayn im Kopf! Wann darf ich den eigenltich auch mal kennenlernen?"

"Bald. Ich muss jetzt auch gehen. Bis nacher, obwohl, da schläfst du bestimmt schon.", sagt er und öffnet die Tür.

"Hey Niall, warte!", rufe ich ihm hinterher. 

Er dreht sich um und sieht mich fragend an. "Ja?"

"Hast du deine spezielle Unterwäsche an?", grinse ich, doch er verdreht nur seine Augen und schlägt die Tür zu. Der arme Kerl verträgt auch keinen Spaß.

Jetzt, da ich alleine in der Suite sitze, bricht wieder alles über mich herein. Sara, das perfekteste Mädchen auf dieser Welt, und vielleicht würde meine arrogante Mutter sie sogar an meiner Seite akzeptieren. Doch was mache ich mir überhaupt unnötige Gedanken? Bestimmt vögelt dieser Liam ihr das Hirn raus. Niall ist leider keine große Hilfe dabei. Gut, er weiß nichtmal davon, aber trotzdem hätte er mich entweder mitnehmen oder hierbleiben können. Das macht mich wirklich fertig. Sara hat ihren Traumtypen gefunden, ebenso wie Niall. Auch wenn der nicht zugeben will, dass er schwul ist. Und ich? Tja, ich sitze alleine auf der Couch, stopfe mir massenhaft Chips rein und sehe irgendeine Scheiße im Fernsehen. 

Niall POV.

Fröstelnd stehe ich unter einer Straßenlaterne und warte auf Zayn. Und nur zwei Minuten später, nachdem ich eine Entschuldigungs-SMS von meinem Vater wütend gelöscht habe, taucht auch schon Zayn auf.

Nach einer halbherzlichen Bergrüßung gehen wir Richtung Hotelbar. Immer wieder werfe ich kurz einen Blick auf ihn.  Er trägt ein weißes T-Shirt mit unzähligen kleinen Löchern, darauf ein rotes Karohemd, das ihm viel zu groß ist und eine dreckige, ausgewaschene Jeans. Doch trotzdem sieht er einfach unfassbar gut aus.

"Warum starrst du mich so an?", meint er emotionslos. Kommt es mir nur so vor, oder hat er wirklich keine große Lust auf dieses Treffen?

"Zayn, bleib mal locker. Du bist total angespannt!", bemerke ich. 

"Ich hab nur Angst.", gibt er zu. 

"Angst wovor? Ich tu dir schon nichts!", lache ich.

"Nicht davor, sondern naja vor den Leuten, denen wir begegnen."

"Ich bin ja da.", meine ich und lege beschützerisch einen Arm um ihn. Sofort merke ich, wie er sich entspannt und sogar lächelt. Auch ich muss grinsen, aber innerlich frage ich mich ernsthaft, warum er Angst hat. Etwa vor vielen Menschen? Oder hat er in der Bar schonmal was angestellt und man kennt ihn? 

In die Bar kommt man nur durch die Hotellobby, und als wir an den Wachmännern am Eingang vorbeigehen, werfen sie Zayn einen arroganten Blick zu. Was geht hier ab? 

"Ich hol uns was zu trinken, setz dich schonmal.", meine ich und bestelle zwei Bier. Doch als ich zu dem Tisch zurücklaufe, wird Zayn von zwei Typen belästigt. Sie schubsen ihn herum und beleidigen ihn. 

"Hey! Hört sofort auf!", rufe ich. 

Auf einmal kommt einer der beiden auf mich zu und packt mich am Kragen. "Hör zu Kleiner, das ist unser Job, diese Bar vor solchen Banditen zu reinigen!"

"Ich habe ihn hergebracht, er ist mein Gast.", funkle ich den Mann böse an. Schneller als ich schauen kann, hat Zayn dem Kerl mit dem Bierglas eins übergebraten, sodass er bewusstlos auf dem Boden liegt. Nun schaltet sich auch der Zweite ein und prügelt sich mit Zayn mitten in der Bar. Ich stehe einfach nur fassungslos in der Gegend herum. Was zum Teufel soll das hier? 

Ohne nachzudenken trete ich dem Mann von hinten zwischen die Beine und er geht stöhnend zu Boden, doch das interessiert mich nicht. Geschockt starre ich auf Zayn, der eine Platzwunde am Kopf hat. Sofort nehme ich ihn an meine Hand und ziehe ihn in die Suite. 

"Zayn, was wollten die von dir?", frage ich auf dem Weg. 

"Den Sklaven aus dem Hotel schaffen. Jemand wie ich ist hier nicht erwünscht. Ich dachte, du weißt das.", schluchzt er. 

"Jemand wie du? Was meinst du damit? Ich verstehe dich nicht." Natürlich verstehe ich es, aber ich will es aus seinem Mund hören. Einfach, weil es so unglaublich ist! Im negativen Sinne.

"Ich bin ein verdammter Sklve, Niall. Jetzt, da du Bescheid weißt, kann ich ja wieder gehen.", meint er beleidigt und entreißt seine Hand meiner. Doch ich schließe die Zimmertür auf und stoße ihn sanft hinein. 

"Erst wirst du verarztet. Außerdem musst du mir noch einiges erklären.", lächle ich. 

Das Lächeln verschwand so schnell wieder, wie es gekommen ist, denn das Bild, dass sich in der Suite bietet, ist einfach furchtbar.

Der Fernseher ist kaputt, der Boden ist nass, von was auch immer, überall stehen leere Wodkaflaschen, und mittendrin, auf dem Sofa liegt mein bester Freund. Total blass im Gesicht, die Augen verdreht und bewegungslos. 

"Scheiße! Zayn ruf sofort den Notarzt!", rufe ich hysterisch und reiche ihm mein Handy.

Ich stolpere zu Harry und schlage ihm leicht auf die Wange. "Harry? Komm wach auf, alter Junge." Danach fühle ich seinen Puls. Gott sei Dank, er lebt noch.

Schon fünf Minuten später kommen die Sanitäter und verfrachten Harry auf eine Trage und schon sind sie wieder verschwunden.

Erschöpft setze ich mich auf die Couch, auf der bis gerade eben noch Harry gelegen hat. "Zayn, es tut mir leid.", ist alles, was ich herausbringe. 

Er kommt zu mir, legt seinen Arm um meine Schulter und sagt: "Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Wenn du willst bleibe ich bis morgen hier und dann können wir zusammen deinen Freund besuchen."

Dankbar nicke ich und falle ihm um den Hals. Er ist doch nicht so kalt, wie ich dachte. 

A New Hope? *PAUSED*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt