Kapitel 10: Ja oder Nein?

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Niall POV.

"Weißt du, ich würde dich jetzt wirklich gerne anschreien und sagen, dass das falsch war. Dass es unnötig war. Aber ich schätze, dass du das weißt. Allerdings weiß ich nicht, warum du es getan hast. Du wirst es mir erzählen, wenn du bereit dazu bist, richtig?"

"Ja, Niall. Im Moment bin ich aber nicht bereit dafür okay?", meint Harry. 

"Du hattest verdammtes Glück du Idiot. Hätte ich dich nicht gefunden, wärst du verreckt. Naja, wie auch immer, ich gehe jetzt, wenn du nichts mehr zu sagen hast?", frage ich ihn, doch er schüttelt nur den Kopf und schaut den Boden an. Was es auch ist, es muss ihn sehr beschäftigen. 

"Ich gehe dann mal, Mister Horan.", grinse ich und habe die Türklinke schon in der Hand, als Harry mich doch zurückhält.

"Warum nennen die mich hier alle so?", fragt er verwirrt. 

"Ich habe ihnen meine Krankenkarte gegeben, weil ich weiß, wie deine Eltern sind.", meine ich selbstverständlich.

"Aber dein Vater wird dich umbringen?!", ruft er entsetzt. 

"Na und? Mit deinen Worten, ich bin selbstlos und helfe immer, wo ich kann. Selbst wenn ich dafür den Ärger kasiere. Jetzt ruh dich aus, wir besuchen dich später noch einmal."

Lachend schüttelt er den Kopf und murmelt etwas, was ich allerdings nicht mehr verstehe. Draußen auf dem Gang sitzt Sara auf einem grünen Plastikstuhl und blättert durch eine Illustrierte. 

"Niall! Komm schon, was spricht denn dagegen?", fragt mich Sara wieder. 

"Was dagegen spricht? Vielleicht, dass unser bester Freund im Krankenhaus liegt? Ich würde mich dabei einfach schlecht fühlen. Ich fühle mich, als würde ich ihn hintergehen."

"Ich bitte dich. Erstens seid ihr nicht zusammen, Harry ist wie gesagt dein bester Freund. Und zweitens ist es nur ein Essen. Ich möchte, dass du Liam kennenlernst. Außerdem würde ich gerne deinen mysteriösen Freund kennenlernen.", stichelt Sara. 

Eigentlich spricht ja nichts dagegen und auch der Grund, Harry zu hintergehen ist mehr geflunkert. Trotzdem habe ich Angst vor einer Ablehnung. Zayn hat mir gestern sein ganzes Leben offenbart und ich bin immer noch sehr geschockt. Auch sein plötzliches Verschwinden heute Morgen hat mehr Fragen aufgeworfen. Warum tut er das? Warum verspricht er mir erst etwas und haut dann ab? Warum erzählt er mir das alles, wenn ich ihm nicht helfen soll? Warum hat er meine Einladung angenommen, wenn er doch gar keine Lust darauf hatte? All diese Fragen und ich habe Angst vor der Antwort. Nichts würde ich lieber tun, als ihn wiederzusehen. Und doch bin ich jetzt so unentschlossen. Wer hätte gedacht, dass Niall Horan einmal an einer einfachen Frage scheitert? 

Soll ich ihn zum Essen mit Sara und Liam einladen, oder nicht? 

Einerseits hätte ich dann einen Grund, nach ihm zu suchen und mit ihm zu reden. Allerdings könnte er mich dabei auch kalt abweisen und mir sagen, dass ich ihn nie wieder sehen soll. Für Außenstehende mag das wohl keine schwere Frage sein, doch für mich gibt es im Moment kaum wichtigeres. 

"Ist gut, ich frage ihn.", gebe ich mich geschlagen und Sara klatscht begeistert in die Hände.

"Super! Jetzt muss ich mir nur noch darüber Gedanken machen, was ich heute Abend anziehe. Schade, dass Harry nicht hier ist. Er hätte mich bestimmt gut beraten!"

Ich verdrehe die Augen und verlasse schnell das Hotel. Nachdem ich ein Taxi gerufen habe, sage ich dem Fahrer, dass er mich zum Steinbruch bringen soll. Er schaut mich nur irritert an, doch ich versichere ihm, dass ich es ernst meine. Zayn hat doch gemeint, dass er im Steinbruch arbeitet.

Zehn Minuten später stehe ich also vor dem riesigen, eisernen Tor des Steinwerks und starre ungläubig auf das, was hinter der hohen Mauer geschieht. 

Wie in einem alten Ägypterfilm laufen hier massenhaft leicht bekleidete Männer und Frauen mit Spitzhacken bewaffnet von einem Geböude auf das weitläufige Gelände und fangen an, den Fels zu bearbeiten. 

"Sir? Sie dürfen sich hier nicht aufhalten! Bitte räumen Sie das Gelände.", bittet mich ein Wachmann übertrieben Freundlich. 

"Ich suche jemanden. An wen muss ich mich melden?", frage ich ihn.

"Einen Ihrer Arbeiter? Aber sicher doch. Das haben wir hier öfter. Warten Sie, ich habe hier eine Liste.", meint er und zieht aus seiner Jackentasche ungefähr zwanzig Blätter Papier, die beidseitig bedruckt mit Namen sind. Wie viele Leute schuften hier zum Teufel?

"Den Namen bitte?"

"Zayn. Den Nachnamen kenne ich nicht.", meine ich und sehe dem Mann zu, wie er seine Liste durcharbeitet. Auf einem Computer wäre das bestimmt schneller gegangen, aber ich habe ja Zeit.

"Okay, wir haben hier zwei mit dem Namen. Ich lasse sie ausrufen. Das macht dann 1000$."

Ungläubig starre ich ihn an, doch er meint, wenn man die Sklaven von der Arbeit abhält, kostet es etwas. Kopfschüttelnd schreibe ich ihm einen Scheck aus und er verständigt seine Kollegen, dass er die beiden Zayn's an das Tor schicken soll. 

Schon fünf Minuten später sehe ich den Jungen, der noch heute Morgen verschlafen aus meinem Zimmer gekommen ist. Seine Haare stehen in alle Richtungen ab, doch das ist es nicht, was mich schockiert. Viel mehr ist es das ganze Blut, dass ihm von den Armen läuft. Ein Tropfen nach dem anderen fällt auf den staubigen Boden. 

Ich schicke den Wachmann und den falschen Zayn einfach weg und reiche dem Jungen schnell ein Taschentuch. Er tupft seine Wunden ab und fragt mich kritisch: "Was machst du hier, Niall?"

"Sag mir, was ich tun soll, damit du heute Abend mit mir, Sara und Liam essen gehst.", rutscht es mir heraus und Zayn schaut mich nur verwirrt an. 

"Dir liegt wirklich viel daran oder? Ich komme sehr gerne mit und ich würde niemals etwas von dir verlangen, weil ich mir dann vorkomme, als würde ich dich nur ausnutzen aber mein Vater hat mir angedroht, dass ich mich die nächsten Tage bei ihm nicht blicken lassen soll und weißt du was? Es ist verdammt hart, auf der Straße zu schlafen. Gib mir etwas Geld, damit mein Vater mir verzeiht. Dann kann ich den ganzen Abend bei dir bleiben.", lächelt er. 

"Zayn, du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet! Ich hol dich hier ab, sobald du fertig bist, okay? Und pass bitte auf deine Arme auf!", meine ich und umarme ihn zum Abschied. Er nickt und geht wieder zu den anderen Arbeitern.

Womit hat er das nur verdient? Wäre es nicht gerechter, wenn alle Menschen in Freiheit leben könnten? Aber was bilde ich mir ein. Ich bin nur Niall Horan und nicht Queen Elisabeth. Ich kann nichts bewirken, auch wenn ich nichts lieber täte.

A New Hope? *PAUSED*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt