Kapitel 6: Sie hörte ihn Flüstern

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Drei Wochen sind nun vergangen. Ihre Eltern vermissen sie nicht mal. Haben nie nach ihr gesucht. So ist es besser. Diese Scheißkerle haben sich doch nie um sie Gekümmert. Sie ist frei.

Ganz in Gedanken an all die Scheiße die ihr bislang passiert ist, lächelt sie kurz auf. 'WAS GIBT'S DA SO ZU GRINSEN, DU KACK GÖR?' schlagartig verfinsterte sich ihr Blick. 'SIEH' LIEBER ZU DASS DU DEN SAUSTALL HIER AUFRÄUMST!' Die fette Alte die ihr am Anfang noch alles gezeigt hatte, hockte kauernd vor ihr. Ihr Kittel war mal wieder etwas zu eng und zog dabei ihren ollen Faltenrock hoch. Sie hatte einen ekelhaften Ausblick auf ihren Arsch. Ihre Unterhose hatte bessere Zeiten gesehen. Denn ein großer, brauner Bremsstreifen zierte die Mitte ihrer beiden Arschbacken.  Sie musste sich stark zusammen reißen um nicht gleich zu kotzen. Als ob der Anblick dieses Zimmers nicht schon genug wäre. Sie hatte sich so gut in der Belegschaft integriert und brauchte eine Bleibe, dass sie ein altes Zimmer ganz oben im Gebäude bekam. Eine Art Dachstuhl welches mal ein Office gewesen war. 'Hier war verdammt lange keine Menschenseele mehr, naja, bevor das mit Mary-Ann passiert ist meine ich. Jetzt pack gefälligst mit an!'

Ja, Mary-Ann. Ein süßes kleines Mädchen. Sie wurde, kurz nach dem unsere Protagonistin von zu Hause fort lief, in die Anstallt eingeliefert. Schwere Zwangstörungen, Schizophrenie und Aggressives Verhalten hatten die Ärzte Diagnostiziert. Sie war noch so jung.

 Acht Jahre, blonde,Schulterlange Haare, sehr dünn und eher etwas klein. Sie sah genau aus wie man sich ein süßes, kleines Mädchen vorstellt. Ihre Eltern wussten einfach nicht mehr was sie mit ihr anfangen sollten. Sie liebten das Mädchen so sehr. Doch jeder Versuch scheiterte. So war ihr letzter Ausweg sie in die Anstallt, in die Hände der Betreuer und Pfleger zu legen. Zu nächst schien alles in Sicherheit. Sie fiel nie besonders auf. War immer stehts fröhlich und hilfsbereit. Doch Nachts. Nachts war sie wie eine andere Person. Gemerkt hatte man zunächst nichts. Bis eine der Pflegerinnen eines Morgens bemalte Wände in den Korridoren vorfand. Und eine Türe war stehts offen. Die Mary-Anns. Sie kam zur bestimmten Überwachung in eine art Gummizelle. Doch schaffte sie es auch dort wieder zu entkommen. Als es in jener Nacht 3 Uhr wurde, hörte man in allen Gängen, Kindergelächter und ein Summen eines alten Kinderliedes. Sie schallen einigen der Insassen noch immer in den Ohren. Und auch Mary-Anns Name wird oft von ihnen Gemurmelt. Sie sei wohl in das oberste Stockwerk, in das alte Office und dort aus dem Fenster gesprungen. Armes kleines Mädchen. Jeder dort hatte panische Angst. Angst vor Geistern und all dem Schrott dem einem die Hollywood Leute mit Gewalt in unsere Gehirne einbrennen. Dabei war sie einfach ein kleines, gestörtes Kind. So schien es. Denn unerklärlich war es noch immer dass sie aus ihrem Zimmer konnte, obwohl es abgeschlossen war. So wie sie einfach in den Gängen umherlaufen konnte. Und wie sie sich aus dem Fenster stürzte. Unerklärlich eben. Einige Tage später, nach ihrem Tod, wurde einer der Pfleger Mary-Anns fest genommen. Der Grund: Er holte sie mehrmals aus ihrem Zimmer. Ließ sie frei. Und verging sich an ihr. So etwas konnte nicht geduldet werden. Das Mädchen wollte ihre Geschichte erzählen. Doch er kam ihr zuvor. Stieß das Kind aus dem Fenster. Verwüstete das Office und verschwand. Er gestand alles. So ein H*rensohn.

Sie mussten also seine Scheiße wegräumen. Aber sie freute sich auch. Endlich ein ''richtiges zu Hause''.

Am Abend. Sie lag da. Dachte nach. Dann verspührte sie eine Lust. Die überkam sie eigentlich nie. Sie wollte es. Jetzt in dem Moment. Sie strich unter die Decke. An ihrem Shirt vorbei in ihre Hose. Stöhnen. Sie leckte ihre Lippen. Kurz bevor sie alles an was sie dachte los ließ um sich hinzugeben. Hörte sie es. Erst dachte sie es sei das Flüstern des Windes. Doch beim genaueren hinhöhren wurden die Worte klarer. Sie hörte ihn. Sie hatte so lange nicht mehr an ihn gedacht. Wie ein Blitz schoss ihr der Pulli in den Kopf. Was ist das für ein Flüstern? Sie steigt aus ihrem Bett. Geht jede Wand mit dem Ohr ab. Nichts. Von wo kommt es? In solch einem riesigen Gebäude kann es vorkommen dass beknackte Geräusche von überall kommen. Aber Es waren Worte. Sie schienen sie zu rufen. Ihren Namen. Immer und immer wieder. Sie musste Träumen. Sie Musste. Doch es hörte nicht auf. 'Steh auf', 'geh gucken'. Aber sie wusste wo sie war. Es war kein normals Gebäude. Es war eine Nervenheilanstallt für Geistiggestörte und Kranke Menschen. Kein besonders normaler Ort an dem man plötzlich ein leises Flüstern hört.

Doch sie ging.

 Der PatientWo Geschichten leben. Entdecke jetzt