So stand sie da. Föllig irritiert. Brachte keinen Ton raus. Als sei sie versteinert. Ihr Mund formte ein erstauntes 'O'. Ihren Augen weit aufgerissen, suchend nach dem Lautsprecher. Wieder ertönte die Stimme. Ernergischer und genervter. Würde sie jetzt nicht irgendetwas antworten, dann würde sie da stehen bleiben müssen. So brachte sie endlich einen Ton herraus. Sie nannte ihren Namen.
Mit lautem knarren und quietschen öffnete sich das riesige, schwere Eisentor. Halb verrostet, als würde es jeden Augenblick aus den Angeln rausfallen. Sie trat ein und spührte jeden Stein unter ihren Schuhsohlen. Der Weg war mit lauter dicken Kieseln belegt. Bis rauf zur Klink. Ihr Fahrrad lehnte sie an der Wand der Klinik ab. Gab es keinen Fahrradständer zum hineinstellen. Wird schon keiner klauen. Sind doch alle eingesperrt. Sie musste grinsen. Verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Es erschien ihr nicht sehr fair. Waren diese Leute doch Krank und waren desshalb dort.
''Komm. Komm schon rein.'' Bat sie die Pflegerin herrein. Sie hielt ihr einen Kittel hin. Ein langer weißer. Wie ein Ärtztekittel. Sie hasste Ärtzte. Jetzt wurde sie selbst zu einem. Mehr oder weniger. Den muss sie tragen. Kleiderordnung. So in jeder Klink, Praxis usw.. Eine Karte mit ''ihrem Namen''. Praktikant. Mit dieser kommt sie überall hin und rein. Sie braucht die Karte.
Sie bekommt eine Führung durch die Klink. Als ob sie gleich selber in einer dieser Zellen müsste. Muss stehts drauf achten was die Pfleger ihr sagen. Sonst verirrt sie sich noch. Die Regeln sind ebenfallss wichtig. Merk sie dir gut Mädchen.Darf aber noch keine Tabletten verteilen. Soll erst im Büro helfen. Darf dann Türen und Zellen auf und zu schließen. Nur mit begleitung einer Pflegers. Dann kann sie auch Tabletten verteilen. Das wird noch dauern.
Vier Tage vergehen. Büroarbeit ist stinkt. Gehört aber dazu. Sie muss. Sie bekommt einen Schlüsselbund, als sie mit dem Sortieren und Einordnen fertig wird. Darf endlich Zellen auf und zu schließen. Nichts besonderes. Nach ein paar Tagen Zettel ordnen und Akten sortieren und weg räumen, eine gute Abwechslung. Sie schloss ein paar Zellen auf. Stehts in begleitung eines Pflegers, der die Patienten aufforderte in den Aufenthaltsraum zu gehen. Essenszeit. Gehen tun sie Hand in Hand, in 2-er Reihen. Wie im Kindergarten. Vor Kopf eine Pflegerin. Wartend das alle in einer Reihe stehen und sich festhalten. Sie kommen in einen Flur. Dicke Stahltüren. Links und Rechts. Jeweils gegenüber. Dürfen diese auch raus, fragte sie den netten, braunhaarigen Pfleger. Doch der dieser schüttelte nur den Kopf. Ist nur einer.
Nur einer?
Sie ist irritiert. Dennoch irgendwie zufrieden, dass es ''nur'' einer ist. Sie las die Zellen Nummer. 18B. Ihr fiel es wieder ein. Hatte sie beim sortieren, eine dicke Akte in den Händen gehalten. Dicker als die der anderen. Das war nicht normal.
Ein Mörder? Ein Psychopath? Ein Kinderschänder und Vergewaltiger? Oder einfach nur Geisteskrank?
Hatte sie sich bereits beim halten der Akte mehrfach gefragt. Sie war wohl etwas zu neugierig. Aber war das nicht bei jedem so, wenn er eine so dicke Akte in den Händen hält? Verführerisch ist es aufjedenfall.
Was ist mit dem? Hatte sie dem Pfleger zu geflüstert. Der ist Irre. Lachte sie der Pfleger an, verdrehte die Augen, pfiff dumm durch die Lippen und machte eine Geste die zeigte wie ''Irre'' dieser Patient sei. Unglaublich wie unverschämt der war. Ihre Mundwinkel, die zuvor ein Lächeln für ihn bereit hielten, hingen jetzt weit unten. Vor verachtung. Sind diese Patienten doch nichts als Patienten. Menschen wie jeder andere. Nur krank.
Er öffnete eine kleine Luke an der dicken Stahltüre. Gleich essen! Schrie er hinein und grinste sie dann selbstgefällig an. Wollte ihr wohl beweisen wie viel Macht er hat. Sie blieb unbeeindruckt und steckte ihre Hände in die übergroßen taschen des weißen Kittels.
Sie versuchte einen Blick zu erhaschen. Versuchte unauffällig durch die Luke zu schauen. Nur ein bisschen. Gucken wie er aussieht. Ob er so Verrückt aussieht. Doch der Pfleger schließt die Luke viel zu schnell wieder. Scheiße.
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Der Patient
HorrorDie Welt ist ein mieser Dreckshaufen. Zumindest für unsere Protagonistin. Als sie ein Praktikum in einer Psychatrie beginnt merkt sie schnell, einer der Patienten ist anders als die anderen. Als sie endlich aus ihrer beschissenen Familie flieht und...