Prolog

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"Schnell", ich werde von einer Hand um die Ecke gezogen.

Wir rennen den Gang entlang und direkt auf mein Zimmer zu, dessen Tür ich zuvor nur angelehnt hatte. Ich folge ihm in den kleinen Raum, schließe diesen von innen ab und setze mich zu dem dunkelhaarigen Jungen auf das winzige Bett.

"Puh, das war knapp. Fast hätten sie uns erwischt", er fängt an zu lachen.

Ich weiß nicht wie er das in so einer Situation noch lustig finden kann. Wenn sie ihn gesehen hätten, hätte ANGST ihn sofort mitgenommen.

Abteilung

Nachepidemische

Grundlagenforschung

Sonderexperimente

Todeszone.

So nennt sich diese scheiß Organisation, die uns alle hier festhält, um ein Heilmittel zu finden. Ein Heilmittel für ein Virus, das Brand genannt wird. Keine Ahnung was das genau ist, ich weiß nur, dass dieses Virus in jedem schlummert und irgendwann, früher oder später, ausbrechen wird.

Aber wir sind die Immunen.
Wir haben irgendetwas in unserem Blut, dass die Menschheit davor bewahren könnte bald nur noch aus Zombies zu bestehen.
Man hat uns als Kinder schon früh in ein Camp gebracht, weit weg von unserer Heimat und unseren Familien. Dort wurden wir untersucht und in zwei Gruppen unterteilt: Immune und Nicht-Immune. Die meisten Nicht-Immunen wurden gleich wieder aussortiert.
Uns hat man da behalten.

Ich lebe jetzt schon fast zehn Jahre in dieser ANGST-Einrichtung. Mein Freund schon zwei Jahre länger. Mein Bruder war auch mal hier, bis sie ihn weg geschickt haben. Sie sagten er müsse noch den letzten, entscheidenden Test bestehen, dann sei er mit allem fertig und könne sich ein eigenes Leben aufbauen. Er ist jetzt schon ein halbes Jahr fort, keine Ahnung wie lang diese Prüfung noch dauert.
Außerdem glaube ich nicht, dass sie uns wirklich gehen lassen, wenn wir das alles überstanden haben. Mein Gefühl vertraut den Menschen hier nicht und meistens kann ich mich darauf verlassen, was mein Bauch mir sagt.

Vielleicht habe ich gerade deshalb eine solche Angst davor, was als nächstes geschieht.

Denn heute ist es so weit.
Mein Freund wird 'hoch geschickt', so nennen die Leute es, wenn man zum finalen Test gebracht wird. Ich bin noch nicht reif genug sagt Janson.
Ich kann den Rattenmann nicht leiden. Als ob er irgendetwas über mich oder meine Freunde wüsste.

Es klopft an der Tür.

Nein, jetzt noch nicht, das ist zu früh.

"Bitte geben Sie uns nur noch ein paar Minuten!"
Ich flehe die Männer hinter der Tür an und spüre dabei, wie mein ganzer Körper zu zittern beginnt.

"In drei Minuten komme ich rein. Entweder schließen Sie dann die Tür auf oder ich breche sie auf, Ms Dawn", sagt Janson in einem genervten Tonfall von der anderen Seite der Tür aus.

Ich schüttele den Kopf. Wie kann man nur so sein?
So, wie Janson?
So, wie die anderen hier?
Wie können sie ihn mir wegnehmen wollen?

"Alles wird gut, ich komme wieder", er verstärkt den Griff um meine Hand.

"Du darfst nicht gehen, wer weiß wie lange sie dich da behalten. Nick ist schließlich auch noch nicht zurück..."

Er zieht mich in eine feste Umarmung, während ich leise anfange zu Schluchzen.

"Shhht... Mir passiert schon nichts. Ich werde Nick sagen, dass er sich bei dir melden soll, okay? Wir werden uns bald wieder sehen, ich versprech's dir... Sobald ich fertig bin, hol ich dich hier raus. Ich liebe dich", seine Stimme klingt fest entschlossen, doch er kann den unsicheren Ton nicht ganz verbergen, so sehr er es auch versucht.

Ich schaue ihn mit glasigen Augen an. "Ich dich auch, vergiss das nicht..."

Der Türgriff wackelt. "Ms Dawn, aufmachen."

Ich ignoriere die Stimme.

Nach einiger Zeit schlägt eine Faust gegen die Tür und Janson beginnt zu brüllen.
"Wären Sie bitte so freundlich und machen endlich diese verdammte Tür auf!"

"Ich gehe raus, bevor er vor Wut wirklich noch die scheiß Tür eintritt. Und jetzt hör bitte auf zu weinen, Liv. Wird schon schief gehen."

"Pass auf dich auf, ja?"
Meine Worte sind nicht mehr als ein leises Flüstern.

Mit seinen Fingern streicht er mir behutsam eine rote Strähne hinters Ohr.
"Immer."

Wir stehen auf und er nimmt mich in seine Arme. Ich weiß jetzt schon, wie sehr ich seine Nähe vermissen werde.

"Hier", er gibt mir ein kleines Notizbuch, "das hab ich bei der letzten Lieferung für dich eingesteckt."

Es ist einfach perfekt. Ich habe mir schon lange ein Tagebuch gewünscht. Und das wusste er natürlich.

Ich muss lächeln.
"Danke."

Wortlos lege ich ihm einen zusammengefalteten Zettel in die Hand. Er schiebt ihn vorsichtig in seine innere Jackentasche.

"Ich zähle die Tage, bis du wieder bei mir bist. Ich", doch ich werde unterbrochen. Denn er zieht mich näher an sich und küsst mich, wenn auch nur kurz.

Dann geht er auf die Tür zu und öffnet diese. Sofort wird er von Jansons Kollegen an beiden Armen gepackt und den Gang entlang geschubst.

Ich stehe einfach nur da und sehe ihm hinterher. Er dreht seinen Kopf zu mir und schaut mir noch einmal in die Augen, ehe er um die Ecke gezerrt und weg gebracht wird.

Sie können ihn doch nicht einfach fort bringen.
Weg von mir.
Ich renne los, will nicht, dass er geht. Ich brauche ihn.

Doch nach nicht einmal fünf Metern ergreift mich Janson und zwingt mich somit stehen zu bleiben.

"Lass mich los du Arschloch!"

"Na, na, na, Liv. Wo sind denn deine guten Manieren geblieben?"

Ich versuche nach ihm zu treten.
Doch da wird mir auch schon eine Nadel in den Rücken gestochen.
Dieses miese Schwein.
Meine Beine geben nach und ich lande auf dem harten Boden. Ich fühle mich kraftlos und sehe alles nur noch verschwommen, dennoch strecke ich meine Hand in die Richtung aus, in die er verschwunden ist.

"Nein, Minho... "

Dann wird es dunkel.

Weil ich dich liebe || Maze Runner -Minho FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt