Kapitel 19/ Tag 38

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Liv's Sicht:

Ich habe mir gerade frische Klamotten angezogen, als das Geschrei losgeht.
Was haben denn alle auf einmal?
Als ich vor zwanzig Minuten den Turm verlassen habe, haben die meisten der Jungs, bis auf ein paar wenige Frühaufsteher, noch geschlafen.
Aber vermutlich haben sich die Tore geöffnet und deshalb sind die anderen jetzt auch aufgewacht.

Die Tore.

Ja natürlich.

Ich brauche erst eine Weile, um das zu verarbeiten:
Die Tore haben sich geöffnet.

Vielleicht haben sie es geschafft, vielleicht sind die Drei noch am Leben.
Aber was wenn nicht? Was, wenn keine Spur von ihnen zu finden ist? Eigentlich sollte ich mir nicht zu große Hoffnungen machen, da ich am Ende sowie wieder nur enttäuscht werde, doch das kann ich nicht.
Und so tut alles dann nur noch mehr weh...

Gelassen räume ich alles fein säuberlich in meine Kiste zurück.
Ich beeile mich nicht, wozu auch.
Die Jungs verstummen, als ob nie etwas gewesen wäre. Ich höre nichts mehr.
Also habe ich mir bestimmt wirklich wieder nur leere Hoffnungen gemacht. Dabei habe ich mir immer und immer wieder gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie zurück kommen wirklich sehr gering ist. Und doch habe ich nicht aufgehört daran zu glauben, sie wieder zu sehen.

Meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen und ich unterdrücke meine Tränen. Liv, du hast in letzter Zeit genug geweint.

Ich atme einmal tief durch, dann verlasse ich den Waschraum. Ich gehe den Gang des wackeligen Holzhauses entlang und möchte gerade die Tür öffnen, als mir diese mit voller Wucht gegen die Nase fliegt.

"Hey, pass doch auf", schreie ich meinen Gegenüber an und reibe mir über das pochende Gesicht.

Und dann sehe ich den Jungen vor mir an.
Mir bleibt die Luft weg.

"Thomas", hauche ich und drücke ich ihn an mich.

Thomas.
Er steht tatsächlich vor mir.
Er hat die Nacht im Labyrinth tatsächlich überlebt.
Und wenn er hier ist, sind die anderen beiden dann auch da?
Ist Alby da?
Und Minho?

"Sind... Sind sie auch hier...?"
Meine Frage ist zögerlich und meine Stimme bricht.

Jetzt kann ich die Tränen nicht mehr aufhalten.
Ich freue mich so riesig ihn zu sehen.
Und ich habe solche Angst vor seiner Antwort.

"Wir haben es alle geschafft. Und jetzt geh endlich", er schiebt mich mit einem Grinsen auf dem Gesicht vorsichtig an sich vorbei.

Minho.
Ich kann es nicht glauben.
Er ist wieder hier.

Mit langsamen Schritten entferne ich mich vom Gehöft, ich zittere am ganzen Körper.
Ich kann die Masse vor dem Labyrinth deutlich erkennen. Alle scheren sich um einen Jungen mit dunklen Haaren.

"Minho", flüstere ich.

Und dann schreie ich seinen Namen.
"Minho!"

Sein Kopf hebt sich und er schaut mich an.
Ich knicke fast zur Seite weg, meine Knie sind so weich.
Ich kann es einfach nicht glauben.
Er ist wieder bei mir.
Er lebt.

Ich kann mich nicht bewegen. Der Fluss über meine Wangen wird immer stärker und stärker.
Auch Minho sieht einfach nur her.
Er bewegt sich nicht, er starrt mich bloß an.

Doch dann bahnt er sich einen Weg durch die Menschentraube. Die, die nicht von selbst weg gehen, werden im Vorbeigehen geschubst, doch das ist ihm egal.
Und mir auch.

Dann rennt er los.
Jetzt brüllt auch er meinen Namen.
"Liv!"

Ich taue aus meiner Starre auf und dann renne auch ich.
Renne auf ihn zu.

Weil ich dich liebe || Maze Runner -Minho FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt