Kapitel 1 / Tag 1

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ZWEIEINHALB JAHRE SPÄTER


Minhos Sicht:

"Hey Minho, beweg endlich deinen neppigen Hintern her, die Box kommt hoch!"

"Mach mal halblang Newt, ich bin ja schon unterwegs", schreie ich meinem besten Freund entgegen.

So besonders ist das ja wohl auch wieder nicht, die Box kommt schließlich jeden Monat hoch. Mit Vorräten und einem neuen Frischling.

Schnell verstaue ich den Zettel, den ich gerade in meiner Hand halte, in einer Schublade der Kommode. Ich hatte den Brief schon längst vergessen, aber durch Zufall habe ich ihn heute morgen in meinem Chaos wieder gefunden. Ich trug diese Nachricht bei mir, als ich damals auf die Lichtung kam, doch kann mich weder erinnern von wem sie ist, noch wann genau ich sie bekommen habe.

Die Sirene wird immer lauter und ich beschließe zur Box zu sprinten, da diese sich wahrscheinlich jeden Moment öffnen lässt.

"Minho, Alby", höre ich Newt schon von weitem sagen,"das müsst ihr euch unbedingt ansehen."

Ich komme immer näher an die Lichter, die sich als Kreis um die Öffnung im Boden gedrängt haben und quetsche mich an ihnen vorbei auf die Mitte zu.

"Keinen Schritt näher, lasst mich in Ruhe!"
Was ist das für eine Stimme?
Ist das...? Ein Mädchen?

Aber warum sollte denn plötzlich ein Mädchen hier sein? Bis jetzt sind wir nur Jungs. Das kann nicht sein.

"Hast du keine Manieren, Süße? Man bedroht niemanden mit einem Messer. Wir werden dir schon nicht weh tun, Kleine", höre ich Gally vor mir sagen.

Gally, dieses Arschloch. Ich hasse ihn noch mehr wie das beklonkte Labyrinth und das will was heißen.

"Nenn mich nicht so! Ich hab gesagt, lass mich in Ruhe!", brüllt die Unbekannte.

Ja keinen Zweifel, es ist ein Mädchen.

Plötzlich macht Gally vor mir einen Schritt zur Seite. Gerade noch rechtzeitig sehe ich ein Wurfmesser auf mich zu schwirren und ducke mich, bevor es mich treffen kann.

Liv's Sicht:

"Ups, den wollte ich eigentlich nicht erwischen."

Alle um mich herum ziehen scharf die Luft ein. Hab ich das etwa laut gesagt...?

Ich glaube ich habe mich mit dieser Aktion etwas unbeliebt gemacht.
Der asiatische Junge vor mir richtet sich langsam auf und starrt mich an. Ich will gerade etwas sagen, als er mir dazwischen kommt.

"Nett, dass du mir zur Begrüßung gleich die Haare abrasieren und mich abmurksen willst! Ich freue mich auch, dich zu sehen", seine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus.

Ich denke das ist seine Art zu zeigen, dass er sauer ist. Er dreht sich auf der Stelle um, zieht mein im Boden steckendes Messer aus der Erde und stapft davon.

"Minho, komm schon. Bist du lebensmüde? Du weißt, dass sich die Tore bald", ruft ein hochgewachsener Junge mit honigblonden Haaren, doch er wird mitten im Satz unterbrochen.

"Ach lass stecken, Newt", sagt Minho und verschindet in einem Gang zwischen zwei hohen Steinmauern.

"Verdammt, was macht der Neppdepp?"
Der blonde Junge schüttelt den Kopf.

"Newt, wenn einer das Labyrinth kennt, dann der Schrumpfkopf da. Der kommt schon wieder und geht uns in spätestens einer Stunde wie gewohnt mit seinen Bemerkungen auf die Nerven. Keine Sorge", meint ein glatzköpfiger, dunkelhäutiger Junge und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Dann wandert sein Blick zu mir.

"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Glaubst du hier funktioniert irgendwas, wenn wir andere verletzen, he? Wir müssen zusammenhalten verdammt. Sowas kannst du dir nicht nochmal erlauben! Sperrt sie in den Bau, bis sie weniger aggressiv ist!"

"Alby, sei bitte nicht so hart zu ihr, es ist doch alles neu für sie", meint Newt.

Die beiden beginnen leise miteinander zu diskutieren. Doch das interessiert mich nicht. Mir schwirrt nur ein einziges Wort immer wieder im Kopf herum.

"Warte, was habt ihr da gerade gesagt...? Labyrinth?"
Fragend sehe ich den großen Jungen an, der mir eindeutig sympathischer als die starrende Masse um mich herum ist, doch bevor er mir antworten kann, ergreift sein Freund wieder das Wort.

"Sei ruhig, Mädchen", abschätzig mustert er mich," nur dass du's weißt: Der Depp ist da draußen, nur mit deinem beklonkten Messer bewaffnet. Die Tore schließen sich gleich. Wenn er in zehn Minuten nicht wieder da ist, ist er tot!"

Ich muss schlucken.
"Tot? Aber wieso, was meinst du mit 'die Tore schließen sich'?"

"Das Labyrinth verschließt sich verdammt nochmal! Und dann wäre er über Nacht da drin, unbewaffnet..."

"Und was ist daran so schlimm?"
Fragend schaue ich meinem Gegenüber in die Augen.
Ich verstehe sein Problem einfach nicht.

Nein, falsch, ich verstehe gar nichts.

"Hast du Klonk im Hirn?"
Entgeistert starrt er mich an.

"Es hat noch nie jemand eine Nacht im Labyrinth überlebt!"

Weil ich dich liebe || Maze Runner -Minho FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt