Kapitel 16/ Tag 31

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Liv's Sicht:

"So einen verdammten Sturkopf hat die Welt noch nie erlebt!"
Newt schimpft wild gestikulierend.

Ich sitze auf einem Baumstamm in der Nähe des Kartenraums, während mein großgewachsener Freund hektisch vor mir auf und ab läuft.

"Fünf Tage. Fünf Tage renne ich ihm jetzt schon hinterher und der Depp lässt einfach nicht mit sich reden."

"Newt, beruhige dich."
Es ist leichter gesagt als getan jemanden beruhigen zu wollen, wenn man mit der Situation selbst ganz und gar nicht klar kommt.

"Wir sind kein Paar, was denkt dieses Schrumpfhirn eigentlich? Ich hatte erwartet, dass er als Hüter der Läufer etwas mehr im Kopf hat! Wir sind nur befreundet, ich bin doch nicht in dich verliebt!"

Ich wische mir mit meinem Ärmel über die nassen Augen und beginne erneut zu schluchzen. Seit Tagen sehe ich aus wie eine wandelnde Leiche: Blass, lasches Haar, rote Augen.
Und ich dachte, ich wäre stark.

Newt schaut mich an, seine wütende Miene wird zu einem sanften Gesichtsausdruck. Er setzt sich neben mich und schließt mich in seine Arme.

"Alles wird gut Liv. Er kommt schon wieder zur Vernunft. Minho kann uns nicht für immer aus dem Weg gehen, früher oder später muss er zuhören."
Er streicht mir leicht über den Rücken.

"Ich vermisse ihn so.
Newt, ich vermisse alles an ihm. Ich will wieder mit ihm reden können, ich will sehen, wie ich ihn zum Lächeln bringe. Ich will ihn umarmen, ihm nah sein... Wieso sieht er nicht, dass ich in ihn verliebt bin? Reichen ihm meine Andeutungen nicht aus? Wieso merkt er nicht, dass er mir seinen wirklichen Charakter gezeigt hat und ich diesen Menschen in ihm liebe oder dass er mir immer alles anvertrauen kann? Ich war immer für ihn da wenn es kompliziert war und bin es auch jetzt noch, wenn es mal schwer ist. Was muss ich denn noch alles tun, um ihm das zu beweisen?"

Ich kann nicht mehr. Das alles tut einfach nur weh.

Minhos Sicht:

"Aber ich verstehe das nicht, Minho. Newt und Liv sind kein..."

"Klappe Knirps. Mach deine Arbeit. Du gehst da lang, ich da lang. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder auf der Lichtung und sprechen dann alles nochmal durch."

Er sagt nichts mehr, sondern nimmt einfach die nächste Abzweigung nach links und schon ist er verschwunden.

Ich bin zu schroff mit ihm. Ich bin mit allen zu schroff, ich verhalte mich falsch, das weiß ich. Keiner der anderen Jungs kann etwas dafür, dass mein bester Freund mit dem Mädchen zusammen ist, das ich liebe.
Ich dachte sie hätte es gemerkt. Ich habe mich ihr geöffnet. Ihr eine Seite gezeigt, die bisher niemand kannte. Niemand, nicht mal Newt, nicht mal Nick. Und für was? Dass ich verletzt werde.
Ich habe Newt alles über meine Gefühle gesagt, er hat mir nichts erzählt. Nichts. Es tut weh jemandem alles anzuvertrauen, nur um dann zu sehen, dass einem dieses Vertrauen wie ein Messer in den Rücken gestochen wird.
Wieso hat er mir das angetan?
Wieso hat sie mir das angetan?
Sie weißt gar nicht wie das ist und wie sehr es einen verletzt jemanden zu lieben, den man nie haben kann.

Ich lasse meinen Tränen freien Lauf. Hier sieht mich niemand. Das Labyrinth akzeptiert mich, wie ich bin. Es akzeptiert mich mit all meinem Leid, mit all meinen Schmerzen.

Es ist zu viel.
Das alles ist einfach viel zu viel.

Ich schreie.
Ich trete und schlage gegen sie Mauer, verpasse mir selbst Fausthiebe ins Gesicht, bis mir alles weh tut. Ich will nur, dass diese Schmerzen aufhören. Schmerzen, die ich zuvor nie gekannt habe.

Weil ich dich liebe || Maze Runner -Minho FF ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt