Kapitel 6

3.7K 285 10
                                    

Kapitel 6

Es war die 6. Ferienwoche, die ich, wie die restlichen drei Wochen noch voll und ganz ausnutzen musste. Mich mental auf die neuen Leute, die neue Umgebung, vorbereiten musste. Wie würden die Leute, die bald schon als meine neuen Klassenkollegen galten, auf mich reagieren? Würden sie mich akzeptieren? Immerhin kannten sie alle einander schon, hatten schon ihre Cliquen und ich wusste nicht, ob irgendjemand von ihnen bereit war, mich in seine oder ihre Clique aufzunehmen. Nun gut, wenn ich jetzt sagte, dass ich nicht die Schönste war, hatte ich natürlich Recht. Aber ich konnte auch nicht sagen, dass ich hässlich war. Ich hatte glatte, eigentlich wellige, blonde Haare, die mir bis über die Brust reichten. Doch in der letzten Zeit trug ich diese ständig in einem lockeren Pferdeschwanz, der bei diesen Temperaturen einfach viel angenehmer war. Dazu hatte ich stechend grüne Augen, die manchen Angst einflößten und andere wiederum in ihren Bann zogen. Eine kleine Stubsnase schmückte ebenfalls mein Gesicht und darunter lagen meine normalen und durchschnittlichen Lippen, die nicht zu dick, zu dünn oder zu voll waren. Sie lagen in allem genau im mittleren Bereich, womit ich sehr gut leben konnte. Hin und wieder trug ich eine schwarze Nerdbrille, meistens in der Herbst/Winter Zeit. Im Sommer war es durchaus zu warm für eine Brille, die bloß vor Schweiß am Nasenrücken klebt. Für meine 18 Jahre war ich mit 1,79 um einen Zentimeter größer als mein Vater und 5 Zentimeter größer als meine Mutter. Ich war sehr zufrieden mit meiner Körpergröße, auch mit meiner Figur, die nichts anderes als durchschnittlich war. Nicht zu dick, nicht zu mager. Genau in der Mitte. Mein ganzes Leben war bis zu dem Tag, an dem sich alles ändern sollte, einfach durchschnittlich. Dieses vielsagende Wort beschrieb mein ganzes Leben bis vor zwei Jahren perfekt, danach traf es chaotisch und verzweifelnd eher. Wie es jetzt war, konnte ich nich mit einem Wort erklären. Noch nicht. 

Ich lag gemütlich auf einer kuscheligen Decke, den Blick nach oben gerichtet, gefangen von den glitzernden Punkten und Strichen, die nichts anderes als die Sonnenstrahlen waren, die sich einen Weg durch die dicht aneinander liegenden Blätter suchten. Wie auch sonst immer, lauschte ich dem lieblichen Klang des Vogelgezwitschers, welches laut und klar durch den gesamten Wald hallte. Ein sanftes Lüftchen wehte und machte die gedrückte Hitze hier zwischen den Bäumen und Pflanzen etwas erträglicher. Eigentlich könnte ich hier einfach ununterbrochen Tag und Nacht liegen bleiben und einfach über alles nachdenken, was mich beschäftigte. Obwohl unser Haus schon umgeben von Bäumen und generell Wald war, war dies noch immer nicht nahe genug. Mein Atem ging ruhig und ich merkte unbewusst, wie sich meine Brust mühelos und regelmäßig hob und senkte, während ich entspannt die natürliche Luft in mich aufsog und am liebsten nie wieder ausatmen würde. Ein kleines Lächeln schmückte mein Gesicht, welches schnell verschwand, als ich ein Rascheln ganz in meiner Nähe vernahm. Erschrocken fuhr ich hoch und hielt meinen Atem an, während ich mich zögernd umschaute. „Hallo? I-Ist da jemand?“ stotterte ich ängstlich. Mir war bewusst, dass es nichts Außergewöhnliches war, dass im Wald etwas raschelte. Aber es war so nahe. Ich musste zugeben, dass ich ein wenig Angst hatte.

Nachdem ich endlich wieder dazu fähig war, mich zu bewegen, erhob ich mich vorsichtig und schlich so leise wie möglich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Meine Bergsteiger-Boots, die ich gern zu Hotpants und einem locker eingestecktem Top trug, gaben dennoch ein leises, dumpfes Geräusch am erdigen Boden von sich. Ein wenig geduckt, schaute ich neugierig geradeaus und an dem Strauch, wovon das Rascheln gekommen war, blieb ich stehen und lugte oben drüber. Plötzlich streckte sich mir ein Tierkopf entgegen, mit ehrlichen, verträumten Augen, einer länglichen Schnauze und spitzen Ohren, welche einen farbigen Übergang von rötlich-orange über braun bis hin zu schwarz bildeten. Es war ein Fuchs, der anscheinend zutraulich war, denn eigentlich mochten Füchse die Nähe zu Menschen nicht besonders und ergriffen lieber die Flucht. Ganz im Gegensatz zu diesem kleinen Freund hier. Neugierig musterten mich seine lieblichen Augen, als er dabei den Kopf schief legte und dann seinen Blick in meinen Augen versenkte. Ganz ruhig blieb er sitzen und betrachtete mich, so wie ich ihn. Die Schönheit dieses Tieres war unbegreiflich. Ich hatte, seit wir hier wohnten, nur flüchtig ein paar Füchse gesehen. Und obwohl ich noch nie einem Fuchs so nahe sein konnte, war ich mir sicher, dass dieser hier der Schönste war. „Hallo, mein Kleiner.“ flüsterte ich kaum hörbar und lächelte leicht. Diese Begegnung war einzigartig. Doch dann stand er langsam auf, schenkte mir noch einen letzten Blick und ging davon. Er lief nicht, er ging, langsam und gemächlich. Fasziniert schaute ich ihm nach, bis er hinter den dicht aneinander gewachsenen Bäumen verschwand. 

Eine ganze Weile blieb ich noch so stehen und war geplättet von dem unglaublichen Moment. Es war, als hätte mir dieses süße, kleine Tier mit seinen bernsteinfarbenen Augen den Weg in eine andere Welt gezeigt. Es war, als wären nur ich und dieser Fuchs hier auf dieser großen Welt. 

Ich atmete aus und legte mir nachdenklich die Hand auf die Stirn, bevor ich mit einem Lächeln zurück ging, die Decke nahm und nach Hause ging. 

„Na Liebes? Bekamst du im Wald wieder die Erleuchtung des Tages?“ scherzte meine Mutter und rührte mit dem Schneebesen kräftig in einer Schüssel herum. „Was machst du da?“ fragte ich interessiert und ging auf sie zu, während ich ihre Scherzfrage lächelnd ignorierte. „Ich backe.“ antwortete sie lachend, ohne den Blick von der klebrigen Masse in der Schüssel abzuwenden. Entgeistert schaute ich sie an. Meine Mutter war keine besonders gute Bäckerin. Kochen konnte sie perfekt aber bei ihren Keksen, Kuchen und anderen Backwaren konnte man schnell eine Lebensmittelvergiftung erlangen. Das wusste sie ganz genau, deshalb verwunderte es mich auch so, dass sie dieses Risiko einging. 

„Du musst nicht so erstaunt schauen. Diesmal halte ich mich ganz genau an das Rezept.“ versicherte sie mir. Dennoch stand für mich fest, dass ich keinen Happen davon essen werde. Sicher ist sicher. Ungläubig nickte ich und verließ dann die Küche, während ich ihr noch „Mach die Küche bitte nicht kaputt.“ zu rief und die Treppen hoch trabte. Dann verkroch ich mich in meinem Zimmer und schlief, als eine Weile darauf die Sonne unterging, ein.

Aaaalsoo! Ich möchte micht jetzt einmal für die 70 Leser bedanken und die Votes, die für manche noch nicht sehr viel escheinen. Aber für mich ist es eine ganze Menge und auch die lieben Kommentare. Danke Danke Danke Danke! Ich liebe euch <3 Ihr spornt mich an, so schnell wie möglich weiter zu schreiben und ich hoffe, es werden noch viel mehr Leser, Votes und Kommentare *-* das wäre soo toll! Aber jetzt erstmal hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und ihr weiter fleißig lest :* ~selfwriter14

Das Tier in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt