Kapitel 18

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Kapitel 18 

Jake – Point of View

Unsere Lippen waren kurz davor, sich zu berühren. Aber dann ließ sie nachdenklich von mir ab. Entfernte sich einige Schritte von mir und die Luft, die ich angehalten hatte, strömte, wenn auch ein wenig enttäuscht, aus meinem Mund. „Ich glaube, das ist keine so gute Idee.“ murmelte sie schüchtern und ihr Blick war gesenkt. „Schon okay.“ gab ich zurück und räusperte mich etwas. Sie hatte jedoch Recht. Es war keine gute Idee. Absolut nicht. Ganz und gar nicht. Kaum vorstellbar, wie das ausarten würde. Wir hatten noch eine gemeinsame Verpflichtung zu erfüllen. „Am besten, du ruhst dich aus.“ empfahl ich ihr. „Du hast wahrscheinlich Recht. Aber…Jake?“ begann sie vorsichtig. Ich schaute sie fragend an. „Kann ich…kann ich vielleicht mit..mit zu dir kommen?“ stotterte sie. „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist, Alina.“ Ich versuchte die Antwort schonend klingen zu lassen. Aber kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen und in ihr sichtlich trauriges Gesicht geblickt, wünschte ich mir, das nie gesagt zu haben.

Sie ging erneut ein paar Schritte zurück und wendete sich zum Gehen um. Unschlüssig stand ich da und überlegte.

„Alina?“ rief ich ihr nach, als sie schon ein paar Meter gegangen war. Sie drehte sich um und ich meinte in dem schwachen Licht eine kleine Träne aufblitzen gesehen zu haben, was meinen Entschluss verstärkte. „Komm.“ sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. Hier konnte ich sie keines Falls erneut alleine lassen. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen und ich war nicht sicher, ob sie ihre Freude mit diesem Lächeln verbergen wollte oder ob sie es durch ihre aufgeplatzte Lippe nicht schaffte. Aber sie freute sich. Das konnte ich spüren. Sie kam zurück und ich nahm ihre Hand entgegen. Ich lächelte sie etwas an und drehte mich dann um, um sie zu mir nachhause zu bringen.

„Bist du zu Fuß hier?“ fragte sie ungläubig, als wir die Einfahrt hinunterliefen und sie sah, dass wir nicht auf ein Auto zusteuerten. Schelmisch kicherte ich und schaute sie amüsiert an. „Nein, auf vier Pfoten.“ entgegnete ich und ihr Blick, bis sie verstand was ich meinte, war einfach zu herrlich. „Nur müssen wir jetzt leider normal gehen.“ fügte ich hinzu.

Ohne weitere Gespräche marschierten wir hinunter in die Stadt und schlussendlich zu meiner Wohnung. Ich schämte mich schon fast ein bisschen, da sie in dieser unglaublichen Villa lebte und seit einigen Wochen nur das Luxuriöse, Schöne und Saubere gewohnt war. Gut, sauber ist es bei mir logischerweise auch. Aber sie war doch eine andere Art von Sauberkeit gewohnt. „Okay, bitte erschreck dich jetzt nicht allzu sehr. Meine Wohnung spielt in einer ganz anderen Liga als dein Luxushaus.“ warnte ich sie vor, als ich gerade dabei war, die Tür aufzuschließen. Sie antwortete nicht, sondern stand nur kerzengerade, wie es sich für ein Mädchen in den meisten Fällen gehörte, da und beobachtete mein Tun. Mit einem unangenehmen Quietschen öffnete ich die alte Birkenholztür, von der schon der Lack abblätterte. Wir beide fuhren gleichzeitig bei dem hohen, nervtötenden Geräusch zusammen. „Tut mir leid.“ hauchte ich peinlich berührt. „Kein Problem.“ antwortete sie lächelnd. Erleichtert erwiderte ich ihr Läc heln, stellte mich nah an die Tür und zeigte ihr mit einer kurzen Geste, dass sie eintreten konnte. Etwas unsicher ging sie hinein und nachdem ich die Tür geschlossen hatte, folgte ich ihr. „Willkommen in meinem äußerst bescheidenen Reich.“ hieß ich sie willkommen und streckte meine Arme zum Vorführeffekt meiner Bruchbude zur Seite. Sie lachte. Es war schon etwas her, dass ich sie lachen gesehen hatte. „So schlimm, wie du es mir erzählt hast, ist es keineswegs. Eher im Gegenteil. Ich finde es hier sehr gemütlich.“ meinte sie mit ihrer warmen, herzlichen Stimme, die ungewollt mein Herz zum Schmelzen brachte, während sie sich umschaute. „Komm, ich zeig dir, wo du schlafen kannst.“ forderte ich sie sanft auf und führte sie in mein kleines Schlafzimmer. Sie schaute auf mein Bett. Es war ein Doppelbett. Ich konnte erahnen, was sie dachte. „Eh, ich werde im Wohnzimmer schlafen. Hier hast du deine Ruhe.“ erklärte ich schnell um einer peinlichen Situation aus dem Weg zu gehen. „Ich..eh..ich lass dich mal allein.“ stotterte ich und drehte mich um, um den Raum zu verlassen. „Jake?“ ließ mich ihre Stimme anhalten. „Es tut mir leid.“ sagte sie mit entschlossener Stimme. „Was tut dir leid?“ hakte ich unschlüssig nach, ohne mich umzudrehen. „Das vorhin. Dieser…Beinahe..Kuss.“ Ihre Stimme hatte diese Entschlossenheit verloren. „Ach das.“ sagte ich und ließ all meine, unsere Gefühle noch einmal Revue passieren. „Ruh dich jetzt aus, Alina. Morgen wird ein..anstrengender Tag für dich werden.“ lenkte ich vom Thema ab und nachdem ich die Tür leise geschlossen hatte, ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen. Nachdenklich zog ich kleine Kreise an meinen Schläfen und starrte gedankenverloren an die Decke. Soweit hätte es nie kommen dürfen. Ich musste das alles schnell hinter mich bringen. Ihr so schnell wie möglich alles beibringen und erklären, was über unsere Art wichtig war und hoffen, dass sie schnell lernt, was Kämpfen, Tarnen und Verteidigen angeht. Das würde eine anstrengende Reise werden. Vater konnte mir heute noch nicht alles zu Ende erklären, da sich mein Beschützerinstinkt wieder gemeldet hatte. Aber was er mehrmals angedeutet hatte, war, dass wir nur noch wenig Zeit hatten. Aber dann mussten ja diese ganzen Schicksalsschläge in ihrem Leben auftreten. Alles verschwendete Zeit, die wir zum Trainieren hätten nutzen können. Ich brauchte mehr Zeit. Aber ich hatte sie nicht. Ich hatte kaum noch Zeit. Verzweiflung staute sich in mir und gleich würde ich deswegen ausrasten. Ich brauchte etwas zum Abregen. Normalerweise würde ich jetzt hinausstürmen, am Besten in den Wald und dort einfach alles ablaufen. Fett verbrennen, Sorgen verdrängen. Aber das ging nicht. Ich konnte sie nicht einfach alleine lassen. Das wäre einfach unhöflich und scheiße von mir. Vater hätte gesagt: „Als junger Mann solltest du niemals ein Mädchen alleine lassen. Sie ist immerhin eine Lady und du der Gentleman.“ Ein verbittertes Lächeln platzierte sich auf meinen Lippen. Wie Recht er damit doch hatte. Mit einem Seufzen stand ich auf und ging zum Schrank in der Küche, die gleich nebenan lag. Ich wühlte in den Regalen herum, bis ich endlich das fand, was ich suchte. Die große Flasche Whiskey, die ich schon monatelang hatte, aber noch nicht geöffnet hatte. Ohne groß nachzudenken öffnete ich sie und verzichtete auf ein Glas. Ich leerte die durchsichtige Flüssigkeit einfach in meinen Mund. Ich musste kräftig husten, da ich sonst nie Alkohol trank. Aber es tat gut. Dieses Brennen in meiner Kehle. Ich nahm noch einen großen Schluck und plötzlich fiel mein Blick zur Tür meines Schlafzimmers.

So hier ist das neue Kapitel, diesmal wieder in gewohnter Länge. :) Ich hoffe, ihr lasst mir ein bisschen Feedback und ein paar Votes da. Würde mich RIESIG freuen. 

Außerdem habt ihr bestimmt schon mitbekommen, dass ich meine Geschichte 'I never thought it would be you' gelöscht habe, da ich selbst nicht zufrieden damit war. Ich hab sie auch nur so aus Spaß angefangen und unüberlegt darauflos geschrieben. Aber ich bin gerade bei der Planung einer neuen Geschichte. Ich hoffe, ihr wollt sie dann auch lesen. Aber bis dorthin wird es wahrscheinlich noch ein bisschen dauern. :) <3 ~selfwriter14

Das Tier in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt