Kapitel 9

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Kapitel 9

Jake – Point of View

Sie war es. Zweifellos. Sie konnte nur eine Gestaltwandlerin sein. Diese Schönheit, der Ausdruck ihrer giftgrünen Augen. Ich hatte sie gefunden. Sie war bezaubernd. Süß. Schüchtern und doch so tough. Doch ich musste ein wenig kalt ihr gegenüber bleiben. Sobald sich einer von uns in den anderen verliebt, ist es vorbei. Ich musste nur ihr Vertrauen gewinnen. Mehr nicht. 

„Alles klar. Dann bis nächste Woche. Außer, wir sehen uns zufällig wieder irgendwo.“ sagte ich und stand auf. Sie nickte vorsichtig und lächelte. Dann ging ich davon. Ich musste jede Gelegenheit nutzen, um sie so oft wie möglich zu sehen. Ein wenig freute ich mich, dass sie diejenige war, die wir suchten. Ihr traute ich einiges zu. Sie war wie für diese Art von Gestaltwandlern geschaffen.

Ich spazierte in meine nahegelegene Wohnung. Ich schmiss meine Schuhe in die Ecke und holte mir aus dem Kühlschrank eine Limonade, die ich in einem Zug leer trank. Normalerweise hatte ich nicht ganz so viel Durst. Aber diesen Sommer war es besonders schlimm. Es lag wahrscheinlich daran, dass sich mein letztes Tier, der Hai, gerade in mir gefestigt hat. Doch leider musste ich erst ans Meer und mich zu diesem verwandeln zu können, was die Suche nach einer bestimmten Schönheit namens Alina McLarens verhinderte. Aber ich hoffte inständig, dass dieser schreckliche Durst nach meiner ersten Verwandlung im Wasser endlich verschwinden würde. Oder zumindest, dass er etwas nachlassen würde. Mein fünftes und letztes Charaktertier. Eigentlich war es ein bisschen schade, dass ich nun alle meine Verwandlungsformen erhalten hatte. Alina müsste jetzt eigentlich bei ihrem zweiten…nein dritten Tierstadion sein. Oh man. Wie sollte sie das nur verstehen? Wie sollte ich ihr das so erklären, dass sie es versteht? Selbst für mich war es immer noch etwas kompliziert, nach zu rechnen. Also von sechzehn bis achtzehn Jahre jeweils ein Verwandlungsstadion, und im neunzehnten Lebensjahr ist man ausgelernt und durchlebt zwei Stadien. Naja, sie schien mir schlau zu sein. Mit Sicherheit schlauer, als ich es war. Damals. 

Es wurde Abend und ich schmiss mich relativ früh ins Bett, da ich hundemüde war und meine Augen brannten, als hätte mir jemand Chilisoße hineingeschmiert. Ich musste definitiv wieder öfters nachts wach bleiben und tagsüber schlafen. Das war für meine Augen mit Sicherheit angenehmer als andersrum. Ich war einfach eher ein Nachtmensch. Natürlich hing das alles auch mit meinen Charaktertieren zusammen. Jedoch war ein Eisbär nicht unbedingt ein nachtaktives Tier. Ebenso wenig war man als Zebra nachts unterwegs. Doch die Mehrheit siegte. Als Leopard und Fuchs konnte ich eben besser bei Nacht sehen. Und von mir als Hai will ich gar nicht anfangen, da ist ja schon alles klar. Ich schlief sofort ein und fiel in einen tiefen Schlaf. Und das war für mich sehr ungewöhnlich.

„Alina! ALINA!“ schreie ich verzweifelt. Wo ist sie nur hin? Ich kann sie nicht wieder alleine lassen. Ich beginne in eine Richtung zu laufen und verwandle mich dabei im Sprung zum Leoparden. Meine Krallen rammen sich in den Boden und die Erde sprenkelt hinter mir in die Luft, bevor sie wieder zu Boden fällt, während ich durch den tiefen Wald presche. Wieso können meine Leopardensinne nie dann funktionieren, wenn man sie brauchte? Ich muss sie finden. Hoffentlich ist ihr klar, dass sie alleine schon so gut wie tot ist. So wie ich. Dass muss ich mir wohl oder übel selber eingestehen. Doch lieber sterbe ich für sie. Aber wenn ich unser beider Tod vermeiden kann, werde ich das auch tun. 

Es kommt mir so vor, als würde ich im Kreis laufen. Alles sieht gleich aus. Ich muss Ausschau halten. Nach meiner bezaubernden Alina und nach meinen Feinden. Unseren Feinden. Obwohl ich so schnell renne, als es mir als Leopard möglich ist, muss ich mein Tempo steigern. Ich konzentriere mich, muss mich anstrengen und an das denken, was ich retten will. Alina. Ich merke, wie sich meine Pupillen vergrößern, wenn ich daran denke, dass sie womöglich gerade in einem tödlichen Kampf steckt. Oder wenn sie…ihn schon…verloren hat. Nein! Zielsicher schüttle ich den Kopf und mache einen kräftigen Satz nach vorne. Ich kann die Umgebung vor mir und neben mir kaum noch erkennen, da ich alles zu schnell hinter mich lege. Doch lange würde ich dieses unglaubliche Tempo nicht durchhalten können. Hoffentlich lange genug um rechtzeitig bei ihr zu sein. Ich komme an einigen Bächen vorbei, an denen sie lauert. Die Gefahr. Andere Gestaltwandler. Da ich so schnell vorbei rase, können sie mich nicht sehen. Oder zumindest nicht schnell genug schauen. Um ehrlich zu sein habe ich nie damit gerechnet, dass ich so dermaßen schnell laufen kann. Wie sagt man so schön? Der Wille zählt. 

Dann sehe ich sie. Wie erstarrt drücke ich meine Pfoten in den Boden um zu bremsen. Bei der Geschwindigkeit, die ich gerannt bin, fast schon ein lächerlicher Versuch, da ich noch mindestens fünfzehn Meter weiterschlittere. Schnell drehe ich um und laufe zu ihr. Auf eine Lichtung, wo sie gegen zwanzig oder mehr andere Gestaltwandler kämpft. Gegen bösartige, gemeingefährliche, tödliche Gestaltwandler. Diesen Kampf wird sie verlieren, wenn ich ihr nicht augenblicklich helfe. Ich konzentriere mich auf meine Gegner und sprinte geradewegs auf sie zu. Von hinten presse ich meine rasiermesserscharfen Zähne in das Genick einer Hyäne. Da ich nicht früh genug abbremsen kann, reiße ich den Gegner mit und wir überschlagen uns. Doch bei dem Druck, den ich in meinem Gebiss ausübe, müsste er schon tot sein. Kurz darauf rollt dessen lebloser Körper, der gerade dabei ist, sich wieder zurückzuverwandeln, einige Meter weiter, während ich es schon auf das nächste Tier absehe. Ein gnadenloser Kampf beginnt. Ich schlage mich gut, ebenso wie Alina, die sich durch meinen Überraschungsangriff wieder auf die Beine gezwungen hatte, ist hart im Nehmen. Doch einer der gegnerischen Löwen greift sie von hinten an und aus dem Augenwinkel kam ich erkennen, wie sie zu Boden stürzt. Entsetzt reiße ich meine Augen auf. Ohne zu zögern laufe ich auf sie zu und stelle mich beschützend vor sie. Der Löwe hat es gerade wieder auf sie abgesehen, doch ich stämme mich gegen ihn und versuche ihn so gut wie möglich abzuwehren. Hinter mir höre ich ein schwaches Schnaufen. Es wird leiser und leiser, bis es ganz verschwunden ist. „Nein!“ denke ich. Ich bin wütend, traurig, verzweifelt. 

Sie ist tot.  

Soo :) Mal aus einer anderen Perspektive :D Und man erfährt wieder mal ein bisschen was :3 Ich hoffe euch gefällt es und ihr lasst mir ein paar Kommentare und Votes da *-* ~selfwriter14 

Das Tier in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt