Kapitel 14

2.3K 189 7
                                    

Kapitel 14

Jake – Point of View 

Es kam mir so vor, als hätte ich ungefähr 10 Minuten geschlafen, als ich müde in einem fremden Bett aufwachte. Draußen war gerade die Abenddämmerung angebrochen. Oder die Morgendämmerung? Nein. So lange habe ich bestimmt nicht geschlafen. Es konnte nur Abend sein. Verwirrt schaute ich mich um und erkannte das schlafende Mädchen neben mir sofort. Ich hatte ihr versprochen, zu bleiben. Aber dieses Versprechen konnte ich nicht weiter einlösen. Ich musste zu Vater. Mit ihm reden. Ich hatte ja keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Trainieren konnte sie jetzt bestimmt nicht und ob sie die Wahrheit über ihr wahres Ich verkraften würde, wagte ich ebenfalls zu bezweifeln.

Es war zwar echt scheiße von mir, jetzt einfach zu gehen und sie alleine aufwachen zu lassen. Aber ich war zu nichts verpflichtet, außer meinen Vater um Rat zu fragen, wie ich meine Aufgabe erfüllen sollte.

Leise und bedacht darauf, Alina nicht zu wecken, kroch ich aus dem Bett und schlich aus dem Zimmer. In was hatte ich mich da reingeritten? Von nun an durfte ich nicht mehr so…so liebevoll zu ihr sein. Ich hatte eigentlich nichts mit ihr zu tun und wir mussten nur das Bevorstehende überstehen. Um ehrlich zu sein, ich war von Anfang an nicht besonders angetan von der Tatsache, dass ich ein Mädchen finden musste. Ich hatte noch nie was mit Mädchen zu tun gehabt. Außer mit den Zicken in meiner Klasse. Doch in Alinas Nähe war ich ein anderer Mensch. Es war unheimlich.

Etwas unbeholfen suchte ich mir den Weg zur Eingangstür, doch dort angekommen wurde mein Weg unterbrochen, denn es war zugesperrt. „Scheiße.“ murmelte ich und raufte mir die Haare. Während ich überlegte, was ich tun sollte, hörte ich oben lautes Gepolter, welches mich erschrecken ließ. „Alina.“ hauchte ich und stürmte nach oben. Mein verdammter Beschützerinstinkt kontrollierte mich zum wiederholten Mal. Da es schon dunkel war, war ich umso schneller in dem kleinen, schlichten Zimmer mit der großen Panorama-Schiebetür. Ich schaute mich um und sah sofort, wie Alina neben ihrem Bett auf dem Boden lag und hörte sie leise wimmern. „Alina?“ fragte ich kaum hörbar. Sie reagierte nicht.

Vorsichtig ging ich auf sie zu. „Du wolltest gehen.“ stellte sie leise fest und ein leerer Blick ihrerseits war an die Decke gerichtet. „Alina, ich..“ begann ich nachdem ich abrupt stehen blieb. „Jake. Du musst mir nichts erklären. Du musst dich auch nicht entschuldigen. Es ist okay.“ erklärte sie ruhig und in ihrer Stimme lag plötzliche Selbstsicherheit. Kaum vorstellbar, wie zerbrechlich sie vor wenigen Stunden noch wirkte. „Es tut mir trotzdem leid. Aber ich muss noch was Dringendes erledigen.“ erwiderte ich und ging zu ihr um sie hochzuheben. Sanft legte ich die eine Hand unter ihren Rücken und die andere in ihre Kniekehlen. Ich wusste ja nicht, ob sie Schmerzen hatte, geschweige denn, weshalb sie überhaupt am Boden lag. Forschend musterte ich sie und fragte mich, was sie angestellt haben könnte.

„Ich bin gestolpert.“ unterbrach sie meine Gedanken und erschrocken schaute ich in ihre Augen. „Sag mal. Kannst du Gedanken lesen?“ scherzte ich und setzte sie in ihr Bett. Ein kleines, schwaches Lächeln setzte sich auf ihre Lippen. Doch so schnell, wie es gekommen war, war es auch wieder weg. Nachdem ich sicher gegangen war, dass sie auch sicher sitzt, leistete ich ihr Gesellschaft und setzte mich neben sie. Eine unangenehme Stille herrschte und ich malte mir aus, wie das wohl aussah, wie wir zwei im Dunkeln mit einem gewissen Abstand nebeneinander saßen und ins Nirgendwo starrten, ohne zu reden.

„Wenn du etwas so Wichtiges zu erledigen hast, dann geh ruhig. Ich werde dich nicht aufhalten. Jake.“ murmelte sie und drehte ihren Kopf in meine Richtung. Ich ließ ihren Blick noch einige Sekunden an meiner Seite haften, ehe auch ich in ihre Richtung schaute. Gegenseitig musterten wir uns. Ihre Augen waren noch immer rot und angeschwollen und darin lag so viel Trauer, dass es mir kleine Stiche im Herz verpasste. Fürsorglichkeit schlich sich in meinen Ausdruck und ich hatte das Bedürfnis, sie erneut in den Arm zu nehmen. Doch ich konnte nicht. Ich wollte nicht. Immerhin hatte ich mir etwas vorgenommen. Doch eigentlich hatte ich diesen Vorsatz schon gebrochen, als ich zu ihr hocheilte, um ihr zu helfen. Nein! Ich durfte nicht schwach werden. Nicht schon wieder.

„Also. Unten ist…“ begann ich. „Abgeschlossen. Ich weiß. Neben der Tür in dem kleinen weißen Kästchen hängt ein goldener Schlüssel mit einem Katzenanhänger. Sperr damit auf und lass den Schlüssel innen stecken, damit ich nachher wieder zusperren kann.“ unterbrach sie mich und setzte ein Lächeln auf. Es war kein richtiges Lächeln. Es war nicht ihr Lächeln. Ich sah die Enttäuschung in ihrem Gesicht, aber ich durfte nicht nachgeben. „Danke.“ flüsterte ich und bewegte mich zur Tür. „Jake.“ Ich drehte mich um.

„Ja?“

„Pass auf dich auf, ja?“ murmelte sie schüchtern und sah mich durchdringlich an. Ich nickte nur leicht, bevor ich meinen Blick abwendete und das Zimmer verließ. Ich hörte ein leisen Seufzer und kurz darauf einen ganz kleinen Schluchzer. Schon hatte mich das schlechte Gewissen gepackt und ich musste mich regelrecht dazu zwingen, meinen Weg fortzusetzten und nicht umzukehren. Es fiel mir äußerst schwer, doch ich war stark und wusste, wie man seine Gefühle einigermaßen verdrängen konnte. Unten folgte ich Alinas Anweisungen und verließ das Gebäude mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube.

Ich wollte gerade um das Haus herum gehen, als mich von der Seite zwei Lichter blendeten. Erschrocken schaute ich, was das war und stellte fest, dass es die Scheinwerfer eines alten Fords waren. Schnell lief ich ein Stück weiter und platzierte mich so, dass ich zusehen konnte, wie der Wagen hielt. War das ihr Vater? Die Autotür ging auf und ein etwas älterer Mann, um die vierzig, stieg aus. Schon von weitem konnte ich erkennen, dass er angetrunken war. Wenn er seine Trauer mit Alkohol hinunterschlucken wollte, konnte das nicht gut enden.

Wankend ging er zur Eingangstür und das mulmige Gefühl in meinem Magen wurde noch größer. Ich hatte das dringende Bedürfnis, ihm zu folgen. Mein Gefühl sagte mir, dass es keine gute Idee wäre, wenn ich jetzt gehen würde. Aber ich konnte nicht zurück. Was sollte ich bitteschön tun? Außerdem war es ihr Vater. Sie brauchten sicherlich einmal Ruhe und auch er musste sich ausruhen.

Nach kurzem Überlegen konnte ich mich doch dazu bringen, nach Hause zu gehen und verschwand in den Wald, wo ich in Gestalt eines Fuchses durch diesen rannte und in maximal zehn Minuten an meinem Ziel war. Zu Hause.

Soo :) Ich hoffe echt, dass es euch gefällt und dass es nicht zu langweilig für euch ist. VIelleicht lasst ihr mir ein Kommentar da oder votet :3 Wäre super :D ~selfwriter14

Das Tier in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt