Kapitel 17

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Kapitel 17

Jake - Point of View

Abwartend schaute ich sie an. Die Morgenröte war durch die Bäume hindurch schon zu erkennen und legte den Wald in ein gemütliches Licht, welches Alina noch schöner aussehen ließ, als sie es ohnehin schon war. Trotz ihrer Wunden, die mich jedes Mal wütend machten. Wütend auf meine eigene Dummheit, sie allein gelassen zu haben.

Auch ihr Blick strahlte etwas Unbeschreibliches aus, was ich nicht genau erklären konnte.

"Also." begann ich und zog dieses kleine Wörtchen etwas in die Länge. "Ich muss dir Einiges erklären." setzte ich fort und betrachtete ihre Reaktion auf meine Aussage. "O ja Jake. Da hast du allerdings Recht." antwortete sie darauf und schaute mich genauso an, wie ich sie anfangs. "Okay. Also ich bin ein Gestaltwandler. Aber ich bin kein normaler Gestaltwandler, die sich in nur ein Tier verwandeln können. Ich bin ein Clintaer, ein Multigestaltwandler sozusagen.“ begann ich und versuchte so ernst wie möglich zu bleiben. Ihr Ausdruck blieb regungslos. „Und als Clintaer habe ich die Gabe, mich in fünf verschiedene Tiere zu verwandeln. Mit sechzehn beginnt es. Und mit neunzehn ist es vorbei. Es ist alles ein wenig kompliziert zu erklären, Alina. Entschuldige bitte.“ Ich schüttelte ein wenig verzweifelt den Kopf. In ihren Augen spiegelten sich Fragen über Fragen und Unverständnis wieder. Doch ich sah auch, dass sie ein wenig überfordert war. Ich wagte daran zu zweifeln, ob es eine gute Idee wäre, dem ganzen jetzt noch das Krönchen aufzusetzen und ihr über ihr wahres Ich noch alles zu erzählen. „Alles okay?“ fragte sie besorgt. Sie schien meine Unsicherheit zu spüren. „Ich erkläre es dir, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Ich denke, es ist noch etwas viel für dich.“ meinte ich und sie nickte nur stumm mit einem erleichterten Lächeln. Ich erwiderte es.

"Sag mal. Kannst du auch wieder Wände hochklettern?“ fragte sie und der sarkastische Unterton war keineswegs zu überhören. Ich trat etwas näher an sie heran. „Wenn du wüsstest.“ murmelte geheimnisvoll  ich und ging so nah an sie heran, bis uns nur noch wenige Millimeter voneinander trennten. Gebannt betrachtete ich ihre Augen und sie meine und ich konnte ihren Herzschlag spüren, als wäre es meiner. Dieser Moment war beinahe magisch und er sollte nicht zerstört werden. „Alina. Du bist besonders.“ stellte ich wie hypnotisiert fest. Als hätten mich ihre giftgrünen Augen in Trance versetzt. Spöttisch starrte sie mich an. „Ich und besonders? Hast du Tomaten auf den Augen?“ winkte sie ab. „Vielleicht. Aber nicht in meinem Herzen.“ entgegnete ich sanft und legte ein kleines Schmunzeln auf, während ich ruhig ihren Arm ergriff und langsam hinab zu ihrer Hand fuhr, damit sich meine Finger um ihre schlingen konnte. Jedes ihrer momentanen Gefühle schienen meine ersetzt zu haben, so genau fühlte es sich an. Sie war nervös, schon seit dem Moment an, als ich meine Hand auf ihren Arm legte. Aber auch sonst war sie sehr unsicher in meiner Nähe. Schüchtern. Aber sie wollte es nicht zugeben. Wenn sie wüsste, dass ich jedes ihrer Gefühle spüren konnte. Das wär ein Spaß. Ich musste bei dem Gedanken ein wenig lächeln. Schnell senkte ich meinen Blick und beobachtete, wie ihre kleine zierliche Hand fest in meiner lag, damit sie keine Fragen stellte. Immer, wenn sie nicht in meiner Nähe war, sträubte sich irgendetwas in mir und hetzte mich gegen sie auf. Doch sowie ich bei ihr war oder sie bei mir, fühlte ich mich mit ihr verbunden. Als wäre sie die wichtigste Person auf Erden für mich. „Jake?“ flüsterte sie. Ich schaute auf und sofort nahmen mich ihre wunderschönen Augen, die wie Smaragde auf mich wirkten, wieder in Gefangenschaft. „Ja?“ hauchte ich. Sie kam mit ihrem Gesicht immer näher. Ein bisschen Panik stieg in mir hoch. Aber es könnte genauso gut das Kribbeln in meinem Bauch sein. Ich streckte ihr mein Gesicht etwas entgegen. So weit, bis ich ihre Stirn an meiner spüren konnte. Sie war aufgeregt, so wie ich. Aber ich wusste, was gleich geschehen würde. Und verhindern wollte ich es auf keinen Fall. Ich konnte auch gar nicht. Ich wurde praktisch von meinen Gefühlen dazu gezwungen.

Ich hatte meinen Blick starr auf sie gehaftet und ich konnte ihren warmen Atem an meinem Hals spüren. Sie war um einen Kopf kleiner als ich, was sie so niedlich und unwiderstehlich machte. Fast jeder Junge findet es toll, wenn das Mädchen kleiner ist. Das lässt es zerbrechlicher wirken und man hat das Gefühl, es deshalb besonders zu beschützen. Genauso ist es bei mir und Alina, obwohl ich nichts für sie empfinde…nicht in diesem Sinne. Die nächtlichen Grillen gaben dem ganzen noch den letzten Schliff und ich merkte nebenbei, dass die Sonne mehr und mehr am morgendlichen Horizont zu sehen war. Meine Finger umfingen ihre etwas fester. Sie war so angespannt. Das musste ich irgendwie ändern. Ich würde ihr doch nichts tun. Niemals würde ich das.

„Du brauchst nicht aufgeregt zu sein.“ flüsterte ich und ließ meinen Blick etwas erwärmen, während ich sie liebevoll anlächelte. Sie erwiderte das Lächeln, aber es war nicht ganz ihr Lächeln. Vorsichtig legte ich meine Hand an ihre unversehrte Wange, damit ich ihr nicht ausversehen noch wehtat. Unsere Lippen waren kurz davor, sich zu berühren und nun begann auch mein Herz heftig zu klopfen. Ich hatte noch nie ein Mädchen geküsst, geschweige denn, war einem Mädchen so nahe. Das alles war fremd für mich. Aber nie war ein Mädchen dabei, welches es wert war, ihm meinen allerersten Kuss zu schenken. Ich wusste zwar nicht, ob es Alina wert war. Aber wenn nicht, konnte ich daran nichts ändern. In ihrer Gegenwart war ich ein anderer Mensch und hatte nichts an mir unter Kontrolle. Rein gar nichts.

Mein Blick vertiefte sich und die Aufregung stieg jede Sekunde. Beinahe hatte ich das Gefühl, ihre Lippen schon zu spüren. Aber maximal drei Millimeter Luft war noch dazwischen. Langsam schloss ich meine Augen und spürte den warmen Lufthauch, der von ihrem unmittelbar vor mir liegenden Mund ausging. 

Sorry für das kurze Kapitel aber länger hab ich es irgendwie nicht geschafft. :/ Ich hoffe euch gefällt es dennoch und ihr lasst ein paar Kommentare und Votes da. :3 <3 ~selfwriter14

Das Tier in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt