Kapitel 22

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Kapitel 22 

Alina – Point of View

Es war ein anstrengender Tag, obwohl es gerade mal so um die Mittagszeit war. Dieser Tag war mit Abstand der Tiefpunkt meines gesamten Lebens.

Gerade hatte ich mich zum Auto gekämpft, vergeblich meine Tränen getrocknet. Es kamen sowieso immer wieder welche nach. Aber eines hatte ich zu erledigen. Und zwar ganz dringend.

Meine noch vorhandene und niemals endende Trauer wurde ein bisschen von Wut in den Hintergrund gedrängt. Nein, es war keine Wut, es war Hass. Hass, den ich nun an allem auslassen werde.

Wütend raste ich vom Parkplatz. Nach Hause fuhr ich jetzt bestimmt nicht. In mir brodelte es wie ein Vulkan, der bald ausbrechen würde.

Ich stoppte vor einem Wohnhaus, ließ meinen finsteren Blick darüber schweifen und stieg aus.

Ich lief, nein. Ich stürmte die unzähligen Treppen bis in den dritten Stock und klingelte bei dieser gewissen Tür Sturm. Als sich die Tür öffnete, zögerte ich gar nicht lange, lief an Jake vorbei in die Wohnung und blieb in der Mitte des Wohnzimmers stehen. Dann wartete ich, bis er sich zu mir gesellte und nun konnte ich meiner Wut freien Lauf lassen. „Was gibt’s?“ fragte er verwirrt. Ohne seine Frage zu beantworten, schmückte ich sein Gesicht mit einer schallenden Ohrfeige. Ein schmerzerfülltes Stöhnen entfuhr ihm, als er sich mit gesenktem Blick über seine rote Wange fuhr. „Wofür war das denn?“ fragte er ungläubig. „Das weißt du genau, du verdammtes Arschloch!“ fuhr ich ihn hasserfüllt an und meine Augen mussten nur so vor Wut funkeln, denn er betrachtete sie mit einem Hauch von Angst. „Ich hab überhaupt keine Ahnung, wovon du da redest.“ beteuerte er aufgebracht. Ein spöttisches Schmunzeln verließ meinen Mund und ich musterte ihn herablassend. Seufzend drehte ich mich um und verschränkte die Arme vor meiner Brust. „Sag mal, hast du geweint?“ kam es besorgt hinter mir. Blitzmerker.

„Du warst im Krankenhaus.“ stellte er leise und eher zu sich selbst fest. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ erwiderte ich murmelnd. „Und?“ hakte er vorsichtig nach. Hatte er wirklich keine Ahnung, was ich meinte? Das konnte nicht sein. Es konnte nur er gewesen sein. Wer sonst? Hier liefen doch keine Leoparden einfach so herum.

„Sie wurde…gebissen, tödlich gebissen..von einem Raubtier.“ gab ich leise zurück und schaute abwesend aus dem Fenster. „Von welchem Raubtier?! Waren es Wölfe? Oder ein Bär?“ fragte er weiter. „Nein Jake! Es war kein Wolf. Es war auch kein Bär!“ sagte ich mit fester Stimme und drehte mich zu ihm um. Ich stand nur wenige Millimeter von ihm entfernt. „Es war ein Leopard! Ein Leopard hat sie umgebracht!“ rief ich verzweifelt und doch zornig. Ich sah, wie blass er schlagartig wurde und wie er mich entgeistert anstarrte. Ich wusste aber nicht, ob er nun verstanden hatte, dass mein Verdacht auf ihm liegt oder ob er einfach was Falsches gegessen hatte. Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich wieder fing. „U-und du…du denkst, dass i-ich..“ begann er, seine brüchige Stimme versagte aber. Ich nickte nur eindringlich. Er wurde noch blasser. „A-Alina. Das…das war ich nicht. Ich..ich schwöre.“ stammelte er und ich merkte, wie überrumpelt er war. Aber es konnte nur er gewesen sein. Und warum war ich kaum noch wütend auf ihn?! Es war tatsächlich so, dass ich fast gar nicht mehr wütend auf ihn war. Verrückte Welt. 

„Jake, du warst es wirklich nicht oder?“ hakte ich beschämt nach. Er nickte und schaute mich so ehrlich an, wie noch nie. „Aber, ich weiß wer es gewesen sein könnte. Uns läuft die Zeit davon, verdammt. Ein Teil ist schon hier, wir haben zu viel herumgetrödelt.“ murmelte er gestresst. Ich verstand nur Bahnhof und schaute ihn unschlüssig an. Nachdenklich raufte er sich die Haare und lief auf und ab.

„Okay. Also Alina.“ begann er, als er wieder ruhig vor mir stand. „Ich hab dir erzählt, dass ich mich in fünf Tiere verwandeln kann, da ich ein Clintaer Gestaltwandler bin. Der Haken an der Sache ist, dass wir uns nicht zufällig begegnet sind. Also doch schon. Aber das war Glück. Irgendwann wären wir uns sowieso begegnet, weil ich auf der Suche nach dir war, Alina. Denn du bist genauso eine Clintaer Gestaltwandlerin, wie ich.“ erklärte er ernst und legte eine dramatische Pause ein, damit ich das etwas verarbeiten konnte. Geschockt schaute ich ihn an. Ich war was?!

„A-Also kann ich mich auch…in fü-fünf verschiedene Tiere verwandeln?“ fragte ich ungläubig nach. Er nickte. „Und in welche?“

„Das weiß ich nicht Alina. Wir müssen das heute noch herausfinden.“ beharrte er. Wie benommen nickte ich. „Was noch wichtig ist, ist, dass wir zwei die mächtigsten und letzten Clintaers sind. Deswegen brauchen wir dich, deshalb musste ich dich suchen.“ setzte er fort. „Aber was ist denn so wichtig? Müssen wir irgendwas Besonderes machen?“ hakte ich nach. „Kämpfen.“ antwortete er. Ich erstarrte.

„Gegen wen oder was?!“ „Gegen andere Gestaltwandler. Sie sind schon hier. Ich dachte, wir hätten noch mehr Zeit. Aber das haben wir nicht. Sie greifen sogar schon deine Familie an!“ Ein Hauch von Panik schwang in seiner Stimme mit. Ich bekam Angst. Große Angst.

„Alina, wir müssen sofort in den Wald. Du musst lernen, dich zu verwandeln und wir müssen herausfinden, in was du dich überhaupt verwandeln kannst.“  meinte er hektisch.

„Bist du mit dem Auto da?“ fragte er noch. Wieder nickte ich. Ich wusste gar nicht, wie ich das verarbeiten sollte. Aber anscheinend musste ich das schnell herausfinden.

„Na los, komm.“ bat er mich, nahm meine Hand und zog mich aus der Wohnung, aus dem Gebäude und zu meinem Auto. Ohne mich zu fragen, stieg er einfach auf der Fahrerseite ein und ich setzte mich notgezwungen auf den Beifahrersitz. Mich störte es nicht, dass er fuhr. Ich konnte gerade sowieso keinen klaren Gedanken fassen.

Ich hatte Jake eigentlich für einen vorsichtigen Fahrer gehalten, aber stattdessen raste er und achtete nicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Solange wir heil ankommen würden, solltes er doch. Ich wollte um ehrlich zu sein einfach nur wissen, in was ich mich verwandeln konnte. War ich überhaupt dazu fähig, mich darauf zu konzentrieren, wenn die Zeit, laut Jake, immer knapper wurde? „Jake, warum tun die sowas? Was haben wir getan, dass sie so etwas Schreckliches machen?“ fragte ich und verbitterte Trauer war in meiner Stimme zu hören. „Weil sie auf Krieg aus sind.“ antwortete er, während sein konzentrierter Blick an die Straße gefesselt war.

Hey ihr <3 Ich muss sagen, dass ich nicht soo zufrieden mit dem Kapitel bin. Ich sitze da schon seit heute Morgen dran ._. Aber jetzt ist es endlich fertig und es würde mich interessieren, wie ihr es findet. Seit ihr der Meinung wie ich, oder findet ihrs gut? Schreibt es mir bitte als Kommentar. :) Ansonsten wünsche ich euch noch einen schönen restlichen Samstag. :* ~selfwriter14

Das Tier in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt