12. Kapitel

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Als ich wieder zurück in meiner Abteilung war, fühlte ich mich schrecklich. Wie konnte ich Jorden jetzt gegenübertreten?
Wo ich sein Schicksal kannte.
Er würde Fragen stellen und ich war es ihm schuldig diese zu beantworten. Doch zuerst mussten seine Wunden heilen.

Als ich ins Wohnzimmer trat schlief er auf der Couch.
Ich ging in die Küche und machte ihm einen neuen Verband.
So leise es ging lief ich zu ihm und nahm ihm vorsichtig den alten Verband ab.
Seine Wunden sahen noch immer schrecklich aus. Doch jetzt da alles gereinigt war, konnte ich ganz genau erkennen wo in die Peitsche getroffen hatte.
Als ich ihm den neuen Verband anlegte wacht er auf. Er sah mich an und wollte etwas sagen, doch ich unterbrach ihn. "Wir haben später genug Zeit zu reden, ruh dich erstmal aus" Ich gab ihm noch eine Schmerztablette und er schloss wieder seine Augen.

Ich ging nach draußen und wartete auf die nächste Schnellbahn.
Als ich einstieg richteten sich alle Blicke auf mich. Jeder kannte mein Gesicht.
Doch als ich ihnen in die Augen sah wandten sie alle ihren Blick wieder von mir ab.
Ich setzte mich auf einen freien Platz und erschrak etwas als die Bahn losfuhr. Schnell hielt ich mich an einer Stange fest. Diese Bahn machte ihrem Namen alle Ehre, meinen Gefühl nach fuhren wir mehr als 300 km/h.

Die Felder befanden sich am Rand der Sektoren, doch schon nach wenigen Minuten kam die Bahn dort an.
Ich stieg aus und schaute mich um. Hier am Rande der Sektoren schienen die Lebensumstände noch schlechter zu sein.
Der Schnee bedeckte die kaputten Hütten und Eiszapfen hingen daran.

Ich konnte von weitem eine riesige Glaskuppel sehen. Darunter mussten sich die Felder befinden.
Bevor ich in das Gewächshaus trat wurde mein Handgelenk gescannt und ich durfte eintreten. Sehr dichte Glastüren schlossen sich wieder hinter mir.

In dem Gewächshaus war es noch kälter als draußen und die Luftfeuchtigkeit war drückend hoch. Diese Kombination an Klimaextremen war mein Körper nicht gewöhnt. Ich begann sofort zu zittern und meine Hände liefen langsam blau an.
Ich ging den langen Gang entlang an dem Tausende von Haken angebracht waren. Am letzten Hacken hing eine gestrickte Jacke und gefütterte Schuhe, darüber stand mein Name. Schnell zog ich die Sachen an und fühlte mich etwas besser.
Niemand sah auf als ich in die große Halle trat.

Die Felder erstreckten sich so weit durch die Halle dass ich ihr Ende nicht sehen konnte.
Jedes Feld war in drei Teile geteilt und wurde jeweils von zwölf Arbeitern bearbeitet.
Ein Angestellter erklärte mir schnell dass Bohn nur bei dieser Temperatur wachsen kann.
Ich wurde in die erste Gruppe eingeteilt unsere Aufgabe war das Pflanzen der Samen.

Als ich gemeinsam mit Talia und Sarah die Glaskuppel verließ konnte ich langsam wieder meine Hände spüren.
Die Arbeitsumstände waren wirklich unmenschlich. Arbeiter kommandierten uns zur nächsten Schnellbahn und schubsten die langsameren Gestaltwandler umher.
Dabei fielen viele zu Boden und der Schnee durchnässte ihre Kleidung.

Ich musste hier weg. Ich würde mich nicht einsperren lassen, dafür war ich nicht her gekommen.
Langsam fügte sich in meinem Kopf ein Plan zusammen.

Als ich am Abend ins Bett ging fühlte ich mich schrecklich. Mein ganzer Körper schmerzte und mein Kopf dröhnte.
Ich versuchte es mir bequem auf dem Heu zu machen und wartete dann ab.
Ich achtete auf jedes Geräusch und zwang mich dazu wach zu bleiben.

Als sich eine halbe Stunde lang nichts mehr im Haus bewegt hatte stand ich langsam auf und zog mich an.
Leise tappte ich in die Küche und nahm ein Messer aus dem Schubfach. Ich steckte es in meinen Schuh, ging leise zurück in den Flur und sah auf die große Uhr die dort hing.
Es war kurz vor Mitternacht. Noel musste bald von der Arbeit nach Hause kommen.
Er war meine einzige Chance aus der Hütte zu kommen ohne mein Handgelenk scannen zu müssen.
Die Hütte konnte nur durch den Sensor betreten oder verlassen werden. Nur durch das Scannen des richtigen Chips im Handgelenk konnte die Tür geöffnet werden.

Mir kam es vor als ob ich eine Ewigkeit in der Dunkelheit wartete.
Dann öffnete sich die Tür der Hütte.
Noels Silhouette trat in den Flur und legte seine Sachen ab.
So schnell ich konnte sprang ich auf und rannte aus der Hütte.

Als ich die kühle Nachtluft einatmete begann mein Herz zu rasen. Von jetzt an war ich auf mich allein gestellt. Ich rannte weiter ohne stehen zu bleiben. Immer weiter durch die Dunkelheit. Ich trieb meine Beine zu Höchstleistungen an.
Umso länger ich durch die Dunkelheit lief umso brüchiger erschien mir mein Plan. Wenn er nicht aufgehen würde wäre ich so gut wie tot. Doch ich versuchte auf meine Instinkte zu vertrauen und rannte weiter.

Da erkannte ich eine beleuchtete Grenze. Sie ähnelte einem Bahnübergang.
Ich hielt nicht an, doch auch im Laufen erkannte ich die Sensoren auf dem Grenzstreifen.
Mein linker Fuß traf direkt auf der Grenze auf und löste einen schrillen Alarm aus. Türen wurden aufgerissen und ich hörte Stimmen hinter mir.
Ich lief immer weiter.

Dann wurde ein Schuss abgefeuert und ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Unterschenkel aus. Die Kugel riss mich von den Füßen und ich knallte zu Boden.
Da hörte ich schnelle Schritte die auf mich zukamen.
Die Schusswunde würde nicht ausreichen. So schnell ich konnte zog ich das Messer aus meinem Schuh. Ich zögerte kurz, doch dann sah ich Stefans Gesicht vor mir.
Mit voller Kraft stieß ich mir das Messer in den Bauch.
Der Schmerz war stechend und der Schnee unter mir färbte sich rot. Dann verlor ich mein Bewusstsein.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt