25. Kapitel

304 24 0
                                    

Als ich Stefan nur wenige Meter von mir entfernt, blutend auf dem Boden sah, setzte mein Herz ein paar Sekunden lang aus.
Meine eiskalte Maske fiel.
Meine Menschlichkeit war zurück. Alles was ich fühlen konnte war Schmerz. Es fühlte sich an als ob ich von innen zerrissen wurde.

Ich rannte die Treppe hinauf auf die Terrasse und brach neben Stefan auf den Knien zusammen.
Sein Kopf drehte sich zu mir und als er mich ansah zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab.
"Alissa",hauchte er gequält.
Ich griff nach seiner Hand und umschloss sie mit meiner.
Tränen liefen mir über die Wangen. Stefans Hand wanderte zu meinem Gesicht und er strich mir einer Träne von der Wange.
Ich beugte mich über ihn und küsste ihn sanft.
"Ich liebe dich", flüsterte ich.

Ich wischte meine Tränen von seinen Wangen und bemerkte seinen leeren Blick. "Nein!", schrie ich auf.
"Stefan bitte bleib bei mir", brachte ich mit zitternder Stimme hervor.
Ich sah mich hilfesuchend um, erst da bemerkte ich Lena neben mir. Sie hatte bereits den Pfeil aus seiner Brust entfernt und presste Zellstoff auf die Wunde.
"Was kann ich tun?", fragte ich flehend. Doch sie schüttelte nur traurig den Kopf.

Da wurde ich zur Seite geschoben.
Kyle und zwei weitere Männer hoben Stefan auf eine Trage und brachten ihn so schnell es ging von der Terrasse runter.
Doch sie kamen nicht weit.

Zwei bewaffnete Soldaten stellten sich ihnen in den Weg und richteten ihre Schwerter auf sie.
"Einen Schritt weiter und wir machen euch auch noch kalt", sagte der rechte Soldat mit tiefer Stimme.

Ich sah mich hektisch um. Mein Blick wanderte über den Thron, Lena, das Geländer der Terrasse und wieder zurück.
Dabei blieb mein Blick an Lena hängen. Sie griff an ihren Schuh und zog ein Messer heraus.
Sie brachte ihre gesamte Kraft auf als sie das Messer mit voller Wucht in die Schulter des linken Soldaten warf.

Dieser fiel zu Boden und riss die Aufmerksamkeit des anderen Soldaten auf sich.
Kyle nutzte den unbedachten Fehler des Soldaten aus und schlug ihm das Schwert aus der Hand. Er richtete es auf seine Brust und zwang ihn Platz zu machen.
Ich sah Lena dankbar an und rannte dann hinter den Männern her.

Die Blockade der Soldaten hatte uns zu viel Zeit gekostet.
Zeit die wir nicht hatten.
Mit jeder Sekunde wurde Stefans Zustand schlechter.
Er verlor immer mehr Blut und war nicht mehr ansprechbar.

Kyle legte Stefan vorsichtig auf die Bank der Kutsche und erklärte den Männern den Weg zum Krankenhaus. Dann kam er zu mir und strich mir über die Wange.
"Die Kutsche wird euch auf direkten Weg ins Krankenhaus bringen. Dort steht ein Ärzteteam bereit, welches Lena kontaktiert hat.
Ich kann euch nicht begleiten.
Ich muss hier bleiben und den Thron übernehmen, sonst wird es Stefans Vater tun", erklärte er mir schnell und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich bedankte mich schnell bei ihm und stieg zu den anderen in die Kutsche. Die Pferde wurden angetrieben und die Kutsche fuhr los.
Ich setzte mich zu Stefan und betrachtete ihn.

Hätte ich das alles verhindern können wenn ich bei ihm geblieben wäre?

Tränen stiegen mir erneut in die Augen und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
Ich streichelte Stefan sanft über die Wange und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Wenn ich ihn verlieren werde, verliere ich auch mich selbst.

Der abrupte Halt der Kutsche riss mich aus meinen Gedanken.

Wenige Minuten später wurde Stefan auf einer Liege durchs Krankenhaus geschoben.
Alles war vorbereitet für die Not-OP.

Die Ärzte schoben ihn in den OP-Raum und ich sah ihnen nach.

Das ist vielleicht das letzte Mal das ich ihn sehe.

Ich zuckte zusammen als sich die Türen hinter den Ärzten schlossen. Dann ließ ich mich auf einen Stuhl sinken, zog meine Beine heran und stützte meinen Kopf darauf.

Jetzt wo Stefan außer Reichweite war gab es eine weitere Frage die meine Gedanken beherrschte.

Wer hatte den Pfeil geschossen?

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt