16. Kapitel

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Hinter mir stand ein verärgerter Kyle. Ich hatte mich nicht an seine Regeln gehalten.
Doch er war mir im Moment völlig egal, für mich zählte jetzt nur Stefan.

"Für wen hältst du dich Alissa? Wegen deiner Aktion hättet ihr alle drauf gehen können", sagte er wütend. Ich drehte mich wieder zu Stefan und ignorierte Kyles Worte.
Doch dadurch wurde er noch wütender.
"Du hast uns allen etwas vorgemacht. Du hattest nie vor Jorden zu retten, von Anfang an ging es dir nur darum Stefan zu retten", sagte er mit kalter Stimme.
"Du hättest genauso gehandelt, wenn es Lena gewesen wäre die im Palast eingesperrt worden wäre", entgegnete ich und stand auf.

Ich nahm Stefans Hand und zog ihn mit mir.
Wir gingen in eines der unbewohnten Zimmer.
Ich erzählte ihm von der Organisation und ihren Plänen. Unsere Beziehung erwähnte ich mit keinem Wort.
Stefan hörte mir geduldig zu. Er war begeistert von der Organisation und ihrem Vorhaben. Sein Gedächtnis wurde anscheinend nicht manipuliert sondern wirklich nur bestimmte Teile ausgelöscht.
Er war von Anfang an gegen die schreckliche Herrschaft seiner Eltern, daran hatte sich nichts geändert.
Als ich ihm alles erklärt hatte stand ich auf und ging zur Tür.
"Warte" Ich drehte mich zu ihm um. "Wie heißt du?", fragte er und sah mir in die Augen. "Alissa", sagte ich, hielt seinem Blick kurz stand und ging dann aus dem Raum.

Ich lief durch die Gänge und suchte nach Lena.
Sie war die Einzige die mir helfen konnte. Ich traf sie in der Küche a und zog sie mit mir in einen abgelegenen Raum.
"Kannst du ihm helfen?", fragte ich als ich die Tür hinter uns geschlossen hatte. "Was meinst du?", fragte sie verwirrt.
"Gibt es eine Gegenbehandlung oder ein Heilmittel gegen die Verschlüsselung seiner Erinnerungen. Gibt es irgendeinen Weg wie er wieder alle seine Erinnerungen zurückbekommt?", fragte ich.

Sie überlegte kurz und nickte dann.
"Ja es gibt eine Behandlung die diese Verschlüsselung aufheben kann. Aber ich kann dir nicht versprechen dass es funktioniert", erklärte sie.
Es gab einen Weg meinen vertrauten Stefan wieder zu bekommen. Ich würde alles dafür tun.
"Kannst du die Behandlung selbst durchführen?", fragte ich aufgeregt.
"Mit den richtigen Mitteln schon", sagte sie ruhig.
Wir besprachen den gesamten Nachmittag unser Vorhaben.

Schon morgen würde Lena die benötigten Mittel aus dem Krankenhaus besorgen und die Behandlung beginnen.
Ich war ihr so unendlich dankbar.
Als ich mich bei ihr bedankte und sie umarmte ging die Tür auf.

Robin stand im Türrahmen und sah mich an.
Lena ging aus dem Zimmer und ließ uns allein.
"Es tut mir leid", sagte er leise.
Bei seinen Worten fühlte ich mich schuldig. Ich war ungerecht zu ihm gewesen nicht er zu mir.
Doch im Moment war mein Kopf so voll mit Fragen.
Ich stand auf drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und wollte den Raum verlassen, doch da hielt er mich an meinem Arm fest und zog mich nah an sich heran.
Mein Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
"Ich möchte nicht dass es so zwischen uns ist", sagte er und ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren.

Seine Worte hätten von mir sein können. Ich wollte nie dass es mal so zwischen uns wird. So kalt und lieblos. Aber ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Sein Auftauchen hatte mich völlig überrumpelt.

"Geht mir auch so", sagte ich leise.
Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und kam meinem Gesicht näher. Als ich mich nicht bewegte sah er auf meine Lippen und dann wieder in meine Augen.
Er küsste mich sanft und legte seine Arme um mich.
Da hörte ich ein Räuspern.
Ich löste mich von Robin und sah in Stefans grüne Augen.
Ich biss mir auf die Unterlippe und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Stefans Blick wanderte von mir zu Robin und wieder zurück. "Entschuldigt ich wollte euch nicht stören, aber Kyle fragt nach dir Alissa", sagte er kalt und ging weiter.

Ich sank auf den Boden und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Es war genau das passiert was ich vermeiden wollte. Ich stand zwischen zwei geliebten Menschen und wusste nicht was ich tun sollte.
Vielleicht würde mir die Entscheidung leichter fallen, wenn Stefan nicht deine Erinnerung an mich verloren hätte..vielleicht.

Robin kniete sich vor mich und legte seine Hände auf meine Knie.
Ich schob ihn von mir und stand auf. Mit schnellen Schritten ging ich in die Eingangshalle wo Kyle schon auf mich wartete.
Er erzählte irgendetwas von zweiter Chance und Handeln aus Liebe. Vermutlich hatte Lena ihn dazu überredet.
Aber ich hörte ihm nicht richtig zu. Seine Worte war wie ein Rauschen in meinen Ohren.
Stefans Gesicht war alles an was ich denken konnte.

Als ich mich am Abend schlafen legte versuchte ich all meine Gedanken auszulöschen. Alles was ich wollte war ein bisschen Ruhe.

Mitten in der Nacht fand ich mich vor Stefans Zimmertür wieder. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Bei dem knarrenden Geräusch wurde er wach und hob seinen Kopf.
Als er mich in dem schwachen Licht des Ganges erkannte öffnete er den Mund als ob er etwas sagen wollte, doch dann fiel sein Blick auf meine Tränen. Er zog mich zu sich ins Bett und legte seine schützenden Arme um mich. Ich kuschelte mich an seine Brust und atmete seinen vertrauten Duft ein. Meine Tränen versiegten.
Ich war so glücklich ihn endlich wieder bei mir zu haben.

Ich fragte mich ob er die Vertrautheit zwischen uns spüren konnte oder einfach seinen Instinkten gefolgt war als er mich in seine Arme genommen hatte.
Seit Wochen war ich das erste Mal wieder wirklich entspannt und glücklich. In seinen Armen vergaß ich all meine Sorgen.

Doch mit dem nächsten Morgen kamen auch die Sorgen zurück.
Als ich aufstand ahnte ich noch nicht welche schreckliche Nachricht mich an diesem Tag erwarten würde.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt