3. Kapitel

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Ich stand an einer Klippe. Als eine Stimme meinen Namen rufen hörte, rutschte ich aus und konnte mich im letzten Moment am Rande des Abgrundes festhalten. So hing ich über der Klippe und meine Kräfte schwanden mit jeder Sekunde mehr. Ich wollte mich gerade wieder hochziehen, um wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben doch da kamen Schritte auf mich zu. Stefan stand vor mir und kniete sich vor mich. Ich war so erleichtert ihn zu sehen und wusste er würde mir helfen. Er legte seine Hände auf meine. "Lass los Alissa", sagte er und stieß meine Hände weg. Ich stürzte in den Abgrund.
Schnell flog ich durch die kühle Luft, spürte wie mein Herz begann zu rasen und sah wie ich auf das Wasser unter mir in der Bucht zu raste. Die Stimme rief erneut meinen Namen, doch diesmal war sie weiter entfernt. Ich kam dem Wasser immer näher und kniff die Augen zusammen. Ich prallte auf das Wasser, es fühlte sich an wie eine Stahlplatte und mich durchzog ein stechender Schmerz. Als ich ins Wasser eintauchte strampelte ich um wieder an die Oberfläche zu kommen, doch ich wurde nur immer weiter in die Tiefe gezogen. Über mir sah ich noch etwas Licht, welches auf die Wasseroberfläche auftraf. Dann wurde ich von der Dunkelheit umhüllt.

Ich fuhr aus dem Traum hoch und spürte wie sich meine Lunge langsam mit Luft füllte. Dann lehnte ich mich an die Wand hinter meinem Bett und fuhr mir durchs Haar. So intensiv hatte ich schon lange nicht mehr geträumt. Ich bekam das Bild von Stefan nicht mehr aus dem Kopf. Aber ich wollte jetzt nicht nachdenken. Ich ertrug diesen Schmerz des Verlustes in mir nicht. Als ich auf die Uhr sah war es schon ein Uhr morgens. Ich stand auf und ging ins Bad. Dort betrachtete ich mich im Spiegel. Meine langen braunen Haare fielen mir glatt über die Schultern und passten zu meinen braunen Augen. Meine Haut war leicht gebräunt und meine Schlüsselbeinknochen zeichneten sich über Stefans Shirt ab. Da lief mir eine Träne über die Wange. Ich sah wie mein Spiegelbild diese schnell wegwischte. Ich wandte mich ab und ging ins Wohnzimmer.

Dort setzte ich mich auf die Couch. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr länger zurück halten. Mein Körper begann zu zittern und Tränen liefen mir die Wangen herunter. Der Schmerz in mir wuchs mit jeden Atemzug an. Ich hatte alles verloren.
Ich holte den Zettel von Stefan hervor und betrachtete ihn. Doch meine Tränen tropften darauf und verwischten die Schrift, also legte ich ihn schnell wieder weg.
Ich legte mich hin und starrte ins Leere, doch die Tränen liegen immer weiter.

Als ich meine Augen aufschlug war es draußen schon wieder hell. Ich musste wohl gestern auf der Couch eingeschlafen sein. Ich richtete mich auf und ging ins Bad. Dort drehte ich das Radio auf volle Lautstärke, damit die Musik meine Gedanken übertönte. Ich nahm eine Dusche und zog mich dann an. Dann ging ich ins Schlafzimmer und setzte mich aufs Bett. Ich wusste nicht wie es jetzt weiter gesehen sollte.
Die nächsten drei Tage verließ ich kaum mein Bett und weinte mich jeden Tag in den Schlaf.

Als ich eines Morgens aufwachte verspürte ich unerwartet das Bedürfnis das Haus zu verlassen. Ich war frei. Niemand würde mich verfolgen oder beobachten. Die Sucher haben Stefan gefunden und ihn mit sich genommen. Für sie spielte ich keine Rolle mehr.

Unsere Erde besteht aus drei Welten.
Die Menschenwelt in der ich lebe. Die Welt der Dämonen in der Wesen wie Vampire und Werwölfe leben und die Welt der Gestaltwandler aus der Stefan stammt.
Seine Eltern sind die Herrscher der Welt der Gestaltwandler und wollen ihn als Nachfolger.
Seitdem seine Eltern an der Macht sind herrschen schreckliche Verhältnisse. Sie haben die Gesellschaft in zwei Schichten aufgeteilt. Die untere Schicht lebt an der Grenze zum Verhungern und ihnen wurden ihre Kräfte zur Gestaltwandlung genommen.
Die obere Schicht lebt in großem Reichtum und geht schrecklich mit der unteren Schicht um.
Kinder verhungern, Frauen werden vergewaltigt und geschlagen. Die Männer müssen für die obere Schicht arbeiten und haben keine Rechte.
Als Stefan 16 wurde und seine Eltern ihn als Thronfolger bestimmten floh er in die Menschenwelt. Seitdem musste er sich vor den Suchern seiner Eltern verstecken, die ihn wieder zurück in seine Welt holen sollten.

Als er mich kennen lernte, lebte er schon ein halbes Jahr hier.
Ein ganzes Jahr lang schaffte er es den Suchern zu entkommen. Doch nun hatten sie ihn und er war weg. Die Erinnerung schmerzte in meiner Brust.
Schnell stand ich auf und ging ins Bad. Als ich mich fertig gemacht hatte verließ ich das Haus. Unschlüssig wohin ich gehen sollte lief ich einfach los. Ohne auf den Weg zu achten ging ich immer weiter.
Als ich eine Straße überquerte, hörte ich plötzlich ein Auto auf mich zu kommen. Die rote Ampel war das letzte was ich sah. Dann wurde ich über die Motorhaube geschleudert und prallte auf dem Asphalt auf. Mir wurde schwarz vor Augen und ich spürte einen stechenden Schmerz an meiner Seite.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt