26. Kapitel

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Kyle

Ich sah der Kutsche hinterher und beeilte mich dann zurück zum Festplatz zu kommen.
Ich durchquerte den Palast und den königlichen Vorgarten.

Da sah ich sie auf der Terrasse.
Ihre braunen Locken wehten leicht im Wind und umrahmten ihr schönes Gesicht. Das prachtvolle Kleid umschmeichelte ihre schlanke Silhouette.
Lena.
Mein Herz schlug bei ihrem Anblick ein paar Takte schneller.
Da richteten sich ihre bernsteinfarbenen Augen auf mich.
Als sie bemerkte, dass ich sie betrachtete wandte sie den Blick wieder von mir ab.

Erst dann viel mir auf in welcher Aufregung sich das Volk auf dem Platz befand.
Der Prinz wurde soeben vor ihren Augen angeschossen.
Ein lautes Stimmengewirr nahm den Hof ein.
Ich sah den König am Fuße der Terrasse stehen.
Mir blieb wenig Zeit um mich zu entscheiden.

Da kam mir einer unserer Männer entgegen. Josh war schon jahrelang Mitglied in unserer Organisation.
"Wir wissen jetzt wer den Pfeil geschossen hat", raunte er mir zu.
Als er mir den Namen nannte war ich nicht überrascht. Ich nickte ihm dankbar zu und betrat die Terrasse.

"Der Bogenschütze, welcher vor wenigen Minuten den Pfeil in die Brust des Prinzen geschossen hat ist noch unter uns", erklärte ich und zog so die Aufmerksamkeit aller Leute auf mich. Das Volk verstummte und alle Blicke waren auf mich gerichtet.
Ich streckte meinen Arm aus und deutete auf den Fuße der Terrasse.
"König Frederik hat den Bogen auf seinen eigenen Sohn gerichtet"
Ein Raunen ging durch die Menge.
Zwei Wachen traten neben den König und führten ihn ab.
Er würde einen gerechten Prozess bekommen.
Allerdings gab es zu viele Zeugen um seine Tat zu leugnen.

"Prinz Stefan hat mir die Ehre erwiesen an seiner Stelle den Thron zu besteigen. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um diesem Land zu helfen.
Jedoch kann ich das nur mit der richtigen Frau an meiner Seite"

Ich drehte mich zu Lena um und hielt ihr meine Hand hin.
Sie zögerte kurz, doch dann trat sie nach vorn und legte ihre Hand in meine. Ich verschränkte meine Finger mit ihren und sie stellte sich neben mich.
Ich riss meinen Arm nach oben und hielt unsere umschlossenen Hände in die Höhe.
Die Menge jubelte auf und ich sah zu Lena. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment.
Dann traten wir zurück und setzten uns auf die beiden Throne.
Sophia kam zu uns und setzte uns die Kronen auf.
Musik erklang und die Menge klatschte freudig.

Ich konnte nicht glauben, dass ich es geschafft hatte.
Endlich war unsere Organisation an der Macht.
Ich war König.
Doch unser Sieg hatte einen bitteren Nachgeschmack.
Niemand wusste ob Stefan überleben würde.

Das Orchester begann etwas fröhliches zu spielen und das Volk fand sich zu Paaren und begann zu tanzen. Selten hatte ich so viele unserer Landsleute so glücklich gesehen.
Ich wandte mich zu Lena und hielt ihr meine Hand hin.
"Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte ich lächelnd.
Sie nickte und wir erhoben uns.

Ich führte sie auf die Tanzfläche und legte meine Arme um sie.
Es fühlte sich komisch an zwischen uns.
Unsere Körper waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, doch ich hatte das Gefühl wir wären Kilometer voneinander entfernt.
Etwas stand zwischen uns.
Die Trennung hatte Spuren hinterlassen.
Als ob sie meine Gedanken lesen konnte beugte sie sich wenige Sekunden später zu mir.
"Wir müssen reden", flüsterte sie mir ins Ohr.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt