14. Kapitel

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Nachdem Kyle mir alles erklärt hatte versuchte ich die ganzen neuen Informationen möglichst schnell aufzunehmen.
Diese Organisation könnte mir helfen zu Stefan zu gelangen, aber was noch viel wichtiger für dieses Land war, die Organisation könnte die Armut beseitigen und Gleichheit schaffen.

Ich musste an meine Abteilung denken. Die kleine Sarah die noch so jung aber schon so unglaublich stark war und ihre tapfere Mutter Talia. Jorden der solche Schmerzen über sich ergehen lassen musste wegen seiner Liebe zu Serena.
Diese Gesellschaft war kalt und grausam.
In dieser Sekunde wurde mir bewusst dass ich nun Teil dieser Organisation war. Ich konnte etwas in dieser Welt verändern.

Kyle küsste Lena auf die Stirn und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich muss mit den anderen noch etwas besprechen und ein paar Unterlagen sortieren. Zeigst du Alissa alles und wir sehen uns dann beim Essen?", fragte er und sah in ihre Augen. Sie nickte lächelnd und strich ihm über die Wange. Er küsste sie sanft und verschwand dann wieder aus der Halle.

Lena sah ihm nach und wandte ihren Blick dann wieder mir zu. Sie führte mich durch vielen Zimmer und Gänge. Es gab Zimmer für bestimmte Mitglieder, Bäder, eine große Küche und ein Wohnzimmer.
Als wir wieder in der Halle ankamen hatte ich so gut wie alles gesehen.

"Wieso nehmen alle an dass ich nicht an meinen Wunden schuld sei und auch nicht unrechtmäßig die Grenze übertreten habe?", fragte ich sie die Frage die mir schon die ganze Zeit auf der Seele brannte.
Sie senkte traurig den Blick und brauchte eine Weile bis sie mir antwortete. "Steven hat für dich ausgesagt. Er hat alle Schuld auf sich genommen.", erklärte sie traurig. Steven. Der Sucher der mir an meinem ersten Tag im Königspalast begegnet war. "Ist er Teil dieser Organisation?", fragte ich verwundert.
"Ja er war ein Teil dieser Organisation. Für sein Vergehen wurde er noch gestern Abend erhängt"
Bei ihren Worten zuckte ich zusammen. Dieser Gestaltwandler hatte sich für mich geopfert und dafür mit seinem Leben bezahlt. Ich spürte eine schreckliche Last auf mir. Ohne mich wäre er noch am Leben. Mein Hass gegen diese Gesellschaft wuchs immer mehr.

Beim Abendessen stellte mich Kyle dem Teil der Mitglieder welche auch hier lebten vor. Sie begrüßten mich freundlich und mir wurde an einem Tisch Platz gemacht.

Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an Lena und Kyle hängen. Er hatte einen Arm schützend um sie gelegt und sie lehnte sich an ihn an.
Die beiden wirkten so vertraut und glücklich miteinander.

In diesem Moment spürte ich noch deutlicher als sonst wie sehr mir Stefan fehlte, doch ich musste auch an Robin denken.
Mir verging der Appetit und so gab ich meine Portion an eine ältere Frau neben mir ab, die sie dankbar annahm. Nach dem Essen musste Lena zurück ins Krankenhaus um mein Verschwinden zu melden und wieder ihren Dienst anzutreten.
Sie stammte aus der Oberschicht und lebte in einer schönen Abteilung. Ich merkte deutlich wie schwer ihr der Abschied von Kyle fiel. Doch sie musste zurück in die Gesellschaft. Auch mir war es nicht recht dass sie mich hier allein ließ. Sie war für mich die einzige Vertrauensperson die ich hier hatte.

Ich sehnte mich nach meiner Abteilung. Obwohl ich die vier erst ein paar Tage kannte waren sie mir doch ans Herz gewachsen.
Ich wollte sie da raus holen. Sie hatten es nicht verdient so zu leben. Nachdem mir ein Zimmer zugewiesen worden war, ging ich zu Kyles Büro und klopfte an die Tür.

Doch als ich eintrat war es nicht Kyle der dort am Schreibtisch saß sondern ein dünner Mann mit hellblonden Haaren und blauen Augen. Als er meinen verwunderten Blick sah blitzen seine Augen kurz hell auf, dann färbten sich seine Pupillen vollkommen schwarz. Seine Augen waren rot unterlaufen und seine Adern traten hervor und zogen sich über sein Gesicht.

Dann stand wieder Kyle vor mir. Ich vergaß manchmal in welcher Welt ich mich befand, da ich bis jetzt nur in der Unterschicht gelebt hatte wo den Menschen ihre Kräfte zur Gestaltwandlung entzogen wurden.

Nichts in dieser Welt ist wie es scheint. "Hätte ich gewusst dass du es bist hätte ich mich nicht verwandelt, tut mir leid", erklärte er. "Erkennen andere Menschen wer du bist, auch wenn du eine andere Gestalt annimmst?", fragte ich verwundert. "Bei bekannten Menschen erkennt man es an den Augen. Wir Gestaltwandler besitzen zwischen Pupille und Iris einen weiteren Ring. Dieser verändert sich bei der Verwandlung nicht, bei jedem sieht er anders aus. Wenn du einen Menschen wirklich gut kennst erkennst du ihn an diesem Ring in jeder Gestalt.", erklärte er.
Ich sah ihm in die Augen und erkannte seinen Ring. Die Umrisse waren schwarz, doch innen war der Ring dunkelgrün mit helleren Flecken. Ich versuchte mir den Ring einzuprägen.

"Warum bist du zu mir gekommen?", fragte er und sah mich an. "Ich wollte fragen wie es mit der Mitgliederaufnahme in der Organisation aussieht", erklärte ich. "Wir müssen sehr vorsichtig dabei sein neue Mitglieder aufzunehmen. Es muss sichergestellt werden dass sie wirklich gegen die Gesellschaft sind und bereit sind für diese Organisation einzustehen. Wieso fragst du?"
"Den Menschen in meiner Abteilung ging es sehr schlecht und sie sind mir in dieser kurzen Zeit schon etwas ans Herz gewachsen. Ich weiß dass es noch so viele andere Menschen gibt denen es noch schlechter geht und es ist egoistisch das von mir zu verlangen, aber ich wollte fragen ob sie Mitglieder werden könnten", erklärte ich.

Kyle setzte sich an seinen Tisch und tippte etwas in seinen Computer ein. "Wenn du mir ihre Namen gibst werde ich mir ihre Daten ansehen und sie überprüfen lassen", sagte er.
Ich war ihm dankbar für sein Verständnis und nannte ihm alle Namen. Er versprach mir schon morgen Bescheid zu geben ob sie potentielle Mitglieder sind.

Als ich am nächsten Morgen nach dem Frühstück zurück auf mein Zimmer gehen wollte, kam Kyle zu mir und führte mich in sein Büro.
"Ich habe die Daten deiner Mitbewohner überprüft. Talia und Noel sind bereits Mitglieder in unserer Organisation, aber wir können sie nicht bei uns aufnehmen wegen ihrer Tochter Sarah.
Kinder sind eine Gefahr für die Sicherheit der Organisation. Sie erzählen Dinge schnell herum und können noch keine bedeutenden eigenen Entscheidungen treffen.

Jorden ist kein Mitglied in der Organisation, doch er erfüllt alle Voraussetzungen dafür.
Er ist heute bei einer Verhandlung im Königspalast wegen einer untersagten Beziehung zu einer Frau der Oberschicht. Lara ist als Ärztin befugt jederzeit den Palast zu betreten. Wir könnten sie und zwei unserer Mitglieder welche Sucher im Palast sind, noch heute schicken um ihn zu holen", erklärte er ruhig.

Da klopfte es an der Tür und Lena kam herein. Ein Lächeln breitete sich auf Kyles Gesicht aus als er sie sah. "Da bist du ja endlich wieder", sagte er und zog sie zu sich. "Ich hab heute den ganzen Tag frei", erklärte sie glücklich.

Kyle küsste sie und zog sie dabei noch näher an sich. Ich verlies den Raum um die beiden nicht weiter zu stören bei der wenigen Zeit die sie hatten.

Ich trat in den Flur und erschrak als ich in seine blauen Augen sah. Als er mich ansah bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Ich konnte nicht glauben dass er hier wirklich vor mir stand. Robin.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt