15. Kapitel

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Robin zog mich in seine Arme und als ich mich an ihn drückte spürte ich wie sehr ich ihn vermisst hatte. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter und er strich mir über den Rücken.

"Du hast mir so gefehlt, ich hatte so eine schreckliche Angst um dich", sagte er leise an meinem Ohr.
"Du hast mir auch gefehlt", flüsterte ich.
Als ich mich von ihm löste legte er eine Hand an meine Wange und sah mir in die Augen. Als er mich küssen wollte wich ich zurück.
Ich war mir meinen Gefühlen gegenüber nicht im klaren.
Stefan bedeutet mir so viel, er war mein Leben und ich würde alles für ihn tun.
Aber Robin war in so einer schweren Zeit für mich da und hat mir Halt gegeben.
Ich würde es nicht verkraften einen von den beiden zu verlieren.

Robin ließ mich los und ging davon. "Robin bitte.", rief ich ihm nach.
Als er meine Worte hörte blieb er stehen und wandte sich zu mir.
"Was bin ich überhaupt für dich? Ein netter Zeitvertreib?", fragte er kalt.
Ich war noch nicht bereit für diese Art von Diskussion.
Als ich ihm nicht antwortete ging er weiter. Ich sah ihm nach und spürte ein Stechen in meiner Brust.
Wie hatte er es geschafft hier her zu kommen?

Bevor ich Zeit hatte weiter darüber nachzudenken kamen Kyle und Lena aus dem Büro.
"Wir brechen jetzt auf um Jorden zu retten", erklärte Lena. Das war meine Chance.
"Ich komme mit. Jorden kennt mich, er vertraut mir und wird sicher ohne Widerstand mitkommen wenn er mich bei euch sieht", sagte ich schnell.
Kyle überlegte einen Moment dann nickte er. "Gut du darfst die drei Begleiten aber du musst dich an ihre Regeln halten"
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich nickte.

Wir zogen uns um und gingen dann die unzähligen Gänge und Treppen entlang bis wir wieder im Wald standen.
Die Sucher gingen voraus und Lena und ich folgten ihnen. Als ich das Ende des Waldes sah blieben die Sucher stehen und Lena trat hinter mich.
"Es ist zu gefährlich dich in deiner Gestalt durch die Straßen gehen zu lassen. Das Königspaar hat sehr viele Sucher auf dich angesetzt seitdem du wieder verschwunden bist. Ich werde in deinen Körper treten und dann wieder meine Gestalt annehmen", erklärte Lena schnell.

Kurz nach ihren Worten leuchtete es hell vor meinen Augen auf und ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Diesmal ließ ich mich schneller fallen und Lena hatte die Kontrolle über meinen Körper.
Sie wandelte mein Aussehen in ihres und ich spürte wie sie meine Beine dazu brachte weiterzugehen.

Als wir vor dem Königspalast standen scannte der Sensor mein Handgelenk, erkannte Lenas Chip und die Türen öffneten sich.
Leise traten wir in die große Halle und die Sucher schoben uns in einen kleinen Nebenraum.
Lena trat wieder aus meinem Körper heraus und die Sucher erklärten uns wo die Verhandlung stattfinden sollte. Jorden war vermutlich im Gefängnis unter dem Palast eingesperrt bevor die Verhandlung begann.

Wir gingen eine lange Treppe herunter bis wir vor einer schweren Holztür standen. Einer der Sucher ließ sein Handgelenk scannen und die Tür ging auf.
Die Gänge kamen mir nicht bekannt vor. Wir mussten uns in einem anderen Teil des Gefängnisses befinden, als in dem ich vor ein paar Tagen Stefan gesehen hatte.

Als Lena und die Sucher an einer Ecke links abbogen, rannte ich so schnell ich konnte den Gang in die entgegengesetzte Richtung entlang.
Ich trieb meine Beine immer mehr an und mein Atem ging immer schneller.

Als ich weit genug von der Gruppe entfernt war wurde ich langsamer um niemanden auf mich aufmerksam zu machen.
Dann erreichte ich einen Gang mit vielen Zellen, einige waren leer, doch in ein paar saßen auch Häftlinge.

Ich hatte nur noch seinen Namen im Kopf. Es war mir egal ob mich jemand hier sehen würde, ich musste versuchen ihn zu finden und wenn ich dieses Vorhaben mit meinem Leben bezahlen musste.

Der Gang den ich entlang lief kam mir etwas bekannt vor. Meine Beine bewegten sich wieder schneller und nach kurzer Zeit fand ich den Gang, den ich damals mit Steven entlang gegangen war.

Da sah ich ihn, am Ende des Ganges konnte ich seinen Umriss in der Zelle erkennen.
Als ich vor seiner Zelle stand, hob er den Blick und sah mich an. "Stefan", sagte ich mit brüchiger Stimme.
Doch sein Blick war noch immer leer. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich versuchte sie zu unterdrücken. Ich musste ihn da raus holen. Ich würde den Palast nicht mehr ohne ihn verlassen.

Da hörte ich Schritte den Gang entlang kommen, doch ich bewegte mich kein Stück.
Starke Arme umfassten mich und versuchten mich von der Zelle zu bewegen.
Doch ich umfasste die Gitterstäbe so fest ich konnte und schlug mit der anderen Hand um mich. "Alissa bitte", hörte ich Lenas Stimme hinter mir.

Ich schlug die Hände von mir und drehte mich zu ihnen um.
Einer der Sucher hatte immer noch seine Arme um mich geschlungen.
Ich schob seine Hände von mir und sah Lena an.
"Ich werde den Palast nicht ohne Stefan verlassen" Lena sah mich mit traurigen Augen an. "Er weiß nicht mal wer du bist Alissa", sagte sie und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid" Ich schob ihre Hand von meiner Schulter. "
Ich meine es ernst. Entweder ihr helft mir oder lasst mich hier zurück", entgegnete ich mit fester Stimme.

Einer der Sucher trat zu einem Sensor welcher an der Wand stand und scannte sein Handgelenk.
Da öffnete sich ein Fach in der Wand und der Sucher nahm einen Schlüssel heraus.
Als er die Tür der Zelle aufgeschlossen hatte, bewegte Stefan sich kein Stück. Da ertönte ein schrecklicher Alarm.
Die Tür war anscheinend mehrfach gesichert.
Wir mussten so schnell es ging hier raus.

Die beiden Sucher nahmen Stefan und trugen ihn so schnell sie konnten aus dem Palast. Lena und ich rannten ihnen hinterher.
Stefan versuchte sich gegen sie zu wehren und schlug auf sie ein, doch der eiserne Griff der Sucher ließ nicht nach.
Ich war so erleichtert als wir endlich den Wald erreichten.

Wenige Minuten später waren wir zurück in der unterirdischen Stadt. Die Sucher ließen Stefan auf der Couch runter.

Ich kniete mich vor ihn und sah ihm in die Augen. "Wer bist du?", fragte er mich verwirrt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich endlich wieder den Klang seiner Stimme. Ich wusste nicht genau was ich ihm auf seine Frage antworten sollte. Ich spürte wie mir eine Träne die Wange herunter lief.
Stefan wischte sie mir sanft weg und legte seine Hand unter mein Kinn so dass ich ihn ansehen musste. "Dein Gesicht", sagte er leise. Ich sah ihm in die Augen und spürte wie mein Herz schneller schlug.
"Es kommt mir bekannt vor", erklärte er. Hoffnung flammte in mir auf.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich musste mich zusammenreißen um mich nicht in seine Arme zu kuscheln.

Ich strich ihm über die Wange und spürte wie gut mir seine Anwesenheit tat.
Für einen kurzen Augenblick zählte es nicht ob er der alte Stefan war oder nicht. Für diesen Moment zählte nur dass er endlich wieder bei mir war.
Da hörte ich eine Stimme verärgert meinen Namen rufen.

GezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt