Die Kunst des Clowns

Mom hatte sich für den Zirkus vielleicht ein bisschen zu sehr herausgeputzt, jedenfalls fiel sie in ihrem hellen Sommerkleid zwischen all den Durchschnittsbürgern im Zirkuszelt auf.

Neben ihr saß Dad- der Nick augenscheinlich nur Popcorn gekauft hatte um es selbst zu vernaschen.

Dann kam ich und neben mir zappelte Nick schon aufgeregt herum.

Es waren viele hier. Bis auf den letzten Platz war die allerletzte Vorstellung ausverkauft. Die. Allerletzte. Vorstellung.

So sehr ich mich darum bemühte, dankbar für die Zeit zu sein, die ich mit Roy hatte, die Schwermut überwog heute.

Jedenfalls bis die Show losging- und Roy uns alles andere vergessen ließ, was außerhalb des Zirkus auf uns lastete.

Obwohl es, außer zwei Ausnahmen, die gleiche Show war, wie die erste, die ich mir mit Nick und Noah angesehen hatte, konnte ich meinen Mund nie zumachen.

Die waghalsigen Sprünge. Die unglaublichen Zaubertricks. Die fantastischen Tanzeinlagen.

Mit einem Blick auf meine Familie stellte ich allerdings fest, dass auch ihre Augen fasziniert auf der Manege klebten.

Als Anthony sich von Riverside verabschiedete, davon redete, wir seien ein unglaubliches Publikum gewesen und wie sehr er sich freue, wiederzukommen, betete ich innständig, dass er dies ernst meinte.

Er musste mir Roy wieder zurückbringen. So schnell wie möglich!

„Na? Ordentlich gelacht?" Roy umarmte mich von hinten und sah erwartungsvoll in die Runde. Dad und Nick lobten ihn in jeder Art und Weiße, während Mom einfach nur selig auf Roy und mich sah. Und ihr glücklicher, dankbarer Blick machte mich auch glücklich.

„Dürfte ich denn kurz ihre Tochter entführen?"

Wahrscheinlich schauten wir alle Roy überrascht an, doch der zog mich einfach mit sich.

„Tut mir leid, aber es gibt noch zwei Dinge, die ich erledigen muss", begründete der übermütig grinsend.

Ich runzelte die Stirn, bis ich endlich begriff. Wir hopsten die Stufen Emilys Wohnwagen hoch und traten ein.

Drinnen waren Emily, Nathan, Lynn und William, die allesamt aufschauten, als wir reinplatzten.

„Sum wollte sich noch von euch verabschieden", verkündete er, dann zwinkerte er mir zu: „In Wahrheit haben sie mich dazu gezwungen, dich noch einmal herzuschleppen"

„Da hat mein Junge recht, wir wollten uns noch einmal von dir verabschieden", unterstützte William seinen Sohn und reichte mir seine Hand.

„Ja, ja unser Junge", scherzte Nathan, kam auf mich zu und umarmte mich. „Sag mir, dass ich meinen Rausch neulich dazu genutzt habe, mit dir zu tanzen!", bat er und grinste, als Roy ihn genervt anstarrte.

Auch Lynn drückte mich mit einer leisen Entschuldigung an sich.

Und dann zog mich Emily zu sich herab und drückte mich so, als wäre ich schon immer Teil der Familie gewesen.

„Danke euch allen, für die schöne Zeit und...bitte...kommt sehr bald wieder her!" Alle nickten, Nathan am heftigsten.

Ich wandte mich zu Roy. „Was war denn das Zweite, was du erledigen wolltest?"

Nathan grinste, aber Roy ignorierte ihn.

„Dazu müssen wir in meinen Wohnwagen"

Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf seine kleine große Familie folgte ich ihm nach draußen.

Während wir also zu seinem Wohnwagen gingen, versuchte ich mir jede Kleinigkeit einzuprägen, um in den kommenden Wochen davon zu zehren- vor allem Emilys Lachfältchen.

Roys Wohnwagen war sauber und ordentlich. Einige Poster hingen an der Wand, ansonsten waren die Wände gelb gestrichen.

Roy bedeutete mir, mich auf sein Bett zu setzten und zog dann ein Päckchen aus seinem Rucksack hervor.

„Erst öffnen, wenn ich weg bin"

„Sag bitte, dass ich es nie öffnen werde, weil du nie wegfahren wirst!", bettelte ich, auch wenn ich wusste, dass es Quatsch war.

„Sag du mir, dass du mir schreiben wirst"

Ich nickte, verstaute das quadratische Geschenk in der Tasche und umarmte ihn fest.

„Danke Roy. Danke für dein Lächeln"

Die Kunst des Clowns?
Lachen, wenn das Herz weint.
Lachen, bis das Herz nicht mehr weint.

Nur noch 2 Kapitel! Danke an alle, die bis hier her gelesen und mitgefühlt haben! Schönen Tag euch allen und ... take a smile :)