Hallo ihr Lieben! Und weiter geht's!
„Hi", er nahm seine Nase ab. Ich blinzelte überrascht. „Hallo" „Hat euch die Vorstellung gefallen?" „Total!" Nick und Noah hatten ihren Roboterkampf eingestellt und stellten sich zwischen mich und den Clown. „Es war richtig, richtig mega-cool!", schwärmten sie. Der Clown lachte. „Wie heißt ihr denn?" Ich bin Noah und zehn Jahre alt"
Nick holte tief Luft und spulte dann seinen inzwischen auswendig gelernten Text herunter. „Ich bin Nick. Ich bin neun Jahre, elf Monate und eine Woche alt. In drei Wochen und einigen Stunden bin ich auch endlich zehn"
Ich muss wohl nicht mehr sagen, dass Nick es kaum erwarten konnte, endlich seinen Geburtstag zu feiern. Der Typ mit dem aufgemalten Lächeln blinzelte kurz perplex, doch dann hatte er sich erstaunlich schnell wieder im Griff. „Oh wirklich? Cool! Machst du dann eine große Geburtstagsparty?" Als hätten sie es einstudiert, und, ehrlich gesagt, hätte mich selbst das nicht gewundert, fingen beide an, alles über die bevorstehende Feier zu erzählen. Angefangen mit der Torte, die ein Marzipanfoto von Star Wars haben sollte, bis hin zur Gästeliste, die für einen Neunjährigen beängstigend lang war. Anscheinend hatte Nick noch nicht mit Mom verhandeln müssen. „Du darfst auch kommen! Wie toll wäre denn das, wenn ich einen Clown auf meiner eigenen Geburtstagsfeier hätte? Ist das nicht die überkrasse Idee, Summer?" Zum ersten Mal seit dem Gespräch schauten alle drei auf mich. „Überkrass", nickte ich. Offenbar nicht allzu überzeugend, denn der Clown lachte und hielt mir die Hand hin. „Ich bin Roy, hi! Stehst du schon fix auf der Gästeliste von dieser Superparty?" Er zwinkerte mir zu. „Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob man zu seinem zehnten Geburtstag noch die eigene große Schwester einlädt" Ich schüttelte seine Hand. „Hi, ich bin Summer"
„Ich denke schon, dass ich dich einlade", unterbrach Nick uns ernst. „Du-huuu? Hast du echt so große Füße?" Noah zeigte auf Roys Schuhe. Übergroße Clownsschuhe. Die drei lachten los, mit einiger Verspätung lachte ich auch mit. Kurz. „Du warst echt ein cooler Clown!", lobte Nick. Roy nahm seinen Hut ab und viel in eine tiefe Verbeugung. „Wohnst du hier?" Noah schaute zu Roy. „Yes, Sir. In einen von den Wohnwagen dahinten" Beide staunten. „Schon seit immer?" „Jawohl. Der Zirkus ist meine Familie, wisst ihr? Der Zirkusdirektor vorhin war mein Grandpa" „Wirklich?" „Mhm. Und der Dompteur war mein Dad" Die Kinnladen der Jungs vielen noch weiter nach unten. „Der war so mutig! Ich dachte der Elefant macht ihn gleich platt!" „Wer? Unsere Daisy?" Roy schüttelte lachend seinen Kopf. „Bist du mit allen hier verwandt?" „Jetzt seid nicht so neugierig, Jungs!", versuchte ich sie zu bändigen. Aber ich glaube, es wäre einfacher gewesen die Elefantendame Daisy zu zähmen, als Noah und meinen Bruder. „Ach, das macht doch nichts", winkte Roy großzügig ab. „Nein, ich bin nicht mit allen verwandt- aber mit vielen" „Cool! Ich wär sooo gerne auch im Zirkus!" „Ja? Was würdest du denn gerne hier tun?" „Hm...wenn diese gruseligen Strumpfhosen nicht wären, dann vielleicht so ein Trapezspringer." Roy lachte und sah auf Nick. „Und du?" „Ich würd auch gerne Artist sein. Oder Clown" „Wirklich? Cool!" „Ja. Dann kann ich den ganzen Tag Leute zum Lachen bringen und nass machen und-" „Das machst du jetzt auch schon hervorragend" Ich verschränkte meine Arme, während die Jungs unverschämt lachten. „Und ich hatte befürchtet, ich hätte dich so nass gemacht!" Roy lächelte. „Nein, sorry, da waren die beiden hier wohl schneller" Nick und Noah klatschen sich ab und wurden noch stolzer, als auch Roy sie abklatschte. Ich räusperte mich. „Wir...müssen dann auch mal wieder nach Hause" „Oooooh, schon?" „Aber wir haben doch noch nicht mal alle Tiere angeschaut!" „Sei keine Spaßbremse, Sum!" Wieder verschränkte ich meine Arme. „Schön. Dann schaut euch noch weiter um. Aber beeilt euch, klar?" Auf beiden Gesichtern breitete sich wieder ein Lachen aus. „Bye Roy. Ich frag Mom beim Abendessen, ob du zu meiner Party kommen kannst!" Mit diesen Worten winkten die beiden und liefen dann weiter zu den Tigern, die im Schatten eines Heuballens dösten. Roy winkte zurück und steckte seine Hände dann in die Hosentaschen. „Die...ähm...nächste Vorstellung beginnt bald-" Ich nickte. Ich hatte keine Ahnung, was ich noch Geistreiches sagen sollte. Ich hörte, wie er sich räusperte und sah auf. „Muss taff sein ... auf die aufzupassen" Ich nickte, rang mir ein Lächeln ab. „Du hast ja keine Ahnung" „Womit haben sie dich denn so nass gemacht?" „Wasserpistolen. Aus dem Hinterhalt" Er lachte. „Wenn du willst, kann ich meine Schwester fragen, ob sie dir was zum Überziehen leiht" Ich fuhr mir mit den Fingern durch meine nur mehr feuchten Haare. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie zottelig ich aussehen mochte. „Wer ist denn deine Schwester?" „Eine der Tänzerinnen. Die, die auch am Trapez geturnt hat"
Ich hob eine Augenbraue. „Danke, aber wenn ich in so einem Bikini nach Hause komme..." Er lachte wieder. „Hin und wieder zieht sie auch normale Klamotten an" „Danke, aber das geht schon. Es ist noch ein gutes Stück Weg bis nach Hause. Bis dahin wird das sicher trocknen"
„Wie soll ich es dann hinkriegen, dich wiederzusehen?"
Ich blinzelte überrascht, aber sein Lächeln verlor nichts an Selbstsicherheit.
Ich räusperte mich. „Vielleicht sehen wir uns ja auf Nicks Geburtstagsfeier"
Er lachte und ich musste zugeben, dass er ein wirklich ansteckendes Lächeln hatte. „Vielleicht hast du ja auch Lust, dir noch eine Vorstellung anzusehen. Wir sind noch zwei Wochen hier"
Ich lächelte. „Mal sehen" Weil ich Angst vor einem möglichen peinlichen Schweigen hatte, rief ich nach den Jungs. Überraschenderweise kamen sie schon nach dem dritten Rufen. Respekt! Noah deutete auf die gegenüberliegende Straße. „Schau mal, was machen die ganzen Leute da?" Ich runzelte die Stirn und versuchte zu erkennen, was die aufgebrachte Menge da auf ihre Plakate gekritzelt hatte. „Die demonstrieren gegen Zirkusse mit Tieren" In Roys Stimme schwang Bitterkeit mit. Ich drehte mich zu ihm, doch er sah recht verständnislos auf die Demonstranten. „Oh", machte Noah.
„Vielleicht haben sie ja auch ein Stück weit Recht, wenn sie sagen, dass es zu stressig für die Tiere ist. Das Reisen und...Kunststücke proben", lenkte ich ein.
„Mag sein, aber die kennen ja auch keinen Zirkusdirektor, der sich immer um eine neue Attraktion bemühen muss" Ich schluckte und nickte. „Tja dann-" Ich hob halbherzig meine Hand und schob dann die Jungs an.
Roys Blick löste sich von der zornigen Menge und sah wieder auf uns. „Sieht man sich also wieder?" Mein Herz schlug schnell. „Vielleicht", nickte ich, winkte noch einmal und trieb die Jungs dann an, nach Hause zu gehen.
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Die Kunst des Clowns
Novela JuvenilKinder lachen 500 Mal am Tag. Erwachsene nur knapp 15 Mal. Summer nie. Die siebzehnjährige Tochter eines Orangenplantagenbesitzers und einer ehemaligen Geschichtslehrerin fürchtet, ihr Lachen verloren zu haben. Seit Jahren leidet sie unter einer An...