19. Kapitel

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•Lisas Sicht•
  Endlich am Strand renne ich sofort ins Wasser. Ich lege mich auf mein  Surfbrett und paddle auf die Welle vor mir zu. Und dann stehe ich  plötzlich, lasse mich vom Wasser tragen und fühle mich frei. Vom Strand  aus höre ich das Gejubel von meinen Freunden. Und dann sehe ich sie! Die  perfekte Welle! Das Wasser schlägt mir ins Gesicht, mein Leben zieht wie  ein Film an mir vorüber, so lange habe ich auf sie gewartet! Breit  grinsend paddle ich auf sie zu. Langsam kommt sie mir immer näher und  dann, wie aus dem Nichts reite ich auf dieser perfekten Welle. Ich  schließe kurz meine Augen und Ein Freudenschrei entfährt meiner Kehle:  "Ich bin hier! Ich bin frei!"
Ich strecke die Arme weit von meinem Körper weg. Ich denke an nichts, sondern lasse mich einfach nur tragen.
  Ein lauter Schrei reißt mich plötzlich aus meiner Trance, vor mir  spiegelt sich die Realität wieder. Ich spüre einen harten zusammen stoß  und werde im nächsten Moment unter Wasser gezogen. Ich versuche nach  oben zu schwimmen doch ich habe komplett die Orientierung verloren. Ohne  wirklich zu realisieren was hier gerade passiert schnappe ich panisch  nach Luft, doch das einzige was meine Lunge füllt ist Wasser. Ich weiß  nicht wie lange ich so unter Wasser bin, doch plötzlich packt mich  jemand an beiden Handgelenken und ich werde mit einem Ruck nach oben  gezogen. Ich reiße meinen Kopf nach hinten so das meine Haare nach  hinten fallen als ich mit dem Kopf über Wasser bin. Jede Menge Wasser  hustend schnappe ich keuchend nach Luft und sehe meinem Retter an. Liam!  Wütend packe ich mein zerbrochenes Surfbrett und schwimme ans Ufer. Als  ich aus dem Wasser steige schmeiße ich stocksauer mein in zweigeteiltes  Surfbrett in den Sand. Liam ist noch nicht mal ganz aus dem Wasser da  gehe ich schon auf ihn los: "Bist du bescheuert? Das war meine Welle!  Ich hätte drauf gehn können! Und was mach ich jetzt mit meinem Board?  Das ist komplett am Arsch!"
Tränen steigen mir in die Augen als mich Calum im nächsten Moment in seine Arme zieht.
  "Es tut mir Leid Lisa, i...ich hab dich nicht gesehen.", versucht Liam  sich zu entschuldigen, doch ich höre ihm nicht mal richtig zu.  Stattdessen gehe ich erneut auf ihn los: "Hast du eigentlich nur den  Hauch einer Ahnung wieviel mir dieses Board bedeutet?"
"Es war nur ein X-Beliebiges Board Lisa, ich kauf dir ein neues!", sagt Liam.
  "Ein X-Beliebiges Board? Dieses Board gehörte meiner Mutter! Bevor sie  und mein Dad gestorben sind!", schreie ich ihn unter Tränen an.
"I..ich, es tut mir Leid Lisa! Ich wusste das nicht!"
  "Weißt du was Liam? Mir tut's auch Leid! Mir tut's auch Leid, dass sie  wegen mir gestorben sind! Aber was bringt mir das? Gar nichts! Denn  meine Eltern kommen deshalb auch nicht wieder!", mit diesen Worten lasse  ich alle stehen und renne einfach weg. Den Strand entlang und lasse  meine Freunde hinter mir.
An einer Klippe angekommen setze ich mich  keuchend an den Klippenrand und lasse meine Füße hinunter baumeln. Mein  Blick schweift über das endlose Meer vor mir, als mit plötzlich ein  neuer Songtext einfällt. Leise summe ich vor mich hin: "Mit jeder Welle  kam ein Traum
Doch Träume gehen vorüber
Dein Brett ist verstaubt
Deine Zweifel schäumen über

Hast dein Leben lang gewartet
Hast gehofft, daß es sie gibt
Hast den Glauben fast verloren
Hast dich nicht vom Fleck bewegt

Jetzt kommt sie langsam auf dich zu
Das Wasser schlägt dir ins Gesicht
Siehst dein Leben wie einen Film
Du kannst nicht glauben, dass sie bricht

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag
Lass' dich einfach von ihr tragen
Denk' am besten gar nicht nach

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag
Es gibt mehr als du weißt
Es gibt mehr als du sagst

Deine Hände sind schon taub
Hast Salz in deinen Augen
Zwischen Tränen und Staub
Fällt es schwer noch dran zu glauben

Du hast dein Leben lang gewartet
Hast die Wellen nie gezählt
Du hast das alles nicht gewollt
Du hast viel zu schnell gelebt

Jetzt kommt sie langsam auf dich zu
Das Wasser schlägt dir ins Gesicht
Siehst dein Leben wie einen Film
Du kannst nicht glauben, dass sie bricht

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag
Lass' dich einfach von ihr tragen
Denk' am besten gar nicht nach

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag
Es gibt mehr als du weißt
Es gibt mehr als du sagst

Stellst dich in den Sturm und schreist
Ich bin hier, ich bin frei
Alles was ich will ist Zeit
Ich bin hier, ich bin frei

Stellst dich in den Sturm und Schreist
Ich bin hier, ich bin frei
Ich bin hier ich bin frei

Das ist die perfekte Welle

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag
Lass' dich einfach von ihr tragen
Denk' am besten gar nicht nach

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag
Es gibt mehr als du weißt
Es gibt mehr als du sagst

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag dafür

Das ist die perfekte Welle
Das ist der perfekte Tag"
  "Deine Stimme ist wunderschön!", ertönt es plötzlich hinter mir.  Erschrocken zucke ich zusammen und drehe meinen Kopf in die Richtung aus  der die Stimme kommt.
"Luke, was machst du denn hier?", frage ich verdutzt.
"Wir suchen dich überall! Calum dreht fast durch vor Sorge."
"Oje, das tut mir Leid.", sage ich bestürzt.
"Weißt du was? Ich schreib ihm kurz ne Massage und dann sind alle beruhigt."
"Danke, was ist eigentlich mit den Mädels?", frage ich.
  "Naja also Maddy is nur noch am heuln seit du wieder abgehauen bist und  Sharon hat Liam gleich mal zur Schnecke gemacht.", grinst Luke, der  inzwischen neben mir sitzt.
"Oje, der Arme! Zuerst ich und dann noch Sharon."
"Wie meintest du das eigentlich vorhin als du sagtest das du am Tod deiner Eltern Schuld bist?", fragt Luke zögernd.
  "Ich rede nicht gern darüber, naja ich hab eigentlich noch nie mit  jemandem darüber gesprochen, außer meinem Bruder und meiner  Psychologin.", sage ich und eine kleine Träne fließt über meine Wange.
"Du hattest ne Psychologin?", Luke sieht mich überrascht an.
  "Was anderes blieb mir nicht übrig. Ich hatte Albträume, ist ja auch  kein Wunder, immerhin sind meine Eltern vor meinen Augen gestorben."
"Krass was ist passiert?"
  "Ich war mal wieder mit meiner Mom surfen, als uns ein Hai angriff. Ich  bekam einen Krampf im Bein und fiel ins Wasser. Meine Mom wollte mir  helfen, doch der Hai hat sie sofort angegriffen.", immer mehr Tränen  fließen meine Wangen hinunter "Durch den Krampf in meinem Bein bin ich  immer weiter gesunken. Deshalb bin ich auch vorhin so ausgerastet. Ich  wäre fast ertrunken, wenn mein Vater nicht alles mitbekommen hätte und  mich und Mom gerettet hat. Das war der letzte Tag an dem ich meine Mom  lebend sah. Kurz danach ist sie im Krankenhaus verstorben. Es war  schrecklich!"
"Das glaub ich dir, aber was ist mit deinem Vater passiert?"
"Selbstmord."

"Wetten dass..?" - Band 4 der "Forbidden"-Reihe - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt