Fröhlich vor sich her summend und die Füße baumeln lassend saß Lillian auf der Anrichte in der Küche des Castillo Haus während ihre Mutter sie mit einer Hand festhielt. Gleichzeitig versuchte die junge Frau mit der anderen Hand Wasser in den Teekocher zufüllen damit sie ihrem Schwager nachher das warme Getränk ans Bett bringen konnte. Bestimmt würde sich Germán wieder fürchterlich aufregen weil sie ihm gegen seinen Wunsch keinen Kaffee nach oben brachte doch das war der jungen Frau herzlich egal. Der Tee hatte seine Wirkung schon bewiesen denn es ging ihrem Freund schon weitaus besser als die letzten Tage.
„Mommy, ich muss dich was fragn", stellte Lilly fest nachdem sie der jungen Frau eine Weile summend zugesehen hatte und riss Angie damit aus ihren Gedanken. Der heutige Tag im Kindergarten war für das kleine Mädchen unheimlich spannend gewesen und Dean hatte ihr etwas ganz Tolles verraten. „Was denn, Babygirl?", erkundigte sich Angie und stellte noch rasch ihre Kaffeetasse unter die Maschine bevor sie sich ihrer Tochter widmete. Nur weil ihr Schwager zur Zeit auf Kaffeeentzug war hieß das noch lange nicht, dass sie mit ihm zusammen leiden musste.
Für einen kurzen Moment schien das kleine Mädchen nicht ganz sicher zu sein wie sie sich ausdrücken sollte sodass ihre Mutter sie auch wirklich verstand doch dann nickte sie kaum merklich. „Dean hat mir heute ein großes Geheimnis verratn und ich will wissen ob das wiaklich geht", erklärte Lilly ihr Anliegen. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen trat Angie zu ihrer Tochter und legte die Arme um sie. Schon wieder dieser Dean! Der Junge hatte ihrem Zwerg ganz schön den Kopf verdreht aber so viel die junge Frau wusste beruhte das auf Gegenseitigkeit denn er ließ Lilly im Kindergarten für keine Sekunde aus den Augen.
„Dean sagt, dass er imma Kekse bekommt wenn er ganz krank ist und dann geht es ihm viel sneller wieda bessa", verkündete das kleine Mädchen und sah ihrer Mutter dabei direkt in die blauen Augen. „Können wia Papá auch Kekse backen damit es ihm bessa geht?", fügte Lilly noch ihre eigentliche Frage hinzu. Sofort bildete sich ein warmes Lächeln auf Angies Lippen. Ihre Tochter würde einfach alles dafür tun, dass es den Personen, die ihr am Herzen lagen, gut ging und wenn Kekse ihren Vater gesund machen konnten dann würde sie ihm welche backen.
Lächelnd strich Angie dem kleinen Mädchen eine Locke hinter ihr Ohr. „Wenn du heute gerne Kekse backen würdest dann können wir das ganz sicher machen", stellte die junge Frau fest. Gerade in diesem Moment betrat Violetta unbemerkt die Küche. „Wir backen heute Kekse?", hakte sie begeistert nach und durchquerte fast schon hüpfend den Raum bis sie direkt neben ihrer Tante stand. Lilly nickte augenblicklich: „Wia backen Kekse damit es Papá bessa geht."
Die Kekse sollten nur für ihren Vater sein? Diese merkwürdige Idee gefiel der Neunzehnjährigen ganz und gar nicht. „Wir müssen so viele Kekse backen, dass ich auch welche abbekomme! Außerdem will ich wieder deine tollen Rumkugeln, Angie!", stellte sie daher lautstark klar und stampfte mit dem Fuß kräftig auf dem Boden auf. Kopfschüttelnd sah Angie zwischen den beiden Mädchen hin und her. Sie konnte sich jetzt schon ausmale wie es hier nach ihrem Backversuch aussehen würde!
Tatsächlich dauerte es nicht lange bis sich die drei mit mehreren Schüsseln und Rührern in der Küche wiederfanden. Germán hatte sich aus Langeweile zu ihnen gesellt. Zwar war er sofort zur Seite verbannt worden damit er nicht alle mit seiner Erkältung ansteckte denn darauf hatte so kurz vor Weihnachten keiner der Anwesenden mehr Lust aber zumindest musste er nicht mehr den ganzen Tag alleine im Bett verbringen während seine drei Frauen in der Küche am Werk waren.
Inzwischen hatte der Backversuch der drei auch wirklich Gestalt angenommen. Violetta hatte sich entschieden sich an Angies Rezept für Rumkugeln zu versuchen während die junge Frau zusammen mit ihrer kleinen Tochter den Teig für gewöhnliche Ausstechkekse zusammenrührte. Normalerweise überließ Germáns Freundin bei den Rumkugeln niemandem die Führung dafür saß sie diese selbst viel zu gerne doch diesmal hatte sie das Rezept kampflos an Violetta übergeben. „Angie, muss ich da jetzt schon Rum rein machen?", erkundigte sich Vilu in einem gefühlten fünf Minuten Abstand, der ihre Tante langsam aber doch in den Wahnsinn trieb.
Schmunzelnd sah Germán dabei zu wie die junge Frau von ihrem Teig abließ und zu ihrer Nichte eilte um nachzusehen wie diese weiter verfahren sollte. Zu seiner großen Verwunderung unterließ Angie es diesmal jedoch Violettas Werk bei jeder Überprüfung zu verkosten. „Ja, du kannst schon ein wenig Rum hineingeben aber nicht zu viel sonst kann das keiner mehr essen", stellte sie mit einem anerkennenden Nicken fest und Germán konnte nicht verhindern, dass er bei diesen Worten zu lachen anfing.
Nur all zu gut erinnerte er sich daran wie betrunken seine Schwägerin im vergangenen Jahr gewesen war nachdem sie die Rumkugeln gemacht hatte. Ohne seine Hilfe hatte sie nicht einmal mehr gewusst wie ihr eigener Name war. Dafür war sie in dieser Nacht mehr als nur ein kleinwenig anhänglich gewesen und es hatte ihn eine Menge Selbstbeherrschung gekostet ihrem Drängen nicht nachzugeben.
Umso mehr überraschte es ihn, dass sie dieses Jahr noch nicht ein einziges Mal den Teig probiert hatte. Mit einem Schulterzucken tat er diese Tatsache jedoch wieder ab. Natürlich kostete Angie den rohen Teig nicht sonst würde Lillian das auch tun wollen und das ging unter keinen Umständen. Seine Schwägerin betrunken zu sehen war eine Sache aber bei seiner vierjährigen Tochter konnte er darauf gut verzichten.
„Mommy, ist mein Deig entlich fertig? Kann ich jetz entlich Kekse machen?", quengelte Lilly und piekte mit ihrem Zeigefinger in die Teigmasse, die vor ihr auf der Arbeitsfläche lag. Für das kleine Mädchen schien sie genau richtig zu sein aber sie durfte erst mit ihren Ausstechformen anfangen wenn ihre Mutter es erlaubte. Eilig huschte die junge Frau wieder zu ihrer Tochter und rollte den Teig für sie flach aus. „Los, Babygirl, jetzt kannst du mit deinen Formen Kekse ausstechen. Ich lege sie dann für dich auf das Backblech damit du dir nicht die Finger verbrennst."
Während Lilly sich begeistert an die Arbeit machte kippte Violetta immer mehr von dem Rum in ihren Teig und hielt ihrer Tante schließlich ein Stück davon vor die Lippen. „Ist das gut so? Kannst du mal versuchen?", wollte das Mädchen wissen und ihr mehr als schiefes Grinsen verriet, dass auch sie schon von ihrem eigenen Werk probiert hatte.
Normalerweise würde Germán sich nun fürchterlich aufregen aber zu sehen wie glücklich die drei Frauen bei ihrem Backwettbewerb waren verhinderte, dass er es tat. Er wollte ihnen den schönen Nachmittag einfach nicht verderben in dem er seiner älteren Tochter nun Hausarrest verpasste weil sie sich mit dem Rumkugelteig das Gehirn vernebelte. Außerdem hatte er seiner Freundin im vergangenen Jahr auch keinen gegeben.
Bevor Angie jedoch den Teig probieren konnte tauchte Lillians Kopf direkt neben dem ihren auf. „Ich will auch kosten!", quietschte das kleine Mädchen vergnügt und mit einer Lautstärke, die ihre Mutter kurz zusammenzucken ließ. Mit einem breiten Grinsen schwenkte Violetta den Löffel in Richtung ihrer Schwester. „Bitte schön, Lilly. Es sieht ja so aus als würde deine Mommy nicht probieren wollen was ich zusammengezaubert habe", flötete Vilu gut gelaunt. So schnell, dass niemand reagieren konnte um sie aufzuhalten, hatte Lillian den Löffel auch schon in den Mund gesteckt und den Teig der Rumkugeln gekostet.
Für einen Moment herrschte Schweigen sodass man eine Stecknadel hätte fallen hören können dann drehte sich das kleine Mädchen abrupt zur Spüle um und spuckte die bittere Masse wieder aus. „Das ist eklig!", stellte sie fest und streckte die Zunge dabei heraus. Sofort schallte Violettas leicht angeheitertes Lachen durch die ganze Küche. „Vilu, ich denke, dass du jetzt genug von dem Rumkugelteig genascht hast und du, Lillian, solltest wissen, dass du fragen musst bevor du etwas probieren darfst. Was in deinem Mund ist wird nicht wieder ausgespuckt sondern hinunter geschluckt."
Bei der beiläufigen Aussage seiner Schwägerin konnte Germán sich ein als Husten getarntes Lachen nicht verkneifen. Ob Angie bewusst war was sie so eben gesagt hatte und vor allem wie zweideutig es gewesen war? Ohne an die Konsequenzen zu denken stand er von seinem Hocker auf und umrundete die Kücheninsel. Er war es ohnehin Leid nur zuzusehen also schlang er ohne Vorwarnung die Arme um Angies Hüfte. „Als ob du immer alles schlucken würdest was in deinem Mund ist", flüsterte er ihr laut genug ins Ohr sodass es auch Violetta hören konnte.
Angies Augen wurden sofort riesengroß und ihre Wangen fingen an wie Feuer zu brennen. Die Röte schoss ihr ins Gesicht. Wie konnte ihr Schwager so etwas nur sagen? Noch dazu so laut, dass seine vorlaute Tochter es hören konnte und Lillian sah ihn ebenfalls fragend an, was bedeutete, dass auch sie ihn wahrgenommen hatte. Da sie sich nicht auf sein Niveau herablassen wollte um ihm zu antworten, griff die junge Frau kurzerhand in die Packung mit dem Mehl und pfefferte es ihm ins Gesicht. „Du bist besser ganz still!"
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Heute ist wieder so ein ganz toller Tag...Gott sei Dank der letzte denn jetzt hab ich Ferien. Nachdem ich euch aber nicht wieder ein Kapitel vorenthalten wollte bekommt ihr jetzt diesen traurigen Abklatsch eines normalen Kapitels...
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Violetta - All I want for Christmas
Fiksi PenggemarNoch vierundzwanzig Tage bis Weihnachten und doch scheint es für Lillian und Violetta noch eine halbe Ewigkeit zu sein. Für Germán und Angie kann es jedoch nicht lange genug dauern so vieles ist noch zu erledigen: Wunschzettel müssen geschrieben, Ge...