Kapitel 2: Verschwunden

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Yuu:

Oberstleutnant? Bereitschaft?
Yuu verstand nicht, wovon seine Freunde da redeten. Was hatte das alles zu bedeuten? Mika schien es auch immer schlechter zu gehen. Was konnte er nur tun, damit er nicht mehr solche Schmerzen hatte? Yuu war mehr als nur überfordert. Er war ratlos und verzweifelt.

Plötzlich wurde er von Mika zur Seite gestoßen und fiel auf den Boden. Obwohl er hart mit dem Kopf gegen die Wand prallte, tat es nicht weh. Er war viel zu geschockt über die Geste seines Freundes. Er hatte ihn noch nie von sich gestoßen und schon gar nicht hatte er ihn je verletzt. Was war nur mit Mika los? Hatte es etwas mit den Schmerzen in seiner Brust zu tun? Er erkannte seinen Freund gar nicht mehr wieder. Was war aus dem freundlichen und zuvorkommenden Mika geworden?
Im nächsten Moment schienen unglaublich viele Dinge in zu kurzer Zeit zu geschehen. Mika warf Yuu einen leidenden Blick zu, stand auf und rannte von ihm weg. Seine Person wurde immer kleiner, bis sie im langen Schulflur komplett verschwand. Warum rannte er auf einmal weg? Mochte er Yuu denn nicht mehr?

"Er versucht zu fliehen!" Schrie Kimizuki laut.
"Wo bleibt Oberstleutnant Guren?"
Yuu hörte Schritte über den Flur hallen und sah seine Freunde wenige Sekunden später an sich vorbeilaufen. Auch sie rannten vor ihm weg. War er nun vollkommen allein? Zerbrach seine Familie erneut? Hatte er mit seiner egoistischen Art seine Familie verletzt? Hätte er seine Freunde vorhin nicht anschreien sollen? Hatte er etwas gesagt, dass sie verletzt hatte? Er wusste es nicht. Er war in dem Moment so wütend gewesen, dass er einfach das gesagt hatte, was ihm in den Sinn kam. Er hätte sich besser unter Kontrolle haben müssen. Es war seine Schuld.

Sein Kopf fing an unangenehm zu pochen und zu schmerzen. Plötzlich hörte er wieder Schritte über den Flur laufen. Kam Mika zurück? Hatte er sich beruhigt? Konnten sie nun endlich zusammen nach Hause gehen? Oder waren es Shinoa und Kimizuki?
Nein. Es war keiner der drei. Er hörte die Stimmen von Guren und Yoichi.
Oberstleutnant...
Guren sollte bei der Armee sein? Aber er war doch ein ganz normaler Lehrer. Nagut, er trat seine Schüler, eigentlich nur Yuichiro, beschimpfte sie ab und zu mal, Yuichiro, und hatte diesen überheblichen Blick drauf... Wenn sich Yuu so zurückerinnerte, bekam eigentlich nur er die Launen seines Lehrers ab. Aber wie jemand, der zur Armee gehörte, benahm er sich nicht. Warum nannten seine Freunde ihn also Oberstleutnant?

Yuu verstand plötzlich gar nichts mehr. In einem auf den anderen Moment geriet sein Leben aus dem Gleichgewicht. Der Morgen fing wie jeder andere auch an. Mika hatte ihn wie immer geweckt, sie aßen zusammen Frühstück und gingen zu Schule. Er und seine Freunde verstanden sich nicht und auch der Unterricht verlief wie immer. Was war also passiert, dass es sich plötzlich so geändert hatte? Yuu war doch glücklich gewesen. Sein Leben konnte zwar besser verlaufen, aber er konnte sich nicht beschweren. Er hatte einen Freund, den er über alles liebte, Freunde, die er sehr gern hatte und eine Familie. Und doch schien sich jetzt alles geändert zu haben. Sein Freund verschwand plötzlich und seine Freunde rannten ebenfalls vor ihm weg.

"Yuu? Wo sind die anderen?" Yoichis Stimme riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie näher gekommen waren. Noch immer saß er gegen die Wand gelehnt und sah auf den schmutzigen Boden. Erst als er die Stimme seines besten Freundes hörte, wandte er den Blick ab und sah ihn an. Grüne Augen musterten ihn besorgt.
"Yoichi..." Hauchte er. Zu mehr war der Schwarzhaarige in dem Moment nicht in der Lage. Sein Freund beugte sich zu ihm runter und schenkte ihm ein Lächeln. Dieses strahlte unglaublich viel Wärme und Geborgenheit aus. Dieses Lächeln hatte der Braunhaarige ihm schon immer geschenkt.
"Yuu, wo sind Shinoa und Kimizuki hin?" Wiederholte er seine Frage und legte eine Hand auf die Schulter des Anderen. Kurz zuckte dieser zusammen. Seine Wärme wurde sofort übertragen und Yuu bemerkte erst jetzt, wie kalt ihm überhaupt war.
"Sie sind Mika hinterher gerannt." Antwortete er schwach. Zu mehr fühlte er sich einfach nicht in der Lage. Was war nur los mit ihm? Er war doch sonst nicht so zerbrechlich. Seine Energie schien man dem Jungen vollkommen ausgesaugt zu haben und nur noch eine leblose Hülle hinterlassen zu haben, die erbärmlich auf dem Boden saß und nicht vernünftig reden konnte.

Book of Love ~ YūmikaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt