Phoebe POV:
Mitten in der Nacht werde ich plötzlich von einem schrecklichen Schrei wach und setze mich schweißgebadet im Bett auf. Während ich mir keuchend einige feuchte Strähnen aus dem Gesicht streiche, realisiere ich langsam, dass dieser Schrei von mir gekommen ist. Wahrscheinlich wieder einer der Albträume, die mich seit dieser schrecklichen Entführung begleiten.
Ich muss mir endlich mal darüber klar werden, dass es vorbei ist und ich wieder zuhause bin. Immer noch schwer atmend erhebe ich mich vorsichtig und suche nach meiner kleinen Lampe auf dem Nachttisch. Ich habe sie von Lucy zu meinem 13. Geburtstag geschenkt bekommen und finde sie immer noch wunderschön. Sie ist türkis mit feinen Stickereien und aus einem so weichen, feinen Stoff und sie ist... nicht mehr da.
Mit einem Schlag bin ich hellwach und die Erinnerung an das gestern Geschehene ist zurück. Sofort fange ich an unkontrolliert zu zittern und bleibe mit weit aufgerissenen Augen stehen. Ich bin wieder hier. Bei Aiden, in einem Haus mit drei anderen Jungs. Wie in Trance begebe ich mich langsam zu dem kleinen Bad und mache dort das Licht an. Erschrocken keuche ich auf, als ich mich im Spiegel sehe. Meine Augen sind verquollen und mein gesamtes Gesicht ist gerötet. Meine Haare sind verknotet und einzelne Strähnen fallen mir ins Gesicht. Vorsichtig taste ich an meinem Körper hinab und bemerke, dass ich komplett nass geschwitzt bin. So schlimm habe ich nach einem Albtraum schon lange nicht mehr ausgesehen. Geschafft stütze ich mich mit beiden Händen am Waschbecken auf, um meine zitternden Knie zu unterstützen. Schluchzend senke ich den Kopf und lasse ihn kraftlos nach vorne hängen.
Ein paar Minuten noch verharre ich in dieser Stellung, bis ich mich wieder etwas beruhigt habe. Mit einem letzten Blick in den Spiegel wende ich mich ab und gehe zurück in mein Zimmer. Kurz überlege ich, ob ich mich einfach zurück ins Bett legen soll und darauf hoffen, dass ich wieder einschlafen kann. Doch dann fällt mir auf, dass ich anscheinend die einzige ist die von meinem Schrei wachgeworden ist. Leise und vorsichtig begebe ich mich zur Tür und lausche daran, kann jedoch kein Geräusch von draußen hören. Vielleicht sind die Jungs ja gar nicht mehr da? Aber Aiden hat die Tür ja sowieso abgeschlossen. Enttäuscht drücke ich die Klinke dennoch hinunter, obwohl ich schon gar nicht daran glaube, dass sie sich öffnet. Doch sie macht es. Sie geht auf.
Geschockt bewege ich mich für einen Augenblick nicht und schaue ungläubig auf die geöffnete Tür vor mir. Und immer noch ist kein Lebenszeichen von draußen zu vernehmen. Nicht ganz überzeugt von meinem plötzlichen Glück setze ich zurückhaltend einen Schritt nach draußen und noch einen, bis ich schließlich in dem langen Flur von vorhin stehe. Behutsam taste ich mich vorwärts, vorbei an leeren Zimmern, die Treppe hinunter und bis zur Haustür, durch die ich vor wenigen Stunden von Aiden gezerrt wurde. Jeden Raum betrachte ich sorgfältig, doch alle sind leer. Die Jungs sind anscheinend wirklich nicht da. Überwältigt von dieser Glückssträhne beginne ich übermütig zu grinsen. Wenn jetzt auch noch die Haustür nicht abgesperrt ist... Sie ist offen! Nun werde ich von einem glücklichen Lachen erfasst und renne nach draußen, nicht ohne die Tür hinter mir zu schließen. Aiden soll nicht sofort merken, dass etwas nicht stimmt. Ich bin einige Stunden von zuhause entfernt und habe keine Ahnung wo ich mich befinde, aber in diesem Moment bin ich einfach nur so erleichtert, dass ich Luftsprünge machen könnte. Aber erst mal muss ich weg von diesem Haus. Während ich mich immer wieder umschaue entferne ich mich immer weiter und komme schließlich an einem kleinen Wald an.
Im Schatten der Bäume drehe ich mich ein paar Mal um mich selbst und atme tief ein. Nicht lange war ich eingesperrt, aber trotzdem ist dieses Gefühl der wieder erlangten Freiheit überwältigend.
Aber noch bin ich nicht in Sicherheit. Ein letztes mal atme ich ruhig durch und mache mich dann auf den Weg. Ich weiß selbst nicht einmal, wohin, aber erst einmal will ich so weit wie möglich weg von meinem Gefängnis. Wenn ich mich etwas entfernt habe, kann ich auch nach einer Straße und Leuten, die mir helfen können, suchen, aber das ist jetzt wichtiger. Auch, wenn ich am liebsten sofort zurück zum nächsten Haus rennen würde. Aber die Gefahr, dass Aiden und die anderen zurück kommen und mich sehen, ist einfach zu groß. Mit großen Schritten laufe ich weiter und freue mich jetzt schon darauf, Mina wieder zu sehen. Und Ethan, Lucy, Ally... einfach alle. Mit einem glücklichen Lächeln laufe ich durch den Wald und werde mit jedem Schritt sicherer.
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So, nach ein paar Tagen gibt es wieder ein neues Kapitel :)
Ich hoffe, es gefällt euch! Gleich kommt jedoch ein kleiner Junge, dem ich Nachhilfe gebe, deshalb habe ich erst nachher Zeit, Korrektur zu lesen.
Wenn euch das Kapitel gefällt würde ich mich über ein Vote und/oder einen Kommentar freuen :)
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Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt - muss ich dann vor ihr gehen?
Teen Fiction„Ich... bin raus gefallen. Und jetzt komm ich nicht mehr hoch.", erwidere ich hastig. Das klingt nicht ganz so doof wie „Ich wollte aufs Klo, hab dann aber beschlossen, einen umkippenden Laster zu simulieren und möchte jetzt aber doch ganz gerne wie...