Phoebe
Seit der Auseinandersetzung zwischen Aiden und mir sind nun schon einige Wochen vergangen. Täglich schaut Sam nach mir, bringt mir etwas zu essen und zu trinken und wir unterhalten uns eine Weile, wenn seine Zeit es zulässt.
Die restlichen Stunden jedes einzelnen Tages ziehen an mir vorbei und es fällt mir schwer, sie zu unterscheiden. Es gibt keine Unterschiede zwischen ihnen, sie sind gleich, vollkommen gleich. Und langsam scheint es mir genauso zu gehen. Mit jeder Stunde, jeder verdammten Minute in diesem kleinen Raum verschwindet ein Teil von mir. Ein Teil meiner Persönlichkeit, meiner Gefühle.
Doch eigentlich ist verschwinden hierfür das falsche Wort, vielmehr scheinen diese Teile sich zu verbergen, versteckt zu sein, wartend auf eine bessere Zeit.
Daher besteht meine tägliche Aufgabe darin, mich selbst zu erhalten, mich nicht komplett zu verlieren. So wie die Wahrscheinlichkeit auf Rettung sinkt, so steigt meine Hoffnung darauf, denn sie ist das einzige, was mich daran hindert, aufzugeben.
Außerdem arbeite ich schon seit einigen Tagen an einem Fluchtplan. Das letzte Mal habe ich unüberlegt gehandelt, womit das Misslingen eigentlich schon vorher klar war.
Doch dieses Mal habe ich genau überlegt, wie ich hier rauskommen werde. Die Lösung besteht hierbei darin, nicht mich zu meinen Rettern, sondern meine Retter zu mir zu schaffen. Da ich mich nun relativ frei im Haus bewegen darf, habe ich so manches beobachten können.
Zum Beispiel, dass die Jungs geplant haben, an diesem Freitagabend feiern zu gehen. Dabei wären sie dann etwas länger aus dem Haus als während dem Einkaufen oder anderen kleinen Pausen, die mir von ihnen gegönnt wurden.
Gedankenverloren zeichne ich immer größe werdende Kreise auf meine Bettdecke, die nach einiger Zeit leichte Falten wirft. Natürlich kann auch hierbei einiges schiefgehen. Wenn meine Entführer meine Tür zuschließen, habe ich nicht wirklich große Chancen, meinen Plan zu verwirklich.
Ich kann also nur darauf hoffen, dass sie mir weiterhin meinen Freilauf lassen. Mein Finger hält inne und ich schnaube leise. Freilauf, Hoffnung darauf, nicht eingeschlossen zu werden. Wie schnell sich alltägliche Freiheiten, die einem so selbstverständlich erscheinen, doch ändern können.
Die nächste Schwierigkeit ist das Finden eines Telefons. Ein Festnetztelefon gibt es nicht, daher muss ich es irgendwie hinbekommen, das Handy von einem der Jungs zu stehlen. Doch auch dafür habe ich bereits einen Plan.
Und für ebendiesen muss ich nun noch etwas vorbereiten. Seufzend erhebe ich mich von meinem Bett und humple in das kleine Bad. Meine Verletzung ist noch nicht ganz abgeklungen und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich durch die fehlende ärztliche Behandlung auch nicht sehr bald von allen Schmerzen befreit sein werde, aber ich habe mich daran gewöhnt.
In dem kleinen Raum stütze ich mich mit einer Hand am Waschbecken ab und durchsuche mit der anderen den kleinen Schrank. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Aiden vor einiger Zeit Schminkutensilien erwähnt hat.Bisher habe ich noch keinen Gebrauch davon gemacht, wozu auch? Nun könnte es mir allerdings von Nutzen sein.
Weiterhin durchwühle ich erst den Schrank und danach auch die Schubladen. Ein Kamm, eine Nagelschere, einige Zahnbürsten und eine leere Zahnpastatube landen im Waschbecken und auf dem Boden und nach und nach wird alles etwas übersichtlicher und schließlich finde ich, wonach ich gesucht habe. Zwar sind es nur etwas Mascara und ein zersplitterter Lidschatten, doch für mein Vorhaben sollte es reichen.
Nach einem tiefen Durchatmen setze ich die Bürste an meinen Wimpern an und beobachte im Spiegel, wie sich die hellen Haare schwarz färben. Nachdem ich auch meine Lider zum Glänzen gebracht habe, betrachte ich mich noch einmal kurz im Spiegel, bevor ich mich lautlos abstoße und zurück in das Zimmer begebe.
Energisch ziehe ich an einer der Schubladen, der mittleren, die beim Herausziehen immer ein wenig klemmt. Auch jetzt muss ich es ein weiteres Mal versuchen, bis ich sie weit genug öffnen kann, um an den Inhalt zu gelangen. Sam hat mir einige Kleidungsstücke besorgt, damit ich nicht immer in den Klamotten von ihm und Aiden herumlaufen muss. Normalerweise trage ich nur die zwei gleichen Hosen und Pullis, stets abwechselnd. Doch heute brauche ich etwas anderes.
Zögerlich greife ich nach einem weiter hinten versteckten Kleidungsstück und ziehe es dann ein wenig entschlossener nach draußen. Bei dem schwarzen Kleid, das ich in den Händen halte, wurde nicht nur an Verzierungen, sondern auch sichtlich an Stoff gespart. Prüfend schwinge ich meinen Arm ein wenig hin und her und streiche mit einer Hand über die leichten Falten, um sie ein wenig zu glätten.
Nach einem kurzen Blick zur Tür und einem aufmerksamen Lauschen streife ich schnell meine Klamotten ab und schlüpfe in das Stück Stoff.
Kaum habe ich das Nötigste verdeckt, höre ich auch schon Stimmen und Schritte von unten, die Jungs scheinen sich bereit zum Aufbruch zu machen. Ein letztes Mal atme ich tief durch.
Let the show begin.
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Ich schreibe diesen Text jetzt zum dritten Mal, da Wattpad es wieder gelöscht hat ._.
Kurzfassung:
Entschuldigung für das kurze und schlechte Kapitel und die seltenen Updates. Geht zurzeit wegen privaten Problemen, Schulstress und fehlender Motivation/Kreativität nicht anders.
Über Kommentare und/oder Votes würde ich mich freuen, das ist eine tolle Motivation weiterzuschreiben und eine gute Rückmeldung :)
Wie alt seid ihr eigentlich alle? Wäre mal interessant :)
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Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt - muss ich dann vor ihr gehen?
Teen Fiction„Ich... bin raus gefallen. Und jetzt komm ich nicht mehr hoch.", erwidere ich hastig. Das klingt nicht ganz so doof wie „Ich wollte aufs Klo, hab dann aber beschlossen, einen umkippenden Laster zu simulieren und möchte jetzt aber doch ganz gerne wie...