Romance

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Der Abend ist zwar noch jung, aber die Dunkelheit draußen lässt es aussehen wie mitten in der Nacht.
Ich sitze auf meinem Bett mit leiser Musik im Hintergrund entspanne mich. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab, und nicht selten zu Courtney. Ihre Geschichte. Sie hatte in 15 Jahren mehr durchstehen müssen als die meisten anderen.
Aber sie ist verrückt und wäre außerhalb dieser Anstalt eine ernst zu nehmende Bedrohung. Keine Frage. Aber nicht so ernst wie ...Robin. Ein wohliges Gefühl überkommt mich, gleichzeitig bekomme ich eine Gänsehaut. Als es an meiner Tür klopft, zucke ich zusammen. »Venice? Abendessen ist da!« Ich stürze zur Tür. »Hey Alex.« Er grinst wieder. Er gibt mir einen warmes Tablett in die Hand. »Schupfnudeln?« Er lacht. »Ja! Meine Eigenkreation. Das Rezept ist von meiner Mutter aus Deutschland. Es schmeckt köstlich, vertrau mir.«  Ich lächele. »Das tu ich doch immer.«
Ich schließe die Tür, nachdem ich noch ein bisschen mit Alex geredet habe. Und Alex hat Recht- es schmeckt wirklich gut. So gut, dass ich keine drei Minuten brauche, bis der Teller leer ist.
Ich setze mich auf mein Bett und hole aus dem Nachtkästchen einen Block und mein Bleistiftset. Ich hole einen feinen heraus und fahre mit der Miene über das Papier. Was zu Beginn nur einzelne Striche sind, bildet sich später zu der Silhouette einer Person. Ich muss auch nicht lange überlegen, welche Person das darstellen soll. Robin Brooks.
Ich betrachte mein Werk und bin erstaunt über diese Ähnlichkeit.

Nach einer Weile bin ich zu müde um weiter zu zeichnen.
Ich lege mich in mein Bett und will gerade das Licht ausmachen, als ich es an meiner Tür klopfen höre. Schlaftrunken öffne ich sie und auf einmal schießt mir die Röte in den Kopf und ich bin hellwach. »Robin, was machst du denn hier?!« Robin steht in einer grauen Jogginghose und einem weißen T-shirt vor mir. Wie ist er durch die geschlossene Türe gekommen?

»Wie bist du hierhergekommen?« Er schiebt mich in mein Zimmer zurück und schließt die Tür. »Psst! Weck nicht die ganze Anstalt auf!« Immer noch geschockt sehe ich ihn an. »Wie bist du hierhergekommen?«, wiederhole ich. »Denkst du wirklich, dass ausgerechnet ich sechs Jahre in meinem Zimmer verbringe?«
Er lacht leise und zeigt seine weißen Zähne. »Oh Venice. Was meinst du wie oft ich nachts unterwegs bin?« Ich zucke die Schultern. Robin sieht sich in meinem Zimmer um. »Es ist sehr schön hier. Mir gefällt dein Geschmack.« Ich stehe stumm da und überlege, was ich tun soll. Um Hilfe rufen? Wegrennen? Robins Blick fällt auf die Zeichnung auf meinem Nachtkästchen. Er nimmt es in die Hand und mustert es eingehend. »Wer ist das?« Ich überlege nicht lange. »Das ist... mein Bruder.« Er sieht mich ungläubig an. »Dein Bruder?« »Ja. Er heißt... Matt. Matt Porter.« Er nickt. »So. Dein Bruder.« Er setzt sich auf mein Bett, genau dorthin, wo ich ihn haben will. Ich muss mich beherrschen, mich nicht auf ihn zu stürzen. Diese Anziehungskraft, die er auf mich ausübt. Ich muss mich echt ziemlich konzentrieren um ihr standzuhalten. »Was suchst du hier, Brooks?«, versuche ich ihn in einem neutralen Tonfall zu fragen. Seine blauen Augen beobachten mich eingehend. »Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen.« Empört stelle ich mich genau vor ihn, sodass er seinen Kopf anhebt um mich ansehen zu können. »Nach dem Rechten sehen, meinst du? Jetzt denk mal nach, wer dafür verantwortlich ist, dass es gerade nicht "recht" ist. Du solltest jetzt nämlich oben, abgekapselt in deinem Bett liegen und schlafen. Dann wäre alles beim Rechten.« Verächtlich schnaubend legt er sich auf mein Bett. »Ach. Denkst du. Darf ich dir mal einen Tipp geben? Verlass dich niemals auf Türschlösser. Erst recht nicht in einem Haus voller Psychopathen wie mir.« Ich nicke. »Zu gut, dass du das sagst. Von alleine wäre ich nicht darauf gekommen!« Meine Stimme trieft vor Sarkasmus, aber das scheint Robin in keinster Weise zu stören. »Glaub mir, es gibt schlimmere Typen wie mich.« Ich nicke. »Da wäre zum Beispiel Nick Hayets.« Robins Gesichtszüge entgleisen. Er sieht mich schockiert an. Ich habe ihn komplett überrascht. Er sieht mir einfach nur in die Augen. Ich mache es ihn gleich. Ich werde nicht nachgeben. Robin steht auf, ohne den Blick abzuwenden. Er stellt sich genau vor mich, seine blauen Augen auf meine gerichtet. Er kommt ganz dicht zu mir, streift mir eine Strähne  aus dem Gesicht und flüstert mir ins Ohr. »Du hast deine Rechnung leider ohne Robin Brooks gemacht, Süße. Verlass dich darauf.« Dann verschwindet er aus dem zimmer und lässt mich in meiner Verwirrung alleine zurück.

Robin BrooksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt