11. Kapitel

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Bild: Sophia Rodriguez

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„Komm sofort her!"

Ich saß immer noch unter dem Tresen; traute mich nicht hinauszukriechen, da eine wütende Mexikanerin vor mir stand.

„Ich will nicht."

Mittlerweile waren die anderen hinter Sophia getreten, doch sie schauten mich eher mitleidig an.

„Ich sagte, du sollst her kommen!", brüllte sie mich an, sodass ich zusammenzuckte.

Vorsichtig kam ich unter dem Tresen hervor. Alle in der Bar schauten besorgt zu mir, als drohte mir eine Tracht Prügel. Ich würde es ihr zutrauen, so ist das nicht, aber sie würde es nicht in der Öffentlichkeit tun und wenn doch, wären es nur leichte Schläge auf den Hinterkopf.

Wie ein eingeschüchterter Hund lief ich auf Sophia zu.

„Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, als...", begann Anne, wurde jedoch von Sophia unterbrochen.

„Wir dürfen jetzt nicht weich werden. Also, Fräulein, warum bist du abgehauen?"

Sie klang wirklich wie mein Onkel. Bestimmt. Herrisch. Als würde sich mich besitzen.

„Hör auf dich wie mein Onkel aufzuführen", sagte ich mit gesenktem Kopf jedoch mit festem Ton zu ihr.

Sie schaute mich geschockt an. Anscheinend traf sie das sehr tief, vor allem weil sie wusste, wie er war. Schließlich senkte sie ihren Blick.

Anne, Mason und Dmitri schauten mich ungefähr genauso geschockt an wie Sophia.

Tränen traten mir in die Augen, als ich sah, dass eine Träne von Sophia auf den Boden platschte. Langsam ging ich auf sie zu, um zu testen, ob sie zurückwich. Doch sie tat es nicht. Ich schloss sie in meine Arme und drückte sie fest an mich. Viele laute „Oh" 's schwirrten durch die Bar. Ich musste lachen, so traurig ich auch war. Sophias Körper erbebte fast zeitgleich. Nicht vor weinen, sondern da sie ebenfalls lachte.

Wir lösten uns beide voneinander. Ich wischte mir mit meinen Händen die Tränen von den Augen.

„Tut mir leid. Ich hab mir bloß Sorgen gemacht", sagte sie kleinlaut.

„Tut mir leid. Ich musste einfach mal raus", sagte ich kurz nach ihr.

Wir grinsten uns doof an. Anne schritt auf uns zu und umarmte uns. Dabei weinte und lachte sie zur selben Zeit.

„Ihr seid bescheuert, aber ich hab euch trotzdem lieb."

Plötzlich schlangen sich noch zwei Arme um unsere Körper.

„Gruppenkuscheln!"

„Mason, sofort weg von den Mädchen!", meckerten Marrex und Dmitri gleichzeitig.

Mason trat betreten zurück und kassierte von Dmitri eine Nackenschelle. Wir ließen uns auch los. Dabei bekamen wir einen Lachanfall, weil Mason und Dmitri sich schlugen wie kleine Kinder. Erst haute Dmitri Mason eins auf die Wange, weil er sich nicht ein bekommen konnte vor grinsen, dann gab Mason ihm eine zurück. Das ging so lange, bis sie dastanden und beide mit den Händen in der Luft umherfuchtelten. Schlussendlich ging Marrex dazwischen. Dabei bekam er auch ein oder zwei Schläge ab, woraufhin er die Männer am Kragen packte und hinaus beförderte.

Green Ice - Scharfe KrallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt