„Mamaaaaa“, schrie ich aus Leibeskräften, doch alles was aus meinem Mund kam, war ein leises Quieken.
Der Angstschweiß stand auf meiner Stirn, meine Augen waren mit Wasser gefüllt und ich zitterte am ganzen Körper. So besorgt war ich in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen. Mein Körper fühlte sich schwerer an als sonst und ich bekam jeden einzelnen Knochen zu spüren.
„Du -“ Schon nach dem ersten Wort versagte meine Stimme. Ich stand direkt vor meiner Mutter, die mich, dieses mal ernsthaft besorgt, von oben bis unten musterte.
Sie packte mich an den Schultern und hielt mich fest, sodass mein Körper gezwungen war, still zu stehen.
„Mila! Was ist denn passiert? Sprich mit mir!“, schrie sie verzweifelt.
Sie wusste genau, dass ich es hasste, wenn sie mich so nannte!
„Du musst mich sofort zum Krankenhaus bringen!“, stammelte ich.
„Aber.. Ich kann hier nicht weg, das weißt du. Wenn dein Vater von der Arbeit nachhause kommt, möchte er etwas zu Essen haben. Erzähl mir erst einmal um was es geht!“
Ich befreite mich aus ihrem Griff, wich einen Schritt zurück und brüllte ihr mitten ins Gesicht: „Weißt du was? Koch doch dein Essen damit ihr alle nicht verhungert! Euch interessiert es doch einen Scheißdreck, wie es mir geht! Irgendwie werde ich zum Krankenhaus kommen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“
Dann stürmte ich hinaus und schlug die Türe hinter mir mit voller Wucht zu. Kurz überprüfte ich mein Aussehen, um sicherzugehen, dass ich nicht völlig verheult aussah, dann lief ich zur Bushaltestelle und stieg in den ersten Bus ein, der beim Krankenhaus Halt machte.
Die Fahrt dauerte 35 Minuten und da der Bus ziemlich voll war, setzte ich mich zu einem Jungen, der ungefähr in meinem Alter zu sein schien. Um zu vermeiden, dass er mich womöglich anquatschte und sich mit mir unterhalten wolle, steckte ich mir die Kopfhörer ins Ohr. Ich hatte keine Lust auf Musik und schaltete sie deshalb auch nicht ein, aber noch weniger Lust hatte ich auf eine Konversation mit einem Jungen.
Es kam mir vor, als würde die Fahrt nie enden. Doch in der Ferne erspähte ich schon das Krankenhaus. Ich gab die Stöpsel wieder aus den Ohren, steckte mein Handy in die Tasche und erhob mich, um so schnell als möglich auszusteigen.
„Hey, steigst du schon aus?“
Na toll. Genau das wollte ich vermeiden. Ich ignorierte die Frage des Typens und war froh, dass wir bereits angekommen waren. Also sprang ich aus dem Bus und rannte auf das Gebäude zu.
Ich kam in eine große Empfangshalle und sah mich kurz um. Rechts erblickte ich eine Glaswand, die sich über die ganze Breite des Raumes zog und so dem Raum teilte. Links sah ich eine Tafel.
„Notaufnahme“, murmelte ich und war froh darüber, nicht mehr ganz so panisch wie zuvor zu sein.
Dann fiel mein Blick endlich auf den Infopoint, bei dem eine ältere Frau saß. Ich fragte nach Justin Bieber und erklärte, dass ich eine Freundin von ihm sei.
„Es tut mir sehr leid junge Dame, aber Ihr Freund wird gerade operiert. Ich darf ihnen leider nicht mehr Auskunft geben, aber vor dem OP sitzt seine Mutter, vielleicht kann Ihnen diese weiterhelfen.“
Nun ergaben all diese Teile in meinem Kopf einen Sinn. Sie schienen sich wie ein Puzzle zusammenzusetzen und plötzlich tat es mir unheimlich leid, dass ich Justin so wütende Nachrichten geschickt hatte. Ich hasste mich dafür. Mein Freund lag im Sterben und meldet sich einige Tage nicht und ich hatte so wenig Vertrauen in ihn, dass ich dachte, er hätte mich nur verarscht. Ich hätte mich am liebsten geohrfeigt.
Erst jetzt wurde mir klar, dass die Dame auf eine Antwort wartete.
„D..danke“, stotterte ich schnell und lief weiter in Richtung Operationssaal.
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Lifesaver - A Justin Bieber Story
RomanceEine Geschichte, die über Selbsthass und Hilfslosigkeit, und auf der anderen Seite über die Liebe und den Zusammenhalt erzählt. Die handelnden Personen sind frei erfunden, namentlich kommen Justin Bieber und dessen Mutter Pattie Mallette vor, die al...