Teil 28

164 8 2
                                    

Lieber Justin,

dass ich mich die letzten Tage nicht bei dir gemeldet habe, tut mir schrecklich leid. Aber bitte glaub‘ mir, es hat seine Gründe.

Diesen Brief schreibe ich dir als meine letzte Nachricht. Bitte behalte dir das beigelegte Armband als Erinnerung an die kurze, aber schöne Zeit, die wir miteinander hatten. Und du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass ich sie wirklich sehr genossen habe, dann kommt das aus tiefstem Herzen.

Ich bin dir so dankbar, Justin. So unheimlich dankbar. Dank dir habe ich gelernt, was Liebe ist. Was es heißt, jemanden mehr als alles andere zu lieben. Für jemanden alles stehen und liegen zu lassen, wenn es dem anderen schlecht geht. Leider konnte ich dir das nie richtig zeigen, und ich bereue es aus tiefstem Herzen. Ich habe dir seit wir uns kennen etwas verschwiegen. Etwas, das mich jetzt dazu gebracht hat, mich aufzugeben. Um ehrlich zu sein, geht das schon ‘ne ganze Weile so. Ich rede von ungefähr vier Jahren. Angefangen hat alles, als meine Oma starb, bloß war ich damals zu jung, um etwas zu merken. Ich habe viele Wochen lang nur geweint, doch irgendwann besserte sich die Situation und ich lernte, glücklich zu sein. Tief in meinem Inneren war ich es natürlich nicht, aber das war mir mit elf Jahren nicht bewusst. Meine Großmutter war der allerwichtigste Mensch in meinem Leben. Mein Vater ist oft monatelang auf Firmenreisen und ich hatte schon immer das Gefühl, dass meine Mutter meine Schwester lieber hatte als mich. Bis heute bin ich der Meinung, dass sie mich hasst. Aber Oma war immer auf meiner Seite, egal um was es ging. Sie stand immer zu mir.

Jedenfalls merkte ich zwei Jahre nach ihrem Tod, dass ich das alles noch immer nicht verarbeitet hatte. Ich weinte abends im Bett und hörte tagsüber sogar auf zu Essen. Nachdem ich einige Kilo verloren hatte zwang mich meine Mutter dann, Nahrung zu mir zu nehmen. Sie drohte mir mit einer Klinik und gab mir wochenlang Hausarrest. Ich nahm also wieder zu, und da es sie einen scheißdreck interessierte, wie es mir wirklich ging (ihr war nur ihr positives Image wichtig), war sie zufrieden.

Doch irgendwie kam ich letztes Jahr zur Klinge und seither wurde alles in Lichtgeschwindigkeit immer schlimmer und schlimmer. Es ist wie eine Sucht. Ich hasse mich für jede einzelne Narbe auf meinem Unterarm. Und genau dieser Selbsthass, hat mich wieder in die Magersucht getrieben. Ich kann mich nicht mehr in den Spiegel sehen, ohne beinahe zusammenzubrechen. Ich gehe seit zwei Wochen nicht mehr zur Schule. Ich erbreche jede meiner Mahlzeiten. Ich greife täglich zur Klinge. Ich habe meine beste Freundin verloren. Ich kann nicht mehr, Justin. Verstehst du das? Dieses Verlustgefühl ist zu groß, der Selbsthass noch größer. Sei nicht traurig, wenn du mich nie wieder siehst. Bei meiner Oma wird es mir besser gehen. In ihrer Nähe ging es mir schon immer besser.

Ich muss weg von hier, weg von all den Menschen, die mir Leid zufügen und denen, die ich verletzte oder verletzt habe. Ich muss weg von dieser Welt.

Bitte versprich mir, dass du an mich denken wirst, jedes Mal, wenn du in den Himmel schaust.

Versuche mich nicht, daran zu hindern, denn die Entscheidung ist getroffen. Nichts und niemand wird mich zurückhalten. Glaube mir, es ist besser so.

Also weshalb ich die letzten Tage nie bei dir war, war weil ich Angst hatte. Angst, mich dir so zu zeigen. Ich schäme mich. Ich schäme mich so sehr für alles, was ich mir und anderen angetan habe.

Ich werde dich nie vergessen und warte auf dich!

Du bist mir wichtiger, als du denkst und ich liebe dich von ganzem Herzen. Leider werde ich nie erfahren, ob du meine Liebe erwidert hättest, aber selbst das könnte mich nicht hindern.

„If I’m off to die, don’t cry, look at the sky and say goodbye“ <3

Jamila

Lifesaver - A Justin Bieber StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt