Teil 23

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Jamilas Sicht:

Unentschlossen stand ich nun seit zehn Minuten vor meinem Schrank und suchte nach einem passenden Outfit, um mal wieder auszugehen. Rosalie, eine meiner besten Freundinnen, bestand darauf, mich von allem abzulenken, was gerade passierte. Und eigentlich hatte sie nicht unrecht. Ich freute mich auf den Abend mit ihr und meinen anderen Mädels. Ausgenommen Sofi natürlich, aber darüber wollte ich gerade nicht nachdenken. Immer noch unschlüssig, zog ich ein schwarzes Minikleid heraus und probierte es an. Es war eng geschnitten und betonte meine Figur sehr. Zu sehr, für meinen Geschmack. Ich fühlte mich unwohl und mollig, deshalb zog ich es wieder aus.

Nein, du lasst dir jetzt nicht die Laune wegen deiner Figur verderben, ermahnte ich mich selbst.

Aber das war leichter gesagt, als ausgeführt. Denn ich schlüpfte in alle meine Kleider und fand keines, in dem man meine Speckröllchen nicht sah. Allmählich wurde ich wütend, und ich wusste, wenn ich jetzt nichts anderes tat, würde es wieder im Badezimmer mit der Klinge enden. Deshalb beschloss ich, mich erst einmal zu schminken.

Ich trug einen blassen, roten Lippenstift auf und kombinierte es mit schwarzer Mascara. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Rosa gesagt hatte, sie würde mich um 19:00 Uhr abholen. Nur noch fünf Minuten, und ich hatte immer noch kein Outfit gefunden! Aber bei dem Problem blieb es nicht, denn jedes Mal, wenn ich mein Gesicht im Spiegel sah, stürzte ich in ein kleines, schwarzes Loch. Ich verglich mich jedes Mal mit Rosa, Sofi und den anderen. Sie hatten eine Traumfigur und ein bildhübsches Gesicht, mit dem ich nicht mithalten konnte. Auch, wenn mir oft gesagt wurde, dass ich hübsch sei, wusste ich, dass das gelogen war. Wieder einmal sank ich auf dem Boden zusammen. Ich hatte das Gefühl, weinen zu müssen, alle Sorgen einfach wegspülen zu müssen. Aber es kam keine einzige Träne. Wahrscheinlich hatte ich die letzten Tage und Wochen genug geheult. Ich würde Rosa einfach sagen, dass ich krank sei und nicht mitgehen könne. Doch da läutete es schon an der Türe.

„Shit“, murmelte ich und sprang auf.

Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass Sofi plötzlich vor mir stand. Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, trat sie auch schon herein und schloss die Türe hinter ihr.

„Hi“, sagte sie mir sanfter Stimme.

„Sofi.. ich äh. Hallo“, gab ich zurück.

„Alles okay? Du siehst traurig aus.“

„Traurig? Nein, mir geht’s gut.“

Ich zwang mich zu einem müden Lächeln, obgleich ich wusste, dass sie mir nicht glauben würde. Es machte mich wieder ein bisschen wütend, dass ihr nicht auffiel, wie es mir wirklich ging.

„Hey, ich merke, dass etwas nicht stimmt, also sag schon.“

„Ich habe gerade echt keine Zeit Sofi, Rosalie holt mich jeden Moment ab und sieh mich an, wie ich aussehe.“

„Du bist hübsch.“, meinte sie.

„Danke, aber nein. Ich hab meinen ganzen Schrank auf den Kopf gestellt und einfach kein Outfit gefunden. In jedem sehe ich aus, wie eine Wurst.“

Jetzt musste Sofi lachen. Ich wusste, dass sie es nicht böse meinte, aber ihre Anwesenheit störte mich einfach.

„Du kannst gerne morgen wieder kommen, aber ich habe heute wirklich keine Zeit, okay? Sorry.“

Ich umarmte sie flüchtig, öffnete die Haustüre und begleitete sie nach draußen.

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Als Sofi sich auf dein Heimweg machte, ärgerte sie sich darüber, dass sie sich wieder von Jamila abweisen hatte lassen und schon wieder keine Entschuldigung hervorgebracht hatte. Sie hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt!

Lifesaver - A Justin Bieber StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt